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Zöllner, Frank
Vitruvs Proportionsfigur: quellenkrit. Studien zur Kunstliteratur im 15. u. 16. Jh. — Worms: Wernersche Verl.-Ges., 1987

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73563#0227
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APPENDIX 7

PIETRO ANTONIO BARCA,
Avvertimenti e regole circa L'Architettvra Civile,
Scvltvra, Pittvra, Prospettiva,
et Architettvra Militare per offesa, e Difesa di Fortezze,
Mailand 1620, c.4r

Nachdem der große und höchste Gott, der
erhabene Architekt, Himmel und Erde nach
Gewicht, Zahl und Maß geschaffen und dem
Gewicht die Materie, der Zahl die Vielfalt der
Materie und dem Maß die bestimmte Größe
(grandezza) - also in der Form, die rund ist,
wie die vollkommenste der anderen - gegeben
hat, und nachdem er die Wirkungskraft
gegeben hat den Himmeln, die sich - wie man
sieht - mit so erstaunlicher und bewunderns-
würdiger Bewegung innerhalb dieses welt-
lichen Gerüsts (machina) - das selbst auch von
runder Form ist und als Zentrum jener Him-
mel unbewegt ruht - herumdrehen: schuf er
als Abbild derselben Welt den Menschen, der
daher von den Philosophen Mikrokosmos,
kleine Welt, genannt wird. Denn der Mensch
formt eine runde Figur, wenn er die Beine und
Arme ausstreckt und der Zirkel im Nabel
eingestzt wird. Die Knochen sind die Berge,
die Venen die Flüsse, das Fleisch ist die Erde
und der Bauch das Meer, das das Wasser
aufnimmt und spendet. Und ebenso wie man
in allen Teilen der Welt Wasser findet, so
findet man in allen Teilen des Menschen Blut,
so daß - wie gesagt wurde - der Mensch eine
kleine Welt ist. Darüber hinaus lehrte Gott
Noah, die Arche nach den Proportionen des
Menschen zu bauen, also 300 Ellen lang, 50
breit und 30 hoch. Und so ist der Mensch über
der Brust den sechsten Teil seiner Länge breit
und in den Weichen davon [d.i. von einem
Sechstel] drei Fünftel hoch. Von daher be-
trachteten die Alten - wie gesagt wurde - den
Menschen als von Gott geschaffenes
Gleichnis der Welt. Und mit so viel schöner
Ordnung und Proportion haben auch sie die
Architektur nach dem Bild des Menschen
begründet, indem sie den Tempeln und
anderen Bauten nach dessen Proportion die
Form gaben.

Il grande IDDIO Supremo, & Eccelso Ar-
chitetto hauendo creato i Cieli, e la Terra, con
peso, numero, e misura; dando al peso la
materia, al numero la diuersitä della materia,
alla misura la grandezza, 0 sia forma, qualö
circolare, come la piü perfetta dell'altre, &
hauendo dato virtü äi Cieli, che girano come
si vede con si stupendo, e mirabil moto
intorno ä questa machina mondiale, quäle
anch'essa ö di figura sferica, come centro di
essi Cieli immobile risiede; cred l'huomo
quasi ritratto dell'istesso Mondo, che perö d
detto da Filosofi Microcosmo, cio^ Mondo
picciolo, poiche l'huomo allargando le gambe,
e le braccia, e ponendo il compasso nell'
ombelico, forma la figura tonda, la carne b la
Terra, le ossa sono li Monti, le vene i Fiumi, il
ventre il Mare, che le aque receue, e manda; e
sicome in tutte le parti del Mondo si troua
acqua, in tutte le parti dell'huomo si troua
sangue. Si che come ^ detto, l'huomo ^ vn
picciol Mondo. Di piü IDDIO insegnö ä Noöä
fabricare l'Arca ä proportione dell'huomo,
cioö lunga Cubiti 300. larga 50. alta 30. e cosi
l'huomo ^ largo nel petto la sesta parte della
longhezza, & in fianco alto li trö quinti.
Quindi ö che gli Antichi vedendo l'huomo
creato da Dio ä comparatione del Mondo,
come ö detto, e con tanto bell'ordine, e pro-
portione, anch'essi ä similitudine dell'huomo
hanno fondato l'Architettura, dando la forma
ä Tempij, & altre fabriche ä proportione di
quello.
 
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