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Zimmermann, Karin [Hrsg.]
Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1 - 181) — Wiesbaden, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.2667#0277
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COD. PAL. GERM. 84
COD. PAL. GERM. 84
Antonius von Pforr: Buch der Beispiele • Passionsgebet

Papier und Pergament -3+241+3 Bll. • 32-32,5 x 23 • Schwaben • um 1475/1482

Lagen: (I-lf + I4' + VI12 + V22 + 5 VI82 + 2 V102 + VI114 + 8 V94 + V203 (mit Bl. 201 a) + (VI-3)212 + IV220 + V230
+ (IV+1 + 1)240 + I242* + (I-l)243*. Bll. 1-201,201 a, 202-237 Papier, Bl. 238 Pergament, Bll. 239-240 Papier. Re-
klamanten, überwiegend durch Beschnitt weggefallen. Foliierung des 17. Jhs.: 1-240, überspringt Bl. 201 a; die-
ses und vorn ein neueres Papier- und zwei alte Pergamentvorsatzblätter (2::~, 3*-4':), hinten zwei alte Pergament-
und ein neueres Papiervorsatzblatt (241*-242*$ 243*) mit moderner Zählung. Wz.: Waage (Bl. 240), Piccard 5,
1/263 (Schwäbisch Gmünd 1476); Armbrust in Kreis (Bl. 243"'; vgl. Wz. Vorsatz Cod. Pal. germ. 29); ein weite-
res Wz., nicht nachweisbar. Schriftraum: 20,5-21 x 12,5-13; I. 3r-237r: 22-28 Zeilen; IL 238v-240v: 33 Zeilen.
Bastarda von zwei Händen: I. 3r-237r, wohl von derselben Hand auch Ergänzungen und Korrekturen von Text-
fehlern, zum Teil auf Rasuren, und nachträgliche Besserungen an Buchstabenformen; IL 238v-240v. Hand I ist
verwandt mit der des Cod. Pal. germ. 466 (,Buch der Beispiele'). Übliche Rubrizierung. Zweifarbige Kapitel-
initialen mit Besatzfleuronnee und vegetabilen Binnenfüllungen (unter anderem 3r, 10v, 20") oder Füllungen aus
Quadratnetzen (118r, 235v) über vier bis neun Zeilen, gelegentlich mit Profilfratzen (unter anderem 70v, 222v), in
Rot, Blau und Violett. Rote, blaue und violette Lombarden über drei Zeilen. Zur Verwandtschaft in der Initia-
lenausstattung mit Cod. Pal. germ. 16-18 s. Bodemann, S. 114, Anm.93. Gelegentlich Cadellen in der ersten
Zeile der Seite. lv ganzseitige Federzeichnung mit Palmen, Wappen und Devise Graf Eberhards V. im Bart von
Württemberg (,Attempto'); 2V ganzseitiges Titelbild; 123 meist halbseitige, zum Teil gerahmte, kolorierte Feder-
zeichnungen zum ,Buch der Beispiele' (neueste Auflistung bei Bodemann, S. 72-91) von mindestens drei -ver-
mutlich aber mehr - Zeichnern (Leerräume für zwei weitere Illustrationen [87r, 222r]; die Zeichnung auf 4r war
überklebt mit einer Darstellung derselben Szene [jetzt abgelöst]; partielle Überklebungen in den Illustrationen
28v, 40r, 59r); 23 8V ganzseitige Miniatur auf Pergament: Kreuzigung Christi, mit Sonne und Mond über dem
Kreuz, am Fuß des Kreuzes kniet ein jugendlicher Ritter, daneben steht das pfälzische Wappen. Zu den Illustra-
tionen im ,Buch der Beispiele' vgl. Wegener und KDIHM 2 (1996), S.361-363, 368-372. Sie dürften nach
Chantilly Musee Conde Ms. 680 kopiert und damit nach 1476/78 anzusetzen sein (vgl. Regina Cermann, Die
Bibliothek Herzog Eberhards im Bart von Württemberg [1445-1496], in: Scriptorium 51 [1997], S.30-50).
Bodemann (s.o.) votiert für eine noch spätere Datierung der Illustrationen. Bruno Bushart (Studien zur alt-
schwäbischen Malerei. Ergänzungen und Berichtigungen zu Alfred Stanges ,Deutsche Malerei der Gotik', Bd. 8,
.Schwaben in der Zeit von 1450 bis 1500', in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 22 [1959], S. 133 -157, hier S. 155 f.)
hat Zeichner B/C in enge Nachbarschaft zum ,Meister des Rohrdorfer Altars' gerückt. Falzstreifen aus Perga-
ment (innere Falzverstärkung), überwiegend unbeschrieben. Auf den alten Spiegeln (3*, 242*) Spuren eines
roten Ledereinbands. Pergamenteinband des 17. Jhs. (römisch), Rückentitel nicht mehr lesbar (nach Potratz
[s. Lit.J, S.316: Fabulae veterum sapientum pictis figuris ornatae [17. Jh.; vgl. auch Vatikan BAV Cod. Vat. lat.
13220, 15*]; Sieben weise meiner [19.Jh.?]). Gelb-grünes Kapital. Zwei Schleifenschließen. Rundes Signatur-
schild, modern: Pal. Germ. 84.

Herkunft: Das Widmungsblatt (lv) zeigt neben dem Württemberg-Schild nur eine Leerstelle für das Wappen der
Barbara Gonzaga, der Ehefrau Graf Eberhards V von Württemberg (das Exemplar des ,Buchs der Beispiele' in
Chantilly, Musee Conde, Ms. 680, lr, zeigt die gleiche Seite mit ausgeführtem Gonzaga-Wappen). Dies kann
kaum als Hinweis darauf verstanden werden, daß der Codex schon vor 1474, dem Datum der Eheschließung, für
den Grafen angefertigt worden sei (so Mittler/Werner, dagegen Fischel [1963], S. 71 und Piontek [s. Lit.,
S. 29]). Das wenig später (in den 1490er Jahren nach Wolfgang Irtenkauf, in: Württemberg im Spätmittelalter,
S. 134-136) eingefügte Kanonbild mit dem pfälzischen Wappen läßt darauf schließen, daß der Codex sich ir-
gendwann im Besitz Erzherzogin Mechthilds (t 1482), der Mutter Eberhards, befunden haben muß und über sie
in pfälzische Hände gelangte, möglicherweise als Geschenk an ihren Neffen, Kurfürst Philipp den Aufrichtigen.
Der Codex verblieb offenbar bis zuletzt in der kurfürstlichen Schloß- bzw. Privatbibliothek, da er im Katalog
der Heiliggeistbibliothek von 1581 nicht erscheint und auch die Capsanummer gegen einen Standort in der Hei-
liggeistbibliothek spricht (s. Einleitung, S. XVI). Von den beiden Einträgen im Bücherverzeichnis Friedrichs IV
von 1610 wird der erste den Cod. Pal. germ. 84 meinen: Das Buch der weißheit der alten weisen, ufpapier ge-
schrieben mit illuminierten figuren. in roht leder mit buckeln./1dem, auf papier geschrieben, in braun leder (Cod.

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