116 Anhang.
das End darvon, daß ich gern wollt, daß Ihr schier gesund, mit
Gelück und seliger Endung befohlener Sach wiederkämt, des ich
Gott Nacht und Tag mit meinen Schwestern herzlich bitt. Doch
mügen wir solchs nit allein erwerben, darumb ist mein Nat, daß
Ihr die srummen reinen Herzen auch anruft, daß sie in orumpish
hoch rufen, daß die Zach von statt gehe. Damit viel seliger Zeit.
Datum Nurenberg, 3. Zeptembris l5l8.
Sschwesters Earitas, unnütz Nbtissin
zu Zt Llaren in Nsürnbergf.
2.
Lazarus Lpengler widmet Dürer einen Traktat.
Der Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler hatte einen hervorragenden
anteil an dem Gang der reformatorischen Bewegung der Stadt. Kus dem Brief
Dürers an Spalatin vom Anfang des Jahres 1520 wissen wir, daß er sehr bald
in der (Öffentlichkeit für Luther eintrat. Als ernster Mann ließ er in dem ge-
nannten Jahre eine Reihe kurzer, ethischer Betrachtungen und Ermahnungen
erscheinen, die er seinem Freunde Dürer widmete. Der Titel der Schrift lautete:
„Ermahnung und Unterweisung zu einem tugendhaften Wandel von Lazarus
Spengler. 1520." Die Zueignung ist in einem etwas schwerfälligen, ungelenken
Stil geschrieben, läßt uns aber in aller Deutlichkeit erkennen, warum Dürer im
Rreise seiner Freunde sich so hoher Schätzung erfreute. Der innere Wert seines
Wesens leuchtet aus Spenglers Zeilen klar hervor. 1520
Dem erbern und achtbarn Nlbrechten Dürer zu Nürmberg,
meinem sonderlichen vertrauten und brüderlichen Freunde, embeut
ich Lazarus Spengler, Natschreiber daselbst, mein willig Dienst mit
sonderm Fleiß.
lViewohl?) die Vernunft ein Meisterin und Neguliererin ist
alles menschlichen Lebens, die auch der Sinnlikeit gebeut unter
ihrer3) Gehorsam zu stehen — darum auch alle die, so mit Vernunft
1) Für das sinnlose „in crumpis" des jetzt vorhandenen Textes vermutet
man „in Lrornis": in Achtelnoten. (Thausing.)
2) wir haben einen höchst schwerfälligen Schachtelsatz vor uns, der wie
auch andere Sätze von dem Periodenbau lateinischer Rhetorik beeinflußt ist. Auf
das „Wiewohl" des Vordersatzes folgt nach nicht endenwollenden Einschiebseln
endlich „noch dann (d. i. dennoch) wissen wir . . ."
3) Für das Wort Gehorsam hat sich erst im 16. Iahrhundert das Mas-
kulinum neben dem damals noch vorkommenden Femininum durchgesetzt.
das End darvon, daß ich gern wollt, daß Ihr schier gesund, mit
Gelück und seliger Endung befohlener Sach wiederkämt, des ich
Gott Nacht und Tag mit meinen Schwestern herzlich bitt. Doch
mügen wir solchs nit allein erwerben, darumb ist mein Nat, daß
Ihr die srummen reinen Herzen auch anruft, daß sie in orumpish
hoch rufen, daß die Zach von statt gehe. Damit viel seliger Zeit.
Datum Nurenberg, 3. Zeptembris l5l8.
Sschwesters Earitas, unnütz Nbtissin
zu Zt Llaren in Nsürnbergf.
2.
Lazarus Lpengler widmet Dürer einen Traktat.
Der Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler hatte einen hervorragenden
anteil an dem Gang der reformatorischen Bewegung der Stadt. Kus dem Brief
Dürers an Spalatin vom Anfang des Jahres 1520 wissen wir, daß er sehr bald
in der (Öffentlichkeit für Luther eintrat. Als ernster Mann ließ er in dem ge-
nannten Jahre eine Reihe kurzer, ethischer Betrachtungen und Ermahnungen
erscheinen, die er seinem Freunde Dürer widmete. Der Titel der Schrift lautete:
„Ermahnung und Unterweisung zu einem tugendhaften Wandel von Lazarus
Spengler. 1520." Die Zueignung ist in einem etwas schwerfälligen, ungelenken
Stil geschrieben, läßt uns aber in aller Deutlichkeit erkennen, warum Dürer im
Rreise seiner Freunde sich so hoher Schätzung erfreute. Der innere Wert seines
Wesens leuchtet aus Spenglers Zeilen klar hervor. 1520
Dem erbern und achtbarn Nlbrechten Dürer zu Nürmberg,
meinem sonderlichen vertrauten und brüderlichen Freunde, embeut
ich Lazarus Spengler, Natschreiber daselbst, mein willig Dienst mit
sonderm Fleiß.
lViewohl?) die Vernunft ein Meisterin und Neguliererin ist
alles menschlichen Lebens, die auch der Sinnlikeit gebeut unter
ihrer3) Gehorsam zu stehen — darum auch alle die, so mit Vernunft
1) Für das sinnlose „in crumpis" des jetzt vorhandenen Textes vermutet
man „in Lrornis": in Achtelnoten. (Thausing.)
2) wir haben einen höchst schwerfälligen Schachtelsatz vor uns, der wie
auch andere Sätze von dem Periodenbau lateinischer Rhetorik beeinflußt ist. Auf
das „Wiewohl" des Vordersatzes folgt nach nicht endenwollenden Einschiebseln
endlich „noch dann (d. i. dennoch) wissen wir . . ."
3) Für das Wort Gehorsam hat sich erst im 16. Iahrhundert das Mas-
kulinum neben dem damals noch vorkommenden Femininum durchgesetzt.