16 Über Dürers Leben und Schaffen.
die durch ihre reichkomponierte Landschaft auffällt, und wohl um
die Zeit des Paradiesesstiches entstand ebenfalls für eine Nürnberger
Kirche der schöne paumgartnersche Altar in München, die Geburt
Christi darstellend, dessen Flügel vor einigen Jahren durch Beseitigung
späterer willkürlicher Zutaten der unverfälschten Beurteilung Dürer-
scher Kunst wiedergewonnen wurden. Die Stimmung dieses Werkes
atmet auch der höchst ansprechende Stich vom Jahre 1504, den Dürer
selbst „die Weihnacht" nennt. Das hervorragendste malerische Werk
jener Zeit ist die vom Jahre 1504 datierte Anbetung der Könige in
Florenz, die einst ebenfalls die Wittenberger Schloßkirche zierte. Klar-
heit der Komposition, sorgfältigste Ausführung im einzelnen und
Farbenschönheit zeichnen die kleine Tafel aus. weiter ist zu nennen
eine kleine Madonna, deren Gesicht Freude erhellt, und ein mytho-
logisches Bild, Herkules, die stymphalischen Vögel schießend, das an
ein italienisches Werk sich anlehnt. Es ist die einzige gemalte Mytho-
logie Dürers. Etwas zahlreicher waren die Porträts, wir kennen
deren für die frühere Zeit, wenn man die beiden zugleich heilige dar-
stellenden Stifterporträts des paumgartner Altares dazunimmt, un-
gefähr ein Dutzend. Das bedeutendste darunter war ohne Zweifel
das des Vaters Dürer vom Jahre 1497. Es läßt uns in überraschen-
der weise erkennen, welche Fortschritte Dürer seit dem Jahre 1490
gemacht hatte, in dem er den Vater, wie wir sahen, zum erstenmal malte.
Leider ist das (Original verloren, während vier Kopien sich erhalten
haben, ein Beweis, daß man das Stück zu schätzen wußte, wölsflin hat
in seinem Dürerbuch S. 112 die beiden Porträts einander gegenüber
abgebildet und das des Vaters zum erstenmal eingehend gewürdigt.
Lenbach betonte einmal, als Porträt und Komposition ein-
ander als Gegensätze gegenübergestellt wurden, daß auch der Porträt-
maler fortwährend komponieren müsse. Unsere beiden Porträts
können als Erläuterung dieses Ausspruches dienen. Das ältere
ist, wie schon erwähnt wurde, nicht recht als Bild zusammengesaßt,
während das zweite eine geschlossene Komposition darstellt. Die
Hauptformen des groß gesehenen Kopfes sind in ihrer Bedeutung
für den Gesamteindruck des Gesichtes mit Künstlerblick erfaßt und
zusammengeordnet, während alles andere, was dem Auge auf der
Bildfläche begegnet, lediglich die großzügige Folie für den Kops
bildet. Mit vollem Bewußtsein der künstlerischen Wirkung ist dieser
die durch ihre reichkomponierte Landschaft auffällt, und wohl um
die Zeit des Paradiesesstiches entstand ebenfalls für eine Nürnberger
Kirche der schöne paumgartnersche Altar in München, die Geburt
Christi darstellend, dessen Flügel vor einigen Jahren durch Beseitigung
späterer willkürlicher Zutaten der unverfälschten Beurteilung Dürer-
scher Kunst wiedergewonnen wurden. Die Stimmung dieses Werkes
atmet auch der höchst ansprechende Stich vom Jahre 1504, den Dürer
selbst „die Weihnacht" nennt. Das hervorragendste malerische Werk
jener Zeit ist die vom Jahre 1504 datierte Anbetung der Könige in
Florenz, die einst ebenfalls die Wittenberger Schloßkirche zierte. Klar-
heit der Komposition, sorgfältigste Ausführung im einzelnen und
Farbenschönheit zeichnen die kleine Tafel aus. weiter ist zu nennen
eine kleine Madonna, deren Gesicht Freude erhellt, und ein mytho-
logisches Bild, Herkules, die stymphalischen Vögel schießend, das an
ein italienisches Werk sich anlehnt. Es ist die einzige gemalte Mytho-
logie Dürers. Etwas zahlreicher waren die Porträts, wir kennen
deren für die frühere Zeit, wenn man die beiden zugleich heilige dar-
stellenden Stifterporträts des paumgartner Altares dazunimmt, un-
gefähr ein Dutzend. Das bedeutendste darunter war ohne Zweifel
das des Vaters Dürer vom Jahre 1497. Es läßt uns in überraschen-
der weise erkennen, welche Fortschritte Dürer seit dem Jahre 1490
gemacht hatte, in dem er den Vater, wie wir sahen, zum erstenmal malte.
Leider ist das (Original verloren, während vier Kopien sich erhalten
haben, ein Beweis, daß man das Stück zu schätzen wußte, wölsflin hat
in seinem Dürerbuch S. 112 die beiden Porträts einander gegenüber
abgebildet und das des Vaters zum erstenmal eingehend gewürdigt.
Lenbach betonte einmal, als Porträt und Komposition ein-
ander als Gegensätze gegenübergestellt wurden, daß auch der Porträt-
maler fortwährend komponieren müsse. Unsere beiden Porträts
können als Erläuterung dieses Ausspruches dienen. Das ältere
ist, wie schon erwähnt wurde, nicht recht als Bild zusammengesaßt,
während das zweite eine geschlossene Komposition darstellt. Die
Hauptformen des groß gesehenen Kopfes sind in ihrer Bedeutung
für den Gesamteindruck des Gesichtes mit Künstlerblick erfaßt und
zusammengeordnet, während alles andere, was dem Auge auf der
Bildfläche begegnet, lediglich die großzügige Folie für den Kops
bildet. Mit vollem Bewußtsein der künstlerischen Wirkung ist dieser