Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

DOI article:
Jentsch, Karl: Der Tumulto de' Ciompi, 1: ein Stück florentinischer Verfassungsgeschichte
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0854
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
844 Der Tumulto de' Ciompi.

für den mit dem Tode abgegangenen hochverehrten Giovanni.
Magalotti als Erſatzmann ein Mitglied der parte, Simone Peruzzi,
durchgebracht worden war, ſo war dieſelbe nun ſchon durch zwei
ihrer Anhänger in dieſem Kollegium vertreten, und der oppoſitio—
nelle Chaͤrakter desſelben gefährdet. In dieſer Not hielten die
Führer der Mittelpartei, es waren außer Salveſtro noch Tommaſo
Strozzi, Benedetto Alberti, Giorgio Scali, mit ihren Geſinnungs⸗
genoſſen unter den Acht häufige Beratungen ab, um Vorkehrungen
zu treffen, daß nicht die Republik gänzlich dex Knechtſchaft der
Partei verfalle. Aber auch dieſe hielt den Zeitpunkt für ge—
kommen, wo ſie den letzten Streich führen könne. Im Wahlbeutel
für den Gonfaloniere della Giuſtizia befand ſich nux noch der eine
Name des Salveſtro de' Medici, dieſer mußte alſo am nächſten
1. Mai gezogen werden. Durch eine Intrigue ſuchte man deſſen.
Erhebung zu hintertreiben und beſchloß zugleich, am Johannisfeſte,
während die Signoren entweder den kirchlichen Feierlichkeiten bei—
wohnten oder den Volksbeluſtigungen zuſchauteu, mit Hilfe der
vom Lande hereingeſtrömten Burſchen, unter denen viele Pächter
der Verſchworenen waren, den Palaſt der Signoria zu beſetzen.
Die Jutrigue mißlang, Salveſtro übernahm das Banner der Ge⸗
rechtigkeit. Nun erwartete das Volk, die neuen Signoren würden
die Welfenpartei vernichten; allein es geſchah nichts von Bedeutung.
Als am 15. Juni die Welfenpartei eine Verwarnung gegen zwei
harmloſe Bürger in terroriſtiſcher und nach ihren eigenen Statuten
ungeſetzlicher Weiſe durchdrückte, kannte der Unwille keine Grenzen
mehr; man verſpottete die Signoren ob ihrer Zaghaftigkeit, und
namentlich den Salveſtro, von dem man ſich ſo Großes verſprochen.
Dieſer ſagte: „Wir werden die Sache ſchon beſorgen, wenn ich
Propoſto ſein werde.“ Die Signoren führten nämlich abwechſelnd
den Vorſitz, und nach drei Tagen, am 18, war die Reihe an Sal—
veſtro. Derſelbe löſte ſein Wort ein und entflammte dadurch den
Aufruhr.
 
Annotationen