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VIII. Gemälde bis 1504.

isher lvar, nach unserer Weise sich aus-
zudrücken, noch kaum von der Thätigkeit
Dürers ans dem Gebiet der Malerei die Rede.
Er selbst würde indes eine solche Ansicht mit
Verwunderung vernommen haben. „Malen
ist das, daß Einer von allen sichtigen Dingen
eins, welches er will, wiß aus ein eben Ding
zn machen", lautet seine Definition ll Danach
hat er, wenn er den Holzstock oder die Kupfer-
platte unter der Hand hatte, sich durchaus als
Maler bethätigt.
Die eigentliche Malerei dagegen trat in
seinem Schaffen in jener frühen Zeit noch sehr
zurück; es steht damit ganz anders, als wir
voraussetzen. Der schon erwähnte Dresdner
Altar 2 ist lange das einzige größere Werk,
das, dem Augenschein nach zn schließen, als
eigenhändige Arbeit Dürers zn betrachten ist.
Wichtig ist dies übrigens nur in Wasserfarben
ausgeführte frühe Werk für uns, da es ita-
lienische Anklänge aufweist und auch sonst Ein-
blicke in das Werden des Meisters gestattet.
Aber im ganzen überwiegt doch der Eindruck,
daß wir einer noch nicht abgeklärten Schöpfnng
gegenüberstehen; hinznfügen müssen wir in-
des zugleich, daß kein anderer Nürnberger
Meister damals im stände gewesen wäre,
solche groß und organisch gedachte Gestalten
zu schassen. Bei den übrigen umfänglicheren
Arbeiten, die wir kennen, wie z. B. bei der
Beweinung Christi in Nürnberg und Mün-
chen, müssen wir vermuten, daß dieselben zu
gering bezahlt wurden, um Dürer zu völ-
lig eigenhändiger Ausführung zu veranlas-
sen. Der junge Meister mußte daran den-
ken, seinen Lebensunterhalt zu erwerben, und
da warf der Kupferstich und Holzschnitt, oder

was in bloßer Zeichnung vollendet wurde,
mehr ab als Gemälde, wie Dürer sie ausfüh-
ren wollte.
Die Apokalypse erschien, wie wir jetzt sa-
gen würden, in seinem Selbstverlag; den Ver-
kauf der von Kupferplatten und Holzstöcken
abgedruckten Einzelblätter besorgte er eben-
falls selbst. Auf den Nürnberger Messen
wurde feil gehalten; ebenso besuchte seine Frau
im Jahre 1506, während er in Venedig ver-
weilte, die Frankfurter Messe. Daneben ließ
er in fremden Städten durch andere verkaufen,
wobei es nicht ohne empfindliche Verluste
abging, wie er gelegentlich einmal erwähnt.
Daß er im Jahre 1520 von seinen Kunstblät-
tern nach den Niederlanden mitnahm, um sie
dort abzusetzen, ersehen wir aus seinem Reise-
tagebuch. Bis Ende 1505 hatte Dürer jedoch
noch so wenig erworben, daß er zu seiner
Reise nach Venedig von seinem Freunde Pirk-
Heimer Geld entlehnen mußte. So erklärt
es sich, daß jene frühen größeren Werke der
Malerei meist nur als Werkstattarbeiten unter
seiner Leitung ansgeführt wurden. Der ge-
wöhnliche Besteller machte damals auch gar
keine andern Ansprüche. Wir stehen eben noch
einer wenig idealen Auffassung der Kunst
gegenüber, worunter Dürer schwer leiden
mußte.
Nach dem Dresdner Altar ist das beste
Altarwerk, das wir kennen, der sogenannte
Baumgartnersche Flügelaltar aus der Katha-
rinenkirche in Nürnberg, der sich jetzt in Mün-
chen befindet. Er reicht nicht an die Anbetung
der Könige in Florenz von 1504 heran, aber
jedenfalls hat die Hand des Meisters viel An-
teil an dem Werk. Die gemütvolle Auffassung
 
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