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Amelung, Arthur [Hrsg.]; Jänicke, Oscar [Hrsg.]
Ortnit und die Wolfdietriche: nach Müllenhoffs Vorarbeiten (Deutsches Heldenbuch) (3. Teil, 1. Band) — Berlin, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.2039#0068
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LXX Einleitung

von Wernhersmarke nennen, so müssen sie schon den Wolfdietrich C oder D
gekannt haben, wie Müllenhoff in der zeitschr. f. gymnasialwesen 1867
s. 411 gezeigt hat.

Aber wir können die zeit des Wolfdietrich B noch viel genauer bestim-
men, ich habe hier nur den von Müllenhoff zur gesch. der Nib. s. 23 gege-
benen beweis zu wiederholen: das gedieht ist dem Ortnit gleichzeitig zu
setzen, also um das jähr JJ225. denn der fortsetzer des Wolfdietrich A
setzt unser gedieht voraus (vgl. oben s. XL VI/".) und dichtete selbst vor dem
Eckenliede, das um das jähr 1230 entstanden ist (DHB 5, LI), diese Zeit-
bestimmung des Wolfdielrich B wird durch die spräche des gedichtes voll-
kommen bestätigt, und noch ein historisches moment, auf das übrigens auch
schon von Müllenhoff in Haupts zeitschr. 6, 445 hingewiesen ist, lässt sich
dafür geltend machen, das gedieht setzt das lateinische kaisertum voraus
und daneben Thessalonich als selbständiges reich, das königreich Thessa-
lonich bestand mir bis 1222, wo es Theodorus von Epirus den Lateinern
entriss, während der fürst Demetrius in Italien war: Ducange, histoire de
Constantinople sous les emperenrs francais s. 79; titularfürsten von Thessa-
lonich gab es freilich noch längere zeit, der dichter von B ist auch über das
griechische land wohl unterrichtet', die entfernung von Konstantinopel
nach Thessalonich giebt er 38. 217. 232. 256 auf 18 tagereisen an, mit
Hiltburg zieht Hugdietrich in zwanzig tagen dorthin2b2. dazu passt sehr gut
die nachricht Villehardouins c. 125 der ausgäbe von P. Paris: si avoit de
l'une de ces cites jusques ä l'autre deusiomees(bei Ducange c. 160 douze jor-
nees granz). wenn 111,3 Hugdietrich dem Wächter eine feste verspricht da
mit ist beslozzenz lant, so wird sich der dichter darunter auch ein festes schloss
über einem gebirgspasse vorgestellt haben, wie sie gerade in dem griechischen
kaisertum häufig waren, der dichter erwähnt die alte Troye2, weiss dass sich
sieben apostel in Konstantinopel niedergelassen haben (zu,92Q,4),undnennt s.
Georgs münster daselbst 900,3. auch sonst erstreckt sich seine kenntnis auf den
Südosten von Europa: er nennt Buden (d. i. Widdin, s. zu 534, 4) und

1 es mag auch bemerkt werden dass unter den kreuzfahrern die das lateinische
kaisertum gründeten, sich ziemlich viele Deutsche befanden, s. Villehardouin, de la
conqueste de Constantinoble, ausg. von P. Paris, cap. 44. 117. daher hatte man in
Deutschland nicht nur genaue künde van dem lateinischen kaisertum, sondern unter-
hielt auch ohne zweifei einen lebhaften verkehr mit demselben.

2 sie ist im mittelalter durch die kreuzziige bekannt genug, s. z. b. Morolt 2508.
4053. auch lateinische Chroniken erwähnen die vetus Troja, wie der codex: Straho-
viensis (der sog. Ansbert über die kreuzfahrt Friedrichs I) in denfontes rerum Austr.
I 5, 56. die alte nannte man sie wol um sie von Troja in Italien zu unterscheiden,
mit unrecht hat daher Zupitza DHB 5, XXIV vermutet dass Albrecht von Kemenaten
unser gedieht gekannt habe, weil er zweimal in der Virginal die alte Troye nennt,
auch Virg. 73,11 weist schwerlich auf eine bekanntschaft mit Wolfdietrich A.
 
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