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Thiel, Viktor
Papiererzeugung und Papierhandel vornehmlich in den deutschen Landen von den ältesten Zeiten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. — 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2403#0021
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126 Papiererzeugung und Papierhandel.

dere bei Patersort an der Küste des Frischen Haffs erbauen und verlieh
sie seinem langjährigen Diener Osterberger142).

III. Papierhandel im 16. und 17. Jahrhundert.

Ein Rückblick auf die Entwicklung der Papiererzeugung in Deutsch-
land bis zur Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert läßt folgendes fest-
stellen. Sie nimmt vom Süden ihren Ausgang. Während um 1450
8—10 Papiermühlen tätig sind, wächst ihre Zahl bis 1500 auf etwa 25
an. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts arbeiten ungefähr 160 deutsche
Papiermühlen, obwohl manche Werkstätten nur eine kurze Dauer hatten,
sei es infolge technischer Schwierigkeiten, sei es infolge von Beschwer-
den der Anrainer über sanitäre Folgeerscheinungen. Die örtliche Ver-
teilung der Papiermühlen läßt erkennen, daß sie den Linien des großen
Verkehrs zustrebten, da sie ja doch hauptsächlich auf den Fernabsatz
angewiesen waren. Mit Vorliebe trachteten sie nach der Nähe großer
Siedlungen, da sie hier am leichtesten den für sie nötigen Rohstoff
(Hadern) erlangen konnten. Aus der gleichen Ursache bevorzugen sie
auch Gebiete mit Leinenerzeugung, wie Schwaben, Böhmen, Lausitz und
Schlesien. Günstige technische Umstände fand die Papiererzeugung im
mittleren Berglande, wo ihr Wasserkräfte mit reinem Wasser verfügbar
waren, so im Alpenvorlande, in den Sudeten und im Harz.

Mehr und mehr wurde die Einfuhr aus Italien und Frankreich über-
flüssig, in stark zunehmendem Maße seit der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Die wachsende Leistungsfähigkeit ist um so höher zu schätzen, als der
Bedarf durch die Anforderungen der Druckoffizinen, der Amtskanzleien
und der kaufmännischen Kontors gewaltig gestiegen war. An Bedeutung
blieben die süddeutschen Papiermühlen im 16. und 17. Jahrhundert oben-
an. Die Papiermühlen im Allgäu, bei Augsburg und Nürnberg, sowie in
Ober- und Niederbayern konnten günstige Wasserwege für ihren Absatz
ausnützen. Mittels Flößen wurde das süddeutsche Papier, in Fässern
verpackt, auf der Donau und ihren Zuflüssen, zum großen Teile nach
Linz gebracht, wo sich zu den Oster- und Bartolomä-Märkten Kaufleute
aus ganz Deutschland, insbesonders aus den Alpen- und Sudetenländern,
dann aus Polen und Italien zusammenfanden; hier ergab sich insbeson-
dere für den deutschen Buch- und Papierhandel ein günstiger Absatz.
Der Linzer Markt war zur Blüte gelangt, als der Wiener Handel zur Zeit
der ungarischen Besetzung (1485—1490) völlig ins Stocken geraten war.
Während bis zum Ende des 15. Jahrhunderts in den österreichischen
Alpenländern fast ausschließlich italienisches Papier, insbesondere aus
Venetien, zur Verwendung gelangte, wird es hier allmählich durch süd-
deutsches verdrängt; vereinzelt kommt dieses schon in den letzten Jahr-
zehnten des 15. Jahrhunderts vor. Nach Briquet ließ sich Ravensburger
Papier feststellen in Graz 1479, in Wien und Villach 1480, in Innsbruck

142) Lohmeyer a. a. O. XIX, 2Q7 (16). — Es sei noch erwähnt, daß nach
der Errichtung der Universität in Dorpat 1632 auch eine akademische Druckerei und
eine Papiermühle angelegt wurde. (Wilh. Stieda, Entwicklung des Buchgewerbes
in Dorpat, im „Archiv" VII, 163 f.)
 
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