Nikolaus von Jeroschin – digital
Nikolaus von Jeroschin ist der bekannteste unter den Chronisten des Deutschen Ordens und einer der wenigen, die namentlich bekannt sind. Dennoch gibt es über sein Leben keine gesicherten Daten. In seinen Werken berichtet er, dass er von Gottfried von Heimberg, Komtur zu Königsberg in den Jahren 1327–1329, in den Orden aufgenommen wurde und dass er Kaplan Dietrichs von Altenburg, Hochmeister von 1335 bis 1341, war. Im Auftrag des Komturs schrieb er die ‚Legende des heiligen Adalbert’ und für den Hochmeister die ‚Chronik des Preußenlandes’. Bei beiden Werken handelt es sich um Übersetzungen aus dem Lateinischen.
Die Legende – heute nur noch in einem Bruchstück vorhanden – war als Ergänzung zu den Legenden des ‚Väterbuchs’ gedacht. Adalbert von Prag, der erste Missionar der Preußen, hatte das Potential zu einem Lokalheiligen. Doch setzte sich dieser Gedanke nicht durch. Weit wirkungsmächtiger ist die ‚Chronik des Preußenlandes’, die erste deutschsprachige Gesamtchronik des Ordens und des Preußenlandes. Sie hat die folgende Geschichtsschreibung und das Bild des Ordens maßgeblich beeinflusst. Sie lebt in der ‚Älteren Hochmeisterchronik’, zu der sie etwa zwei Drittel des Textes beisteuert, weiter, wurde 1464 im Auftrag des polnischen Historikers Jan Długosz ins Lateinische zurückübersetzt, im 16. Jahrhundert exzerpiert und seitdem immer wieder als historische Quelle genutzt.
Nikolaus von Jeroschin digital bietet eine virtuelle Bibliothek der handschriftlichen Überlieferung von Chronik und Legende. Beigegeben werden Transkriptionen, die später untereinander verglichen werden können. Zur Zeit befindet sich das Projekt noch im Aufbau, so dass noch nicht alle gewünschten Informationen vorhanden sind, sondern sukzessive ergänzt werden.
Fernziel ist eine neue kritische Edition, die nicht nur den Text verlässlich nach neuesten Standards wiedergibt, sondern auch inhaltlich erschließt, indem u.a. die zahlreichen Personen- und Ortsnamen identifiziert und die Nutzungsspuren dokumentiert werden. Eine interessante Erweiterung könnte die Erschließung der umfangreichen Rezeption der Chronik in Bearbeitungen, Exzerpten, Abschriften und Übersetzungen sein. Dadurch würde die Lebendigkeit und Wirksamkeit eines Textes über die Jahrhunderte sichtbar.
Nikolaus von Jeroschin digital wird betrieben von Ralf G. Päsler (Philipps-Universität Marburg) in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Heidelberg.