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Briefe Dürers.
machen. Denn ich weiß kein Pfenning, das ich daran gewinne, dann
es geht gar lange Zent darüber. Darum laßt mich Euer Meinung
wissen, und so ich vernimm Euer Meinung, dann so will ich von
dem Imhofp) 50 sl. empfangen. Denn ich hab noch kein Geld
darauf eingenommen. Hiemit hab ich mich Luch befohlen. Wißt
hierneben, daß ich all mein Tag kein Arbeit hab angefangen zu
machen, das mir selbst baß gefällt weder Euer Blatt, das ich so^)
mal. Ich will auch kein ander Arbeit tun, bis daß ichs ausmach.
Mir ist nur leid, daß mich der Winter so bald überfällt. Werden
die Tag kurz, daß Einer nit viel kann machen.
Noch Lins muß ich Euch bitten. Das Mariabild^), das Ihr
bei mir habt gesehen, bitt ich Euch, ob Ihr bei Euch Linen wißt,
der einer Tafel darf, daß Ihr ihms anbietet. So man recht Leistens
dazu macht, wäre es ein hübsche Tafel. Dann Ihr wißt, daß sie
rein ist gemacht. Ich will sie Euch wohlfeil geben. So ichs Einem
machen sollt, nähm ich nit unter 50 fl., weiln sie aber gemacht ist, möcht
sie mir im Haus schadhaft werden. Darum wollt ich Euch Gewalt°)
geben, daß Ihr sie wohlfeil gäbt um 30 fl. Aber ehe ichs unverkauft
ließ, ich gäbs um 25 sl. Mir ist wohl viel Speis darüber gangen?)
viel guter Nacht. Geben zu Nurmberg am Tag Bartlmäi l508.
Albrecht Dürer.
Vierter Brief an Heller.
Die höhere Forderung hatte den Kaufmann in Hellen Zorn versetzt. Er
sprach in einer Antwort an Dürer wie mündlich dessen „Schwager" gegenüber
von Wortbruch. Dürer mußte sich innerlich tief gekränkt fühlen, daß er derartige
vorwürfe zurückweisen mußte.
Heller wird es etwas seltsam vorgekommen sein, wenn Dürer sagt, er
habe sich schon früher dagegen verwahrt „etwas Guts zu machen". Nach der
für ihn charakteristischen Art zu denken versteht der Künstler darunter etwas
absolut vollendetes. Wir stoßen hier auf Dürers theoretische Spekulationen.
Vollkommenheit im höchsten Sinn gibt es danach allerdings nicht. Heller hatte
aber natürlich das Wort in landläufigem Sinn genommen. Den Ausdruck „mit aller-
höchstem Fleiß" meinte er selbstverständlich ebenso. Dürer aber nimmt auch dieses
Wort in absolutem Sinn und muß deshalb ein solches Ansinnen ablehnen,- dabei
l) Mit den Imhofs stand Dürer und, wie wir hier sehen, auch Heller in
geschäftlicher Verbindung. 2) Mit solcher Sorgfalt.
3) Gb eines der erhaltenen Marienbilder gemeint ist, läßt sich nicht mehr
entscheiden. 4) Nahmen. 5) Vollmacht. 6) d. i. daraufgegangen.
Briefe Dürers.
machen. Denn ich weiß kein Pfenning, das ich daran gewinne, dann
es geht gar lange Zent darüber. Darum laßt mich Euer Meinung
wissen, und so ich vernimm Euer Meinung, dann so will ich von
dem Imhofp) 50 sl. empfangen. Denn ich hab noch kein Geld
darauf eingenommen. Hiemit hab ich mich Luch befohlen. Wißt
hierneben, daß ich all mein Tag kein Arbeit hab angefangen zu
machen, das mir selbst baß gefällt weder Euer Blatt, das ich so^)
mal. Ich will auch kein ander Arbeit tun, bis daß ichs ausmach.
Mir ist nur leid, daß mich der Winter so bald überfällt. Werden
die Tag kurz, daß Einer nit viel kann machen.
Noch Lins muß ich Euch bitten. Das Mariabild^), das Ihr
bei mir habt gesehen, bitt ich Euch, ob Ihr bei Euch Linen wißt,
der einer Tafel darf, daß Ihr ihms anbietet. So man recht Leistens
dazu macht, wäre es ein hübsche Tafel. Dann Ihr wißt, daß sie
rein ist gemacht. Ich will sie Euch wohlfeil geben. So ichs Einem
machen sollt, nähm ich nit unter 50 fl., weiln sie aber gemacht ist, möcht
sie mir im Haus schadhaft werden. Darum wollt ich Euch Gewalt°)
geben, daß Ihr sie wohlfeil gäbt um 30 fl. Aber ehe ichs unverkauft
ließ, ich gäbs um 25 sl. Mir ist wohl viel Speis darüber gangen?)
viel guter Nacht. Geben zu Nurmberg am Tag Bartlmäi l508.
Albrecht Dürer.
Vierter Brief an Heller.
Die höhere Forderung hatte den Kaufmann in Hellen Zorn versetzt. Er
sprach in einer Antwort an Dürer wie mündlich dessen „Schwager" gegenüber
von Wortbruch. Dürer mußte sich innerlich tief gekränkt fühlen, daß er derartige
vorwürfe zurückweisen mußte.
Heller wird es etwas seltsam vorgekommen sein, wenn Dürer sagt, er
habe sich schon früher dagegen verwahrt „etwas Guts zu machen". Nach der
für ihn charakteristischen Art zu denken versteht der Künstler darunter etwas
absolut vollendetes. Wir stoßen hier auf Dürers theoretische Spekulationen.
Vollkommenheit im höchsten Sinn gibt es danach allerdings nicht. Heller hatte
aber natürlich das Wort in landläufigem Sinn genommen. Den Ausdruck „mit aller-
höchstem Fleiß" meinte er selbstverständlich ebenso. Dürer aber nimmt auch dieses
Wort in absolutem Sinn und muß deshalb ein solches Ansinnen ablehnen,- dabei
l) Mit den Imhofs stand Dürer und, wie wir hier sehen, auch Heller in
geschäftlicher Verbindung. 2) Mit solcher Sorgfalt.
3) Gb eines der erhaltenen Marienbilder gemeint ist, läßt sich nicht mehr
entscheiden. 4) Nahmen. 5) Vollmacht. 6) d. i. daraufgegangen.