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Einleitung.
Proudhon läugnet sodann gegen die gemeine Lehre, dass
die occupatio rei nullius ein Eigenthum geben könne, weil sie
von Haus aus widerrechtlich sei. Ebenso läugnet er gegen
seine Vorgänger, dass die Arbeit ein Eigenthum geben könne,
weil im Grunde das Product der Arbeit doch nur durch die
Gesellschaft seinen Werth erhält, und sowie es da ist, sogleich
selbst der Gesellschaft gehört.109)
Proudlion will wie Gäbet, dass jeder Arbeiter gleichmässig
besoldet werde,110) ohne Rücksicht auf Fähigkeit, Capital und
Talent. Er betrachtet zwar die Ungleichheit der Fähigkeiten
als die Bedingung der Gesellschaft; aber er erklärt, dass jede
Fähigkeit für die Gesellschaft (Gesammtheit) gleich nothwendig
sei, und eben darum hätten alle Fähigkeiten und Arbeiten für
die Gesellschaft gleichen Werth.11 x) Ueberdies sei jedes Talent
nur ah ein Gesammtproduct der Entwicklung der Gesellschaft
zu betrachten. Daher soll also auch dem grössten Genie nichts
gebühren, als der Ersatz seiner Auslagen und Vergütung für
den Zeitaufwand.112) Auch soll das nicht Eigenthum werden,
was Einer für sein Product bekommt, sondern nur Mittel und
Vorschuss zu neuer Arbeit.
Proudhon will übrigens auf der andern Seite auch keine
Gütergemeinschaft. Er erklärt das Eigenthum für eine Ausbeu-
tung der Schwachen durch den Starken- die Gütergemeinschaft
dagegen für die Ausbeutung des Starken durch die Schwachen.
Proudhon spricht geradezu aus, dass er überall iu der Welt
nichts als Widersprüche erkenne.
Sein Vereinigungsversuch der Widersprüche gründet sich
darauf, dass er als den Zweck der Gütergemeinschaft Gleichheit
109) Die Arbeit — Production — ist selbst eigentlich nur eine Form
der occupatio; so z. B. die specificatio.
110) Man erzählte scherzhaft, sein Setzer habe von ihm das gleiche
Honorar begehrt, wie er (Proudhon) als Autor empfing.
11]) Dies ist unrichtig. Qualität und Quantität der Leistung begrün-
den auch für die Gesellschaft Werthverschiedenheiten.
112) Woher soll aber nach Proudhon’s System das Genie seine Aus-
lagen liernehmen, da Keiner Eigenthum hat? und wie kann hierbei der
Zeitaufwand Bedeutung haben, da es keinen Eigenthumserwerb gibt?
Einleitung.
Proudhon läugnet sodann gegen die gemeine Lehre, dass
die occupatio rei nullius ein Eigenthum geben könne, weil sie
von Haus aus widerrechtlich sei. Ebenso läugnet er gegen
seine Vorgänger, dass die Arbeit ein Eigenthum geben könne,
weil im Grunde das Product der Arbeit doch nur durch die
Gesellschaft seinen Werth erhält, und sowie es da ist, sogleich
selbst der Gesellschaft gehört.109)
Proudlion will wie Gäbet, dass jeder Arbeiter gleichmässig
besoldet werde,110) ohne Rücksicht auf Fähigkeit, Capital und
Talent. Er betrachtet zwar die Ungleichheit der Fähigkeiten
als die Bedingung der Gesellschaft; aber er erklärt, dass jede
Fähigkeit für die Gesellschaft (Gesammtheit) gleich nothwendig
sei, und eben darum hätten alle Fähigkeiten und Arbeiten für
die Gesellschaft gleichen Werth.11 x) Ueberdies sei jedes Talent
nur ah ein Gesammtproduct der Entwicklung der Gesellschaft
zu betrachten. Daher soll also auch dem grössten Genie nichts
gebühren, als der Ersatz seiner Auslagen und Vergütung für
den Zeitaufwand.112) Auch soll das nicht Eigenthum werden,
was Einer für sein Product bekommt, sondern nur Mittel und
Vorschuss zu neuer Arbeit.
Proudhon will übrigens auf der andern Seite auch keine
Gütergemeinschaft. Er erklärt das Eigenthum für eine Ausbeu-
tung der Schwachen durch den Starken- die Gütergemeinschaft
dagegen für die Ausbeutung des Starken durch die Schwachen.
Proudhon spricht geradezu aus, dass er überall iu der Welt
nichts als Widersprüche erkenne.
Sein Vereinigungsversuch der Widersprüche gründet sich
darauf, dass er als den Zweck der Gütergemeinschaft Gleichheit
109) Die Arbeit — Production — ist selbst eigentlich nur eine Form
der occupatio; so z. B. die specificatio.
110) Man erzählte scherzhaft, sein Setzer habe von ihm das gleiche
Honorar begehrt, wie er (Proudhon) als Autor empfing.
11]) Dies ist unrichtig. Qualität und Quantität der Leistung begrün-
den auch für die Gesellschaft Werthverschiedenheiten.
112) Woher soll aber nach Proudhon’s System das Genie seine Aus-
lagen liernehmen, da Keiner Eigenthum hat? und wie kann hierbei der
Zeitaufwand Bedeutung haben, da es keinen Eigenthumserwerb gibt?