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Zschokke, Heinrich; Kunze, Johann Andreas [Oth.]
Ideen zur psychologischen Aesthetik — Berlin u. Frankfurt a.d. Od.: bey Johann Andreas Kunze, 1793 [VD18 10604529]

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https://doi.org/10.11588/diglit.69995#0246
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si3

Dritter Abschnitt.

tigkeit und so vollkommen zu bewerkstelligen, die
andre, mit bestem Fleiße immer nur schlecht machen
können. Ich fürchte, Dubos karakterisire hier
mehr das Talent, als das Genie, und unter-
scheide beides nicht fein genug von einander» —
Zelverius meint, und mit Recht, (cle l'Lspric.
Viscoul-->4. cbap. r.) Genie scy Kraft zum Erfinden,
(nicht zum Entdecken) Fähigkeit durch neue Ver-
spinnung der Vorstellungen unter einander, neue
Verhältnisse zu bewirken, aufzufassen und darzustel-
len. Seine Bemerkung, daß man Genie besitzen
kann, ohne die ehrenvolle Benennung, ist von keiner
Wichtigkeit. — Baumgarten nannte (Metaph.
§.476.) die inoenia luperiora diejenigen, welche
an dem Grade der meisten Erkenntnißvermögen sehr
weit viele andre Köpfe übertreffen. — Sulzer
stimmt dem Dubos und Baumgarten in der
Hauptsache bei. — Flöge! (Geschichte des menschl.
Verstandes 2.Abschn.) vereinigt die Definitionen des
Selvetius und Baumgarten. — Daß selbster-
schaffende Kraft, Erfindungsvermägen der wesent-
liche Karakter des Genies sei), beweisen besonders
die Benennungen der Dichter unter verschiednen
Völkern. Bei den Griechen hießen die Dichter
bei den alten Peruanern Haraveks
(Erfinder); in der provenzalischen Sprache Trou-
vadours (von rrouver); in der toskanischen
capr-r'ccro/r (von Laprlccio, Laune, Eigenheit, Selt-
samkeit); in der deutschen Dichter (von dichten,
erdenken, erfinden).

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