Briefe Dürers.
Einleitung.
Als Künstlerbriefe aus einer der wichtigsten Epochen der deutschen
Kunstgeschichte beanspruchen unsere Briefe schon um der Seltenheit willen
volles Interesse. Wie wir gelegentlich wahrnehmen können, wurden sie
auch bereits in früheren Zeiten hochgehalten, denn einen besonderen Wert
verleiht ihnen, daß sie uns gerade mit dem Meister in recht verschiedenen
Lagen seines Lebens in nahe Berührung bringen, dessen Name zum ersten-
mal ein durchschlagender Ruhmestitel unserer Kunst auch für das Ausland
wurde.
Leider müssen wir vorausschicken, daß wir nur noch in einem Fall
den Brief haben, worauf Dürer antwortet. Durch diesen Mangel entsteht
für uns mehrfach Dunkelheit, die wir manchmal kaum vermutungsweise auf-
klären können. Auch bietet, was erhalten ist, nicht die reichen Einblicke
in des Künstlers Schaffen, die wohl mancher Leser vor allem erwartet.
Darauf sei gleich hier hingewiesen. Doch ist, was wir Charakteristisches er-
fahren, auch so wichtig genug. Die zeitliche Verteilung ist eine sehr ungleiche.
Neben einer nicht großen Anzahl vereinzelter Briefe und briefartiger Zu-
schriften aus den Jahren 1511—1528 sind zehn erhalten, die im Jahre
1506 aus Venedig an pirkheimer geschrieben sind, und neun, die Dürer
mit dem Kaufmann Heller in Frankfurt a. M. 1508 und 1509 wechselte.
Durchzogen sind diese Schriftstücke von dem Dialekt, den Dürer sprach.
Man darf nicht vergessen, daß sie vor die Zeit fallen, in der Luthers
Bibelübersetzung eine allgemeine Schriftsprache durchsetzte. Formell stehen
sie hinter Dürers eigentlichen schriftstellerischen Arbeiten zurück, haben aber
dafür den Reiz vollster Unmittelbarkeit, auch wird man gern zugeben, daß
Dürer recht wohl zu sagen versteht, was er will und meint, vorkommende
Härten und Unebenheiten fallen wohl teilweise der Eile zur Last, mit der
die Briefe öfter geschrieben sind. Auch ist zu beachten, daß so manches
uns jetzt fremd anmutende Wort damals noch allgemein im Gebrauch war.
Da die ungleiche, oft völlig willkürliche Orthographie Dürers das Ver-
ständnis unnötig behindert, haben Lange und Fuhse in ihrer so zweckmäßigen
Ausgabe von Dürers schriftlichem Nachlaß in nur zu billigender Weise
unter Beibehaltung der Wortformen den Text in moderner Orthographie
gegeben und ihn auch in sachgemäßer Weise interpungiert. Diese Umschrift
wurde von dort herübergenommen?) Wollte man die Wortformen selbst
1) Für die freundlichst erteilte Erlaubnis spreche ich auch hier meinen
Dank aus.
Einleitung.
Als Künstlerbriefe aus einer der wichtigsten Epochen der deutschen
Kunstgeschichte beanspruchen unsere Briefe schon um der Seltenheit willen
volles Interesse. Wie wir gelegentlich wahrnehmen können, wurden sie
auch bereits in früheren Zeiten hochgehalten, denn einen besonderen Wert
verleiht ihnen, daß sie uns gerade mit dem Meister in recht verschiedenen
Lagen seines Lebens in nahe Berührung bringen, dessen Name zum ersten-
mal ein durchschlagender Ruhmestitel unserer Kunst auch für das Ausland
wurde.
Leider müssen wir vorausschicken, daß wir nur noch in einem Fall
den Brief haben, worauf Dürer antwortet. Durch diesen Mangel entsteht
für uns mehrfach Dunkelheit, die wir manchmal kaum vermutungsweise auf-
klären können. Auch bietet, was erhalten ist, nicht die reichen Einblicke
in des Künstlers Schaffen, die wohl mancher Leser vor allem erwartet.
Darauf sei gleich hier hingewiesen. Doch ist, was wir Charakteristisches er-
fahren, auch so wichtig genug. Die zeitliche Verteilung ist eine sehr ungleiche.
Neben einer nicht großen Anzahl vereinzelter Briefe und briefartiger Zu-
schriften aus den Jahren 1511—1528 sind zehn erhalten, die im Jahre
1506 aus Venedig an pirkheimer geschrieben sind, und neun, die Dürer
mit dem Kaufmann Heller in Frankfurt a. M. 1508 und 1509 wechselte.
Durchzogen sind diese Schriftstücke von dem Dialekt, den Dürer sprach.
Man darf nicht vergessen, daß sie vor die Zeit fallen, in der Luthers
Bibelübersetzung eine allgemeine Schriftsprache durchsetzte. Formell stehen
sie hinter Dürers eigentlichen schriftstellerischen Arbeiten zurück, haben aber
dafür den Reiz vollster Unmittelbarkeit, auch wird man gern zugeben, daß
Dürer recht wohl zu sagen versteht, was er will und meint, vorkommende
Härten und Unebenheiten fallen wohl teilweise der Eile zur Last, mit der
die Briefe öfter geschrieben sind. Auch ist zu beachten, daß so manches
uns jetzt fremd anmutende Wort damals noch allgemein im Gebrauch war.
Da die ungleiche, oft völlig willkürliche Orthographie Dürers das Ver-
ständnis unnötig behindert, haben Lange und Fuhse in ihrer so zweckmäßigen
Ausgabe von Dürers schriftlichem Nachlaß in nur zu billigender Weise
unter Beibehaltung der Wortformen den Text in moderner Orthographie
gegeben und ihn auch in sachgemäßer Weise interpungiert. Diese Umschrift
wurde von dort herübergenommen?) Wollte man die Wortformen selbst
1) Für die freundlichst erteilte Erlaubnis spreche ich auch hier meinen
Dank aus.