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Stadtbuch der Stadt Heidelberg: Stadtbuch der Stadt Heidelberg nebst den Stadtteilen Handschuhsheim, Kirchheim, Wieblingen, Rohrbach un den zur Stadt gehörenden Siedlungen für das Jahr 1927 — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.2509#0516
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4b

r>ar. In vcr Folgezeit hausten die Bewohner in Aellern und Scheunen; Schwachhei!
rnd ditziges Fieber brach aus (nach einem Bcrichte des öamaligen j?farrers Stuben
'auch) und rastte viele dabiin Kamn war dieses Llend vorüber und notdürftig em
Teil wieder aufgebaut, als die franzosische Armee abermals vor den Toren bfeidelberas
erschien und die ganze Umgegend wiederum niederbrannte, Am f8, Blai fützZ mutzte
oon den Rohrbachern eine bobe Kontribution an sie bezahlt werden, und als sie ab-
zogen, nahrnen sie auch den letzten Wert, der noch geblicben war, mit sich, die letzte
Kirchenglocke fiel ibrer unersättlichen bfabgier zum Gz'fer,

Ausgebeutet durch Rriegslasten an die franzosischen wie auch die deulfchen Truxpen,
kagerplatz und ständiger Durchganaspunkt für die TNärsche der bfeere, zweimal geplün
dert und niedergebrannt, war öas unglückliche Dorf am Tnde des orleanischen Krieges
so gut wie vernichtet, ein Trümmerboufen inmitten zerstörter Zelder.

Aiit dcm Zrieden von Ryswpk schien eine befserere Zukunft zu beginnen; der Auf
bau wurde in Angriff genommen. Allein es stellte sich nun der Kamps im Znnern
ein, der die Bewohner ibres tebens nie recht froh werden ließ, Kaum war der neue
Kurfürst Zobann Wilhelm im Besitz seines kandes, als er eine Airchenpolitik begann,
die ganz üazu antzelan war, die reformierten Antertanen aufs bochste zu erbittern.
Kein Wunder also, daß sich in dieser Zeit einc Anzalst Nobrbacher entschlotz, zusammen
mit vielen andern ^amilien nach Amerika auszuwandern, nur um den religiösen und
fteuerlichen Bedrückungen zu entgeben, Nicht weniger als 9 ^amilien wandertc» nach
pennsvlvanien aus und gründeten sich dort eine neue bfeimat,

Neben einem ungemein harten Wintcr im Zahre s769 kamen auch noch die
Rriegsjabre des spanischen Erbfolgekrieges binzu. Rriegslasten über Rriegslasten, j?lün-
derungen der roben Soldateska, pachten an die Feudalherren, großer und kleiner
Zebiiten bildeten die steten Sorgen der Bevölkerung und ließen keinen Wohlstand ge-
deihen. So ist es begreiflich, daß, nachdem Zreund unö Zeind das Dorf ausgesogen
hatten, ein Bericht an den Kurfürsten den Vrt als „emem Räubernest ähnlich"
schildern kann,

Der Anfang des j8. Zahrhunderts bildete mit seinem Abfolutismus eines der tran-
rigsten Rapitel in der Vrtsgeschichte,

Befser sollte es erst werden, als bserzog Rarl Augufl von Pfalz-Zweibrücken, als er
noch prinz war, seinen Aufenthalt hierber verlegte. <Lr erbaute sich ein tustschloß,
das heute noch steht. Gleichzeitig erwarb er den Bierhelüer-Lsof und das Befitztum
der Frecherren von der Tann.

Das L>chloß, ursxrünglich ein einfacher Barockbau, umgebsn von englischen Anlagen,
geziert mit einem wecher davor, wurde von ibm bis s775 bewohnt. Beim Bau hattcn
die Bewohner des Vrtes und auch die der umliegenöen Dörfer die Band- und Spann-
dienste zu leisten, wie das oon altersher üblich war, Der Weiher wurde gespeist von
dem Wasserwerk des Zreiherrn von Tratteur, welches die verschiedenen Rohrbacher
ttzuellen faßte und nach der kurfürstlichen Residenz Riannheim leiten wollte, Zn Ton>
röhren sollte damals die Stadt Mannheim, welche infolge des zugeschütteten Zestungs-
grabens nur schlechtes Sumpfwaffer hatte, befferes Waffer erhalten, damit die Tvphus-
epidemie nicht mehr um sich greifen könnte, Allein das geniale Wcrk konnte infolge
 
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