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Dürer, Albrecht
Albrecht Dürer in seinen Briefen — Leipzig, Berlin: Teubner, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.75394#0017
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In lvolgemuts Werkstatt.

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in die Malerwerkstätte. Er sah wohl ein, daß der phantasievolle Unabe
in jenem andern Beruf ein seiner Begabung mehr entsprechendes
Held finden würde. Das noch erhaltene Zelbstporträt des Dreizehn-
jährigen, der damals wohl schon in der Werkstatt des Vaters arbeitete,
läßt auch uns noch selbst über seine frühzeitig hervortretende künst-
lerische Begabung urteilen. Sein Blick für die plastische Erscheinungs-
form fällt uns gleich bei dieser ersten Probe auf. Buch die bis dahin
in der Goldschmiedwerkstätte verbrachte Zeit war wohl keineswegs
verloren. Daß Dürer der große Stecher wurde, dürste auf die dort
mit dem Grabstichel erworbene Vertrautheit zurückzuführen sein. Und
wenn wir die Beobachtung machen, daß Dürer das bis zu einem
gewissen Grade Unbestimmte, Weiche und Zerfließende rein malerischer
Behandlung wenig sympathisch war, so mag die Urbeit in Metall,
in der er seine jugendliche Uünstlerhand zuerst zu üben hatte, ihren
Unteil daran gehabt haben.
Zunächst aber galt es freilich eine dreijährige Lehrzeit bei Wolgemut
durchzumachen. Der Malerlehrling hatte, wie wir durch ihn selbst
wissen, „von den Unechten viel zu leiden", aber sonst sagt er später
über diese Jahre aus: „In der Zeit verlieh mir Gott Fleiß, daß ich
wohl lernte." Er dachte dabei wohl hauptsächlich an die handwerk-
liche Seite seiner Uunst, denn seine Phantasie scheint vorzugsweise
durch Stiche Schongauers, des Hauptmeisters der deutschen Uunst
im XV. Jahrhundert, befruchtet worden zu sein.
Uchtzehn und ein halbes Jahr war Dürer alt, als die Lehrzeit im
November 1489 zu Ende ging. Vis zum Frühjahr 1490 finden wir
aber den jungen Gesellen noch in Nürnberg. Eine Probe seiner Uunst
aus dieser Zwischenzeit ist ein mit viel Liebe ausgeführtes Porträt
seines Vaters, welches das Datum 1490 trägt. Der Dargestellte
durfte mit Stolz auf diesen Beweis der Uunstfertigkeit seines Sohnes
blicken. Nach älteren Nürnberger Vorbildern, die sich an niederländische
Porträtdarstellungen anlehnen, ist die Gestalt in halbsigur mit sicht-
haren Händen gegeben. Die Schlichtheit und Treue im Lharakter
des Mannes kommt in den Zügen auch für uns in überzeugender
Weise zum Nusdruck. Der Nnfänger verrät sich durch die Gewissen-
haftigkeit, mit der er den Formen nachgeht, wodurch sein Werk einiger-
maßen unfrei erscheint, auch fehlt noch der bildmäßige Zusammenschluß.
In seinem Streben plastisch zu wirken, geraten ihm die Hände so,
 
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