18 Über Dürers Leben und Schaffen.
während das Innere noch zurücksteht, das Erfassen des Momentanen;
besonders tritt dies zutage bei der Zeichnung des Kopfes von 1503,
der pirkheimer darstellt, Menn man dieses Blatt neben den be-
kannten Porträtstich vom Jahre 1524 hält, hat man einen Maß-
stab dafür, in welchem Grade Dürer im Erfassen des tieferen seelischen
Mesens im Laufe der Jahre fortschritt. Doch nicht deshalb wird die
Zeichnung hier vor anderen erwähnt, sondern weil sie das erste datierte
Dokument der Freundschaft ist, die den Künstler und den Gelehrten
verband. Die näheren Beziehungen sind natürlich viel älteren Datums.
Die mythologischen Stiche sind sicher nicht ohne pirkheimers Mit-
wirkung entstanden. Buch in der Vorstellung, daß es Idealpropor-
tionen gäbe, dürfte der Humanist den Künstler bestärkt haben. Durch
den venetianischen Briefwechsel sind uns dann für eine längere Spanne
Zeit nähere Einblicke in diesen nie gestörten Freundschaftsbund ver-
gönnt. Eine ganz ungewöhnliche Stellung nimmt unter den Porträts
Dürers das allbekannte Selbstporträt ein, das jetzt das Datum 1500
trägt. Es ist ein idealisiertes Selbstporträt, das mit der Vorstellung
von Idealproportionen in Zusammenhang steht. Das Bild, dessen
Datum nicht von Dürers Hand herrührt, ist später anzusetzen.
Man hat es neuerdings direkt in das Jahr 1506 verwiesen. Menn
die Jahreszahl 1506 ursprünglich auf der Tafel stand, würde sich
das falsche Datum 1500 am einfachsten durch eine Verletzung oder
ein verlesen der letzten Ziffer erklären.
Menn wir alle die Gebiete überblicken wollen, die Dürers
künstlerische Phantasie beschäftigen, dürfen wir nicht vergessen, daß
er in Darstellungen aus den Kreisen des Volkes auch schon ein
Vorläufer der Niederländer war, besonders betonen müssen wir aber
seine Landschaftsstudien. Mir sagen diesmal ausdrücklich Studien,
denn eine so wichtige Nolle die Landschaft bei ihm spielt, Landschaften
als selbständige Gemälde hat er nicht geschaffen. Zwar kennt er
das Mort Landschaftsmaler, wir finden es sogar bei ihm zum ersten-
mal in der deutschen Literatur an jener Stelle seines niederländischen
Tagebuchs, an der er den Niederländer patinir „den guten Land-
schaftsmaler" nennt; doch waren dessen Landschaften immer noch mit
etwas heiliger Staffage versehen. Sicher durfte damals in den Nieder-
landen eine solche nicht fehlen, wenn ein derartiges Bild verkäuflich
sein sollte. Gssenbar war dem Publikum die Landschaft an sich als
während das Innere noch zurücksteht, das Erfassen des Momentanen;
besonders tritt dies zutage bei der Zeichnung des Kopfes von 1503,
der pirkheimer darstellt, Menn man dieses Blatt neben den be-
kannten Porträtstich vom Jahre 1524 hält, hat man einen Maß-
stab dafür, in welchem Grade Dürer im Erfassen des tieferen seelischen
Mesens im Laufe der Jahre fortschritt. Doch nicht deshalb wird die
Zeichnung hier vor anderen erwähnt, sondern weil sie das erste datierte
Dokument der Freundschaft ist, die den Künstler und den Gelehrten
verband. Die näheren Beziehungen sind natürlich viel älteren Datums.
Die mythologischen Stiche sind sicher nicht ohne pirkheimers Mit-
wirkung entstanden. Buch in der Vorstellung, daß es Idealpropor-
tionen gäbe, dürfte der Humanist den Künstler bestärkt haben. Durch
den venetianischen Briefwechsel sind uns dann für eine längere Spanne
Zeit nähere Einblicke in diesen nie gestörten Freundschaftsbund ver-
gönnt. Eine ganz ungewöhnliche Stellung nimmt unter den Porträts
Dürers das allbekannte Selbstporträt ein, das jetzt das Datum 1500
trägt. Es ist ein idealisiertes Selbstporträt, das mit der Vorstellung
von Idealproportionen in Zusammenhang steht. Das Bild, dessen
Datum nicht von Dürers Hand herrührt, ist später anzusetzen.
Man hat es neuerdings direkt in das Jahr 1506 verwiesen. Menn
die Jahreszahl 1506 ursprünglich auf der Tafel stand, würde sich
das falsche Datum 1500 am einfachsten durch eine Verletzung oder
ein verlesen der letzten Ziffer erklären.
Menn wir alle die Gebiete überblicken wollen, die Dürers
künstlerische Phantasie beschäftigen, dürfen wir nicht vergessen, daß
er in Darstellungen aus den Kreisen des Volkes auch schon ein
Vorläufer der Niederländer war, besonders betonen müssen wir aber
seine Landschaftsstudien. Mir sagen diesmal ausdrücklich Studien,
denn eine so wichtige Nolle die Landschaft bei ihm spielt, Landschaften
als selbständige Gemälde hat er nicht geschaffen. Zwar kennt er
das Mort Landschaftsmaler, wir finden es sogar bei ihm zum ersten-
mal in der deutschen Literatur an jener Stelle seines niederländischen
Tagebuchs, an der er den Niederländer patinir „den guten Land-
schaftsmaler" nennt; doch waren dessen Landschaften immer noch mit
etwas heiliger Staffage versehen. Sicher durfte damals in den Nieder-
landen eine solche nicht fehlen, wenn ein derartiges Bild verkäuflich
sein sollte. Gssenbar war dem Publikum die Landschaft an sich als