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Dürer, Albrecht
Albrecht Dürer in seinen Briefen — Leipzig, Berlin: Teubner, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.75394#0111
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Brief an Georg Spalatin.

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seinem Geburtsort wurde er Spalatinus genannt. Zeit 1514 war er sächsischer
hofkaplan und Geheimschreiber.
Mit dem Kurfürsten Friedrich dem weisen von Lachsen stand Dürer seit
langen Jahren in Verbindung, er war auch schon in dem Wittenberger Schlosse
selbst beschäftigt gewesen. So hat das Interesse des Fürsten an dem Künstler,
den er persönlich kannte, nichts Auffallendes. Zugleich haben wir hier ein
schwerwiegendes Zeugnis für die Wertschätzung, deren sich Dürer allenthalben
erfreuen durfte. Ein älteres gemaltes Porträt des Kurfürsten, das sich jetzt in
Berlin befindet, war mehr als zwanzig Jahre früher entstanden, das allbekannte
gestochene stammt erst aus dem Jahre 1524. Zu der Sendung des neuesten
kleinen Stiches für den Kurfürsten ist zu bemerken, daß Dürer dem Fürsten
sicher öfter Kunstblätter als Geschenk zugehen ließ. Kus dem Jahre 1513 wissen
wir, daß dies durch einen besonderen Boten geschah. Der Rechnungsvermerk
über das Trinkgeld, das letzterer bekam, hat sich erhalten. Im Jahre 1509
erhielt der Kurfürst auch den „Abguß einer Frau", also ein kleines Skulptur-
werk, wohl das Imhofsche Relief einer vom Rücken gesehenen sich entschleiernden
weiblichen Figur, das das Datum 1509 trägt.
Anfang des Jahres 1520.
Aufschrift: Dem ehrwirdigen, hochgelehrten Herren Georgen
Zpalentinus, meines genädigsten Herren Herzog Fridrichen Uür-
fürschten Eapellan.
hochwirdiger, lieber Herr! Mein Danksagung hab ich vor in dem
kleinen Brieflein gesetzt, do ich nit mehr dann Euer klein Zettele
las. Nochsolget, do das Zäcklein, do das Büchlein eingebunden was,
umkehrt ward, fund ich erst den rechten Brief dorin, in dem ich
vernummen hab, daß mir mein genädigster Herr die Büchlein Luteri
selb zuschickt. Deshalb bitt ich, Euer Ehrwird wollent seinen Uür-
furschtlichen Genaden mein untertänige Dankbarkeit noch dem höchsten
anzeigen, und sein Thurfürschtliche Gnaden in aller Untertänigkeit
bitten, daß er ihm den löblichen Doctor Martin Luther befohlen
laß sein, van christlicher Wahrheit wegen, doran uns mehr leit,
dann an allen Ueichtumen und Gewalt dieser Welt; das dann Alls
mit der Zeit vergeht, allein die Wahrheit beleibt ewig. Und hilft
mir Gott, daß ich zu Doctor Martinus Luther kumm, so will ich
ihn mit Fleiß kuntersettenh und in Kupfer stechen, zu einer langen
Gedächtnuß des christlichen Manns, der mir aus großen Ängsten
geholfen hat. Und ich bitt Euer Wirden, wo Doctor Martinus

1) Dazu kam es leider nicht.
 
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