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Zoepffel, Renate
Historia und Geschichte bei Aristoteles — Heidelberg, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.41374#0081
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Historia und Geschichte bei Aristoteles

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und Politik, vermittelt Historia im Bereich der Physik als Beobachtung
der unvergänglichen Arten und Gattungen, die eine Substanz (ουσία) haben,
auch schon ein höheres Wissen, als sie dies im Bereich der menschlichen
Handlungen vermag. Hier gibt sie zwar den genauesten Aufschluß darüber,
«was Alkibiades tat und erlitt», aber eine wissenschaftliche Aussage über die
Ursachen — und darunter versteht Aristoteles allgemein die Struktur der
Dinge155 — vermögen selbst Ethik und Politik nur in eingeschränktem
Maße zu machen158, und so ist Historia in ihrem Bereich, vom philosophi-
schen Standpunkt aus betrachtet, kein wirkliches Wissen157.
Wenn Aristoteles also im Neunten Kapitel der Poetik von Historia
spricht, so hat er, vom Stoff aus gesehen, eben weil er identisch ist158, zwar
die «Geschichtsschreibung» im Auge, aber dieser Begriff führt uns in die Irre.
Aristoteles meint hier ebenso wie in der Zoologie offensichtlich die Bestands-
aufnahme der Fakten, die jeder wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit
einem Gegenstand, methodisch zumindest, zugrundeliegt. Das genaueste
-Wissen,j-iKae-l7ίητρίηρ; ^grnitjglt die Wahrnehmung159; sie ist allen Lebe-
ichts Weises. Die Historia sagt also absolut
r Definition der Poetik kann nicht auf beide
—, während die Dichtung schon eher etwas
gt. Auf dem Gebiet des menschlichen Han-
! mit den Allgemeinaussagen (καθόλου, aber
Ischen Philosophie mit ihren verschiedenen
lik, Poetik, zu. Hier macht Aristoteles denn
[dem, was die Historia an Material heran-
. zum Zweck eines höheren Wissens,
des Herodot von dieser Klassifizierung
.g wie die anderer «Schriftsteller über
|Linie Fakten, die sich nicht nur auf mensch-
issen, die sie aber vermittels Historia er-

lia ti bei Aristoteles bedeutet also nicht, daß er für
Erklären wollte, sondern nur, daß er die Forderung
»Wissenschaft, die Struktur des Geschehens und der
[Methode (A. 56), III 4: öti und διότι in der Ethik,
Iste Wissen ist die Betrachtung des Warum.
Auffassung nodh bei Otto von Freising nachklingt:
|:s gewesen sein, daß diejenigen, die die Taten selbst
|.e geschehen waren, sie auch berichteten. Daher pflegt
ιρειν, was im Griechischen <sehen> bedeutet, genannt
nsschreiben S. 7; F. Wagner, Geschichtswissenschaft,

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