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Dürer, Albrecht
Albrecht Dürer in seinen Briefen — Leipzig, Berlin: Teubner, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.75394#0015
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Fortschritte durch Dürer.

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dem Grabstichel und durch Vorzeichnung aus dem Holzstock betätigte
er selbst sich neben seinen anderen Arbeiten als der ersteh große
Porträtist Deutschlands; der etwas jüngere Holbein tritt uns dann
schon hauptsächlich als Porträtmaler entgegen. So gewinnen durch
Dürer einerseits die vom Mittelalter her überlieferten Stoffe vielfach
ihre künstlerisch bedeutendste Fassung, während man andererseits
von einer ganz neuen Runstepoche zu reden hat, die mit seinem schaffen
beginnt. Er hatte keine eigentlichen Schüler, und doch verspürt man
überall seinen Einfluß. Diese Tatsache beweist schlagend, wie um-
gestaltend seine Tätigkeit wirkte.
Die Reichsstadt Nürnberg stand gegen Ende des XV. Jahrhunderts
aus der höhe ihrer Macht und ihres politischen Einflusses im Reiche.
Großartige, noch jetztvorhandene öffentliche Bauten belebten die Straßen-
bilder, in stattlichen Häusern wohnten auch die stolzen Raufherren, wie der
nachmalige Papst Pius II. nach einem Besuche der Stadt ausdrücklich
hervorhebt, die Werkstätten der Rünstler hatten reichliche Beschäftigung,
die berühmteste Vuchdruckerfirma jener Zeit versandte von hier aus
die Erzeugnisse ihrer pressen nach allen Zeiten, der gesamte handel
hatte seine größte Ausdehnung gewonnen, endlose Wagenzüge, die
sich nach der Stadt zu bewegten, setzten den Wanderer in Erstaunen,
— kurz, Nürnberg war nach damaligen Begriffen eine Weltstadt,
in der auch die pflege geistiger Interessen bereits eine Stätte gefunden
hatte. In solcher Umgebung ist der nachmals berühmteste Bürger
der Stadt aus sehr bescheidenen Verhältnissen emporgekommen.
Dürer war der Sohn eines in Ungarn geborenen Goldschmiedes,
der auf der Wanderschaft von den Niederlanden her im Jahre 1455
nach Nürnberg kam und dauernd dort blieb. Die Tochter eines
Nürnberger Bürgers, seines langjährigen Meisters, wurde seine Gattin.
Daß Dürer der Altere aus dem Rreise der zahlreichen Deutschen
stammte, die früher nach Ungarn ausgewandert waren, ist gewiß
keine unbegründete Annahme, von ungarischer Seite möchte man
ihn für die magyarische Nation in Anspruch nehmen, aber es läßt
sich nichts Stichhaltiges dafür anführen. Dürer der Sohn, der stolz
1) Der ältere Holbein hat selbständige Porträts nur in Zeichnungen kleinen
Formats hinterlassen, die trotz ihrer Trefflichkeit doch nur einen Anfang dieses.
Üunstzweiges bezeichnen, und der jüngere Holbein schuf sein erstes Porträt, als
Dürer bereits in seinem 44. Lebensjahre stand.
 
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