Die Widmung der „Messung" u. des Werkes „von menschlicher Proportion". 109
allein einen gründlichen Anfang daraus fassen, sonder durch den
täglichen Brauch zu einem größern verstand reichen, weiter suchen
und gar viel mehr, dann ich itzt anzeig, erfinden?)
Dieweil ich aber, günstiger Herr und Freund, weiß, daß Ihr
ein Liebhaber aller Kunst seid, hab ich Euch dieses Büchlein aus
sonderer Zuneigung und freundlichen Willen zugeschrieben, nit darum
daß ich vermeint, ich hält Euch was Groß oder Fürtreffenlichs
damit bewiesen, sondern daß Ihr daraus meinen geneigten und
guten Willen verstehen und ermessen möchtt, ob ich Euch gleichwol
mit meinem Werken nit sonders erschießlich^) sein mag, daß dannoch
mein Gemüt allzeit bereit wäre, Euch Euer Gunst und Lieb, so Ihr
zu mir tragt, mit gleicher Widerlegung zu bezahlen.
Widmung der Proportion des Menschen an pirkheimer.
1528.
Dem ehrberen und wolgeachtten Herrn Wilibald pirckeymer,
Kaiserlicher Majestät Kat etc., meinem günstigen lieben Herrn und
großersprießlichenh Freund, entbeut ich, Albrecht Dürer, mein
willig Dienst.
Wiewohl ich, günstiger Herr und Freund, nit Zweifel, sich werden
Ltlich dies mein Fürnehmen zu strafen unterstehn, darum daß ich
als ein Ungelehrter, kleins Verstands und mit wenig Kunst begabt,
schreiben und lehren dar^) das, so ich selb nie gelernt hab, oder
von Jemand anders unterwiesen bin worden, nochdann^), dieweil
Ihr mir zu mehrem Mal angehalten, auch zum Thei! gedrungen?)
habt, daß ich diese meine Bücher an Tag geb, hab ich mich viel
ehe in die Gefährd der Nachred geben wöllen, dann Euch Eur Bitt
versagen. Wiewohl ich hoff, mir werd Niemands, der mit Tugenden
1) Es ist fast rührend, wie Dürer bei jeder Gelegenheit ausspricht, daß
er hoffnungsvoll in die Zukunft schaue.
2) Wohl in dem Zinne: woraus etwas aufschießt, also --- nützlich.
3) d. i. das gleiche dagegen hinlegend.
4) dem ich viel verdanke. 3) wagte, praeteritum von türen, clürn.
6) dennoch.
7) von seinem humanistischen Standpunkt aus mußte pirkheimer das
Unternehmen Dürers selbstverständlich willkommen heißen.
allein einen gründlichen Anfang daraus fassen, sonder durch den
täglichen Brauch zu einem größern verstand reichen, weiter suchen
und gar viel mehr, dann ich itzt anzeig, erfinden?)
Dieweil ich aber, günstiger Herr und Freund, weiß, daß Ihr
ein Liebhaber aller Kunst seid, hab ich Euch dieses Büchlein aus
sonderer Zuneigung und freundlichen Willen zugeschrieben, nit darum
daß ich vermeint, ich hält Euch was Groß oder Fürtreffenlichs
damit bewiesen, sondern daß Ihr daraus meinen geneigten und
guten Willen verstehen und ermessen möchtt, ob ich Euch gleichwol
mit meinem Werken nit sonders erschießlich^) sein mag, daß dannoch
mein Gemüt allzeit bereit wäre, Euch Euer Gunst und Lieb, so Ihr
zu mir tragt, mit gleicher Widerlegung zu bezahlen.
Widmung der Proportion des Menschen an pirkheimer.
1528.
Dem ehrberen und wolgeachtten Herrn Wilibald pirckeymer,
Kaiserlicher Majestät Kat etc., meinem günstigen lieben Herrn und
großersprießlichenh Freund, entbeut ich, Albrecht Dürer, mein
willig Dienst.
Wiewohl ich, günstiger Herr und Freund, nit Zweifel, sich werden
Ltlich dies mein Fürnehmen zu strafen unterstehn, darum daß ich
als ein Ungelehrter, kleins Verstands und mit wenig Kunst begabt,
schreiben und lehren dar^) das, so ich selb nie gelernt hab, oder
von Jemand anders unterwiesen bin worden, nochdann^), dieweil
Ihr mir zu mehrem Mal angehalten, auch zum Thei! gedrungen?)
habt, daß ich diese meine Bücher an Tag geb, hab ich mich viel
ehe in die Gefährd der Nachred geben wöllen, dann Euch Eur Bitt
versagen. Wiewohl ich hoff, mir werd Niemands, der mit Tugenden
1) Es ist fast rührend, wie Dürer bei jeder Gelegenheit ausspricht, daß
er hoffnungsvoll in die Zukunft schaue.
2) Wohl in dem Zinne: woraus etwas aufschießt, also --- nützlich.
3) d. i. das gleiche dagegen hinlegend.
4) dem ich viel verdanke. 3) wagte, praeteritum von türen, clürn.
6) dennoch.
7) von seinem humanistischen Standpunkt aus mußte pirkheimer das
Unternehmen Dürers selbstverständlich willkommen heißen.