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Dürer, Albrecht
Albrecht Dürer in seinen Briefen — Leipzig, Berlin: Teubner, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.75394#0136
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108

Briefe Dürers.

mensch wirdet durch Gemäl oder Bildnuß als wenig zu einem After-
glauben gezogen als ein srummer Mann zu einem Mord, darum
daß er ein Massen an seiner Zeit trägt?) Müßt wahrlich ein un-
verständig Mensch sein, der Gemäl, Holz oder Steins anbeten wollt.
Darum Gemäl mehr Besserung dann Krgernuß bringt, so das ehrber-
lich, künstlich und wohl gemacht ist.
In was Ehren und Mirden aber diese Uünst bei den Kriechen
und Römern gewest ist, zeigen die alten Bücher gnugsam an, wiewol
sie nachfolgend gar verloren und ob tausend Jahren verborgen
gewest und erst inh zweihundert Jahrenwieder durch die Molchen
an Tag gebracht ist worden. Dann gar leichtiglich verlieren sich
die Künst, aber schwerlich und durch lange Zeit werden sie wieder
erfunden.
Demnach Hoss ich, dies mein Zürnehmen und Unterweisung
werde kein verständiger tadelen, dieweil es aus einer guten Meinung
und allen Künstbegierigen zu Güt geschicht und auch nicht allein
den Maleren, sonder Goldschmieden, Vildhaueren, Steinmetzen,
Schreineren und allen den, so sich des Maß gebrauchen, dienst-
lich sein mag.
Ist Niemand gezwungen, sich dieser meiner Lehr zu brauchen.
Ich weiß aber wohl, wer sich der unterstehen swirds^), wirdet nit

was, in freilich nicht zu rechtfertigender Weise, zu den wüsten Bilderstürmen
führte, von feiten Luthers und einiger anderen Reformatoren wurde übrigens
gerade damals ausdrücklich erklärt, „daß es nicht wider Gott getan sei, so
jemand Bilder malen ließe oder hätte". Unter den „Etlichen" sind also Leute
wie Uarlstadt und ihm Gleichgesinnte zu verstehen, die als bilderfeindlich be-
kannt waren.
2) Es ist wohl nicht überflüssig, sich zu dieser Stelle zu vergegenwärtigen,
daß es damals etwas ganz Gewöhnliches war, eine Waffe bei sich zu tragen.
3) Bildwerke von Holz oder Stein. 4) -- seit.
5) Dürer spricht hier davon, daß die Künste durch die Italiener vor zwei-
hundert Jahren wieder erweckt worden seien. Er schreibt das im Iahre 1523.
Line allgemeine Runde davon, daß Ende des 13. und Unfang des 14. Iahr-
hunderts die italienische Runst vor allem durch Giovanni Pisano, -f nach 1320,
und Giotto, ch 1337, neues Leben gewann, war also auch zu Dürer gedrungen.
Da Dante und Petrarca Giotto rühmen, geht es vielleicht auf sie zurück, daß
man auch im Norden etwas von einer Erneuerung der Malerei zu der an-
gegebenen Zeit wußte.
6) sich ihrer bedienen wird.
 
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