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https://doi.org/10.11588/diglit.41467#0039
Es läßt sich ganz verständlich anhören, daß Schale, Flasche und Krug
Symbole einer recht irdischen Welt bleiben. Mir aber sind sie so etwas
wie Konsonanten, die der reinen Vokalwelt der Farbe Artikulation und
Ständigkeit geben.
Fisch, Flasche und Schale sind älteste Attribute einer humanisierten
Welt, der Welt der menschlichen Gesellschaft. Unbeargwöhnte Instru-
mente ihrer elementaren Dauer. Was ich also da male, kann von mir aus
als bescheidener Beitrag zur Dauer von Leben und Gesellschaft sein, ein
Optimismus, daß unsere Welt in ihrer Fülle und Gefährdung noch gut
und lebenswert bleiben kann.
Das wäre mir ausreichende Sinngebung meiner Arbeit für mich und andere
Menschen.«
Aus: Wolf gang Rothe, Wegzeichen im Unbekannten. Neunzehn deutsche
Maler zu Fragen der zeitgenössischen Kunst, Heidelberg 1962, S. 17-22
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Dr. Wolfgang Rothe, Frank-
furt/M.)
»Glas, Flasche, Birne, Tisch oder Fisch wurden in der Zeit nach Bosch
und Breughel entmythisiert. Cezanne, Picasso und die Kubisten geo-
metrisierten sie.
POP machte sie zu dem, was sie heute sind: Artikel der Konsumwelt,
Konsumware und Musterzeichen.
Nach 10 Jahren ist heute schon hinter POP die Tür zugefallen. Mir bleiben
Glas, Flasche, Birne und Krug das, was sie mir immer waren: Gebrauchs-
dinge in Küche und Schrank, zu meinem Haushalt gehörend.
Im Atelier, auf meinen Leinwänden, formierte ich sie zu den Konsonanten
innerhalb der Vokalwelt der farbigen Gründe. Und das werden sie wohl
auch weiterhin in meiner Bilderwelt bleiben. Wie auch die Lust, sie zu
malen.
Denn das Malen, das Ermalen von Bildgründen und Dingen, das Über-
malen, Verwischen, Auskratzen und Überfangen von Farben mit Pinseln,
Händen, Spachteln und Lappen, das ist meine Aktion.
Ich bin nicht 1930 oder 1947 geboren, sondern vor 1910. So wie meine
Bilder aus Schichtungen leben, bin ich durch Schichtungen gewachsen.
Mehr ist da von mir aus nicht zu sagen.«
Aus: Wilhelm Nettmann, Irmgart Wessel-Zumloh - Wilhelm Wessel, Aus-
stellungskatalog Märkisches Museum Witten 1971
Symbole einer recht irdischen Welt bleiben. Mir aber sind sie so etwas
wie Konsonanten, die der reinen Vokalwelt der Farbe Artikulation und
Ständigkeit geben.
Fisch, Flasche und Schale sind älteste Attribute einer humanisierten
Welt, der Welt der menschlichen Gesellschaft. Unbeargwöhnte Instru-
mente ihrer elementaren Dauer. Was ich also da male, kann von mir aus
als bescheidener Beitrag zur Dauer von Leben und Gesellschaft sein, ein
Optimismus, daß unsere Welt in ihrer Fülle und Gefährdung noch gut
und lebenswert bleiben kann.
Das wäre mir ausreichende Sinngebung meiner Arbeit für mich und andere
Menschen.«
Aus: Wolf gang Rothe, Wegzeichen im Unbekannten. Neunzehn deutsche
Maler zu Fragen der zeitgenössischen Kunst, Heidelberg 1962, S. 17-22
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Dr. Wolfgang Rothe, Frank-
furt/M.)
»Glas, Flasche, Birne, Tisch oder Fisch wurden in der Zeit nach Bosch
und Breughel entmythisiert. Cezanne, Picasso und die Kubisten geo-
metrisierten sie.
POP machte sie zu dem, was sie heute sind: Artikel der Konsumwelt,
Konsumware und Musterzeichen.
Nach 10 Jahren ist heute schon hinter POP die Tür zugefallen. Mir bleiben
Glas, Flasche, Birne und Krug das, was sie mir immer waren: Gebrauchs-
dinge in Küche und Schrank, zu meinem Haushalt gehörend.
Im Atelier, auf meinen Leinwänden, formierte ich sie zu den Konsonanten
innerhalb der Vokalwelt der farbigen Gründe. Und das werden sie wohl
auch weiterhin in meiner Bilderwelt bleiben. Wie auch die Lust, sie zu
malen.
Denn das Malen, das Ermalen von Bildgründen und Dingen, das Über-
malen, Verwischen, Auskratzen und Überfangen von Farben mit Pinseln,
Händen, Spachteln und Lappen, das ist meine Aktion.
Ich bin nicht 1930 oder 1947 geboren, sondern vor 1910. So wie meine
Bilder aus Schichtungen leben, bin ich durch Schichtungen gewachsen.
Mehr ist da von mir aus nicht zu sagen.«
Aus: Wilhelm Nettmann, Irmgart Wessel-Zumloh - Wilhelm Wessel, Aus-
stellungskatalog Märkisches Museum Witten 1971