An pirkheimer aus Venedig geschriebene Briefe.
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ist 25 sl. Gedenk ich, es hab auch kein Not. Und ob ihr geleicht^)
manglet, so muß ihr der Schwagers Helsen, bis daß ich Heimkumm,
so fwillf ich ihm ehrberlich wieder zahlen.
hiemit laßt mich Luch befohlen sein. Datum Henedich an der
heiling 3 Uung Tag, im 1506 Iohr.
Grüßt mir den Steffen pawmgartnerb) und ander gut Geselln,
di- noch mir fragen. Mbrecht Dürer.
Zweiter Brief an pirkheimer.
In den inzwischen verstrichenen vier Wochen ist Dürers Stimmung eine
völlig andere geworden. Er hat Bekanntschaften gemacht und lebt in der neuen
Umgebung ordentlich auf. Vas Angenehmste, was er berichten konnte, war für
ihn wohl, daß der hochbejahrte Giovanni Bellini, damals der berühmteste Maler
Venedigs, ihn ausgesucht hatte. In seinem in §. Zaccaria befindlichen Madonnen-
bilde hatte der in der Mitte der siebziger Jahre stehende Meister im Jahre
zuvor sein Meisterwerk geschaffen. Oie Anekdote, daß Bellini Dürer um einen
der pinsel gebeten habe, mit dem er so fein die Haare zeichne, berichtet der
Nürnberger Rektor Lamerarius. Dürer hatte es ihm wohl selbst erzählt. Zur
Verwunderung des Italieners hielt ihm Dürer zur Auswahl eine Handvoll der
pinsel hin, die er gerade zur Hand hatte. Unter dem „Ding", das die Italiener
abmachen, d.i. nachahmen, sind Arbeiten Dürers zu verstehen. Ls ist auffallend,
daß solche in venetianischen Rirchen vorhanden waren. In dem Brief spricht
er weiter von dem „Ving", das ihm jetzt nicht mehr gefalle. Da wir annehmen
müssen, daß Dürer schon im Jahre 1495 einmal in Venedig war, so wäre nicht
ausgeschlossen, daß er damals dort Beschäftigung fand. So würde sich das „Ding
in Rirchen" am natürlichsten erklären. Dürer übte ferner stets strenge Selbstkritik.
Es liegt deshalb auch von dieser Seite die Vermutung nahe, daß er mit dem „Ding,
das ihm jetzt nicht mehr gefällt", eben jene Arbeiten meint. Oer Meister Jakob
des Briefes ist der venetianische Maler und Stecher Jakob Barbari genannt
Walch, d. i. der Wälsche, der nach Deutschland gegangen war. Raiser Maximilian
ernannte ihn zum Hofmaler, später lebte er als solcher in den Niederlanden
am Hofe der Statthalterin Margareta, der Tochter Maximilians. Der Nürn-
berger Raufmann Rolb, der, wie man annimmt, durch Walch eine große auf
uns gekommene Ansicht Venedigs in Holzschnitt hatte Herstellen lassen, hielt
1) dennoch.
2) Doch wohl Martin Zinner in Nürnberg gemeint, der mit einer Schwester
von Dürers Frau verheiratet war.
3) Für diese Familie hatte Dürer sein erstes großes Altarbild gemalt. Ls
befindet sich jetzt in München. Stephan paumgartner ist auf einem Flügel als
St. Georg dargestellt, wie man annimmt. Aus Anlaß der Wiederherstellung
der Flügel, die durch Übermalung und Zusätze völlig verändert waren, ist von
diesem Werk jüngst viel die Rede gewesen.
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ist 25 sl. Gedenk ich, es hab auch kein Not. Und ob ihr geleicht^)
manglet, so muß ihr der Schwagers Helsen, bis daß ich Heimkumm,
so fwillf ich ihm ehrberlich wieder zahlen.
hiemit laßt mich Luch befohlen sein. Datum Henedich an der
heiling 3 Uung Tag, im 1506 Iohr.
Grüßt mir den Steffen pawmgartnerb) und ander gut Geselln,
di- noch mir fragen. Mbrecht Dürer.
Zweiter Brief an pirkheimer.
In den inzwischen verstrichenen vier Wochen ist Dürers Stimmung eine
völlig andere geworden. Er hat Bekanntschaften gemacht und lebt in der neuen
Umgebung ordentlich auf. Vas Angenehmste, was er berichten konnte, war für
ihn wohl, daß der hochbejahrte Giovanni Bellini, damals der berühmteste Maler
Venedigs, ihn ausgesucht hatte. In seinem in §. Zaccaria befindlichen Madonnen-
bilde hatte der in der Mitte der siebziger Jahre stehende Meister im Jahre
zuvor sein Meisterwerk geschaffen. Oie Anekdote, daß Bellini Dürer um einen
der pinsel gebeten habe, mit dem er so fein die Haare zeichne, berichtet der
Nürnberger Rektor Lamerarius. Dürer hatte es ihm wohl selbst erzählt. Zur
Verwunderung des Italieners hielt ihm Dürer zur Auswahl eine Handvoll der
pinsel hin, die er gerade zur Hand hatte. Unter dem „Ding", das die Italiener
abmachen, d.i. nachahmen, sind Arbeiten Dürers zu verstehen. Ls ist auffallend,
daß solche in venetianischen Rirchen vorhanden waren. In dem Brief spricht
er weiter von dem „Ving", das ihm jetzt nicht mehr gefalle. Da wir annehmen
müssen, daß Dürer schon im Jahre 1495 einmal in Venedig war, so wäre nicht
ausgeschlossen, daß er damals dort Beschäftigung fand. So würde sich das „Ding
in Rirchen" am natürlichsten erklären. Dürer übte ferner stets strenge Selbstkritik.
Es liegt deshalb auch von dieser Seite die Vermutung nahe, daß er mit dem „Ding,
das ihm jetzt nicht mehr gefällt", eben jene Arbeiten meint. Oer Meister Jakob
des Briefes ist der venetianische Maler und Stecher Jakob Barbari genannt
Walch, d. i. der Wälsche, der nach Deutschland gegangen war. Raiser Maximilian
ernannte ihn zum Hofmaler, später lebte er als solcher in den Niederlanden
am Hofe der Statthalterin Margareta, der Tochter Maximilians. Der Nürn-
berger Raufmann Rolb, der, wie man annimmt, durch Walch eine große auf
uns gekommene Ansicht Venedigs in Holzschnitt hatte Herstellen lassen, hielt
1) dennoch.
2) Doch wohl Martin Zinner in Nürnberg gemeint, der mit einer Schwester
von Dürers Frau verheiratet war.
3) Für diese Familie hatte Dürer sein erstes großes Altarbild gemalt. Ls
befindet sich jetzt in München. Stephan paumgartner ist auf einem Flügel als
St. Georg dargestellt, wie man annimmt. Aus Anlaß der Wiederherstellung
der Flügel, die durch Übermalung und Zusätze völlig verändert waren, ist von
diesem Werk jüngst viel die Rede gewesen.