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Dürer, Albrecht
Albrecht Dürer in seinen Briefen — Leipzig, Berlin: Teubner, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.75394#0103
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An Heller in Frankfurt a. IN. geschriebene Briefe. 83
seid beniegigh, daß ich die 100 sl. minder von Luch nimm, dann
ich dafür hätte mögen haben.
Und ich sag Luch, daß man sie gleichsam mit Gewalt von mir
hat haben wollen. Venn ich hab sie mit großem Fleiß gemalt, als
Ihr sehen werdt. Ist auch mit den besten Farben gemacht, als ich
sie hab mögen bekommen. Zie ist mit guter Ultramarin unter- uber-
und ausgemalt, etwa 5 oder 6 mal. Und da sie schon ausgemacht
war, hab ich sie darnach noch zwiefach übermalt, us daß sie lange
Zeut währe. Ich weiß, da?) Ihr sie sauber Haiti, daß sie 500 Jahr
sauber und frisch sein wird. Dann sie ist nit gemacht, als man sonst
pflegt zu machen. Darum laßt sie sauber halten, daß man sie nit
berühre, oder Weihwasser daraus werfe. Ich weiß, sie wird nit
geschändth, ^5 sei dann, daß es mir zu Leid geschehe. Und ich halt
davor, sie werde Euch wolgesallen.
Mich soll auch Niemand vermögen, ein Tafel mit so viel Nrbeit
mehr zu machen. Herr Jörg Tauch hat sich von ihme selbst erboten h,
in der Maß, Fleiß und Größ dieser Tafel ein Mariabild zu machen
in einer Landschaft. Davon wolle er mir geben sl. 400. Das hab
ich ihme glatt abgeschlagen, dann ich mißte zu einem Bettler darob
werden. Dann gemeine Gmälh will ich ein Jahr ein Hausen
machen, daß Niemand glaubte, daß möglich wäre, daß ein Mann
tun möchte. Nn solchen mag man etwas gewinnen. Uber das fleißig
Uleiblench gehet nit von statten. Darum will ich meines Liechens h
auswarten. Und hätte ichs bishero getan, so wollte ich us den
heiligen Tag 1000 sl. reicher sein.
I) laßt Luch das genügen. 2) -- wenn. 3) getadelt.
4) hat unter Festsetzung des hohen Preises von selbst mir den Antrag
gemacht. — lver Tausp war, ist uns nicht bekannt.
5) Altarbilder, wie sie gewöhnlich hergestellt zu werden pflegten. Wir
würden sagen: Dutzendware. — Das ziemlich große Bild im Palazzo Barberini
in Rom „Iesus unter den Schristgelehrten" hatte Dürer in fünf Tagen gemalt.
b) Abgeleitet vom Klauben; bezeichnet hier große Sorgfalt der Arbeit in
allen Einzelheiten.
7) Dürer malte zunächst nur noch das schon 1508 übernommene Aller-
heiligenbild, im übrigen tritt der Kupferstich für lange Zeit in den Vordergrund.
Es beginnt jetzt zugleich eine Epoche der Stechweise, bei der er durch ver-
ändertes Einschneiden der Linien, sowie durch die Art, wie nun verschiedene
Linienschichten übereinander gelegt werden, der Kupserplatte ganz neue Wirkungen
abgewinnt.

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