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Dürer, Albrecht
Albrecht Dürer in seinen Briefen — Leipzig, Berlin: Teubner, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.75394#0119
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Brief Dürers an den Kardinal Albrecht von Mainz.

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schrift auch die Worte „Presbyter 8. Lbrz^o^oni" herübergenommen. Das
mochte dem Kardinal höchst ärgerlich sein, so oft ihm der Stich vor Augen kam,
besonders aber, wenn er ihn verschenkte. Das Porträt selbst ist eine Probe
dafür, wie Dürer mit sicherem Takt auch bei ungünstigen Verhältnissen die
Elemente herauszugreifen verstand, die trotzdem eine gute Wirkung sicherten.
Das unangenehme, fast brutale Gesicht ist durch die Profilstellung wie von
selbst auf seine einfachsten Verhältnisse reduziert und vermag eben dadurch
in künstlerischem Zinne noch bedeutend zu erscheinen. Im Unterschied von
dem Stich von kbld, „dem kleinen Kardinal", wird dieser spätere Stich „der
gr°b- u-rdm°l- g-nannt. 4 September 1523.
(Adresse:) Dem hochwirdigestn Fürschten und Herren, Herrn
Albrechten, des heiligen Schtuhls zu Rom Priester, Cardinal, Erzbischof
zu Mentz und Magdenburg, Primas in Germanien eto. Markgrafen zu
Brandenburg ete. Ehurfürschten etc. meinem genädigsten Herrn.
l523 am Freitag nach Egidi.
hochwirdigster, durchläuchtigster hochgeborner Fürscht und Herr!
Mein ganz untertänig willig Dienst send Luern Churfürschtlichen
Gnaden mit allem Fleiß voran bereit. Gnädigster Herr, auf Euer
Thurfürstlichen Gnaden Schreiben und Vegehrn hab ich Euer Gnaden
Befelch noch gehandelt mit dem Illuministn Nicklos Glockenthan
des Meßbuchsh halben. Aber er hats noch nicht gefertigt und saget
mir, er hätt noch sieben großer Materien h mitsamt sieben der
größten Buchstaben zu machen. Auch wollt er mir kein Zeit stimmen,
wenn sie fertig sölltn werden. Saget, wo man ihm nit weiter Geld
wollt schicken, so müßt er aus Not Nahrung halben Euer Gnaden
Arbeit liegen lassen und ander Arbeit machen, dann er hätt kein
Zehrung im Haus, hab darauf weiter nit mit ihm kunnen handeln,
dann daß ich ihn auf das höchst gebeten, er wölle auf das Fürder-
lichst doran machen.
Ich hab Heuer bei Zeit, eh ich krankh ward, Euer Ehurfürst-
lichen Gnaden ein geschtochen Nupser, daraus Euer Gnaden conterset
Angesicht mitsamt fünfhundert Abdrücken zugeschickt (Abb. l4). Dovan
find ich in Euer Ehursürstlichen Gnaden Schreiben kein Meldung.
Fürcht zweier Ding, erstlich daß sölch Lonterset Euer Ehursürstlichen
1) Vas Meßbuch Glockendons, um das es sich hier handelt, befindet sich
jetzt in Aschaffenburg. 2) d. i. größere bildliche Darstellungen.
3) Dürer litt seit seiner niederländischen Reise an regelmäßig wieder-
kehrenden Fieberanfällen. Die Handzeichnung zu dem Stich befindet sich im Louvre.
 
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