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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 2) — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.655#0015
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in stilistisch werthlosen Stichen. Die Vermuthung, dafs es sich
um Ueberbleibsel des Maussoleums handle, hatte sich schon ihm
und seinen Reisebegleitern, Lord Charlemont und Genossen, auf-
gedrängt. Ein anschauliches Bild, wie die Reliefs in dem alten
Johanniterschlofs eingemauert waren, bietet Tafel 16 von L. Mayer's
gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts aufgenommenen Views
in the Ottoman Empire, chiefly in Caramania, London 1803, mir
nur aus der Bearbeitung J. A. Bergks, Ansichten von der Türkei,
Leipzig 1812, bekannt, wo die Ansicht sich auf Tafel 20 findet*).
Neben der Thür des Hauptgebäudes erkennt man links die Platten
IV und III, rechts II und XI symmetrisch angebracht, während in
drei Reihen übereinander die Platten XVII. VI. H. XII. XIV einen
dicken Thurm über dem Meeresufer schmücken; die Reliefs I. XIII.
XV. XVI, auf der Abbildung unsichtbar, werden an der gegenüber
liegenden Seite eines zweiten Thurms eingemauert gewesen sein.
Auch einige Löwen erscheinen in der Abbildung (vgl. L. Ross, Insel-
reisen, IV S. 35). Diese dreizehn Reliefs wurden 1846 von dem eng-
lischen Botschafter in Konstantinopel Sir Stratford Canning (später
Lord Stratford de Redcliffe) mit Erlaubnis des Grofsherrn aus der
Mauer gelöst nnd dem Britischen Museum geschenkt. Als zugehörig
ward bald darauf die vor Zeiten nach Genua gelangte, dort in der
Villetta di Negro von Frau Mertens-Schaaffhausen aufgefundene
Platte XVIII erkannt, die der Marchese Serra im Jahre 1865 an
das Britische Museum verkaufte. Alle diese Stücke gab Emil
Braun 1849 und 1850 in den Monumenti inediti dell' Institute*
V, 1—3. 18—21 heraus.

Die hie und da noch laut werdenden Zweifel, ob diese Reliefs
wirklich vom Maussoleum stammten, wurden durch die von C. T.
Newton angeregte und in den Jahren 1856—1859 von ihm ge-
leitete Aufsuchung und Aufdeckung des Maussoleums selbst be-
seitigt; eine ergänzende Ausgrabung- unter Leituno; Biliotti's und
Salzmann's erfolgte 1S65. Der ganze Ertrag ward wiederum dem
Britischen Museum zugeführt, einige der Hauptstücke in Newton's
History of discoveries at Halicamassus, Cnidus and Branchidae,
London 1862, veröffentlicht. Aufser zahlreichen statuarischen und
architektonischen Resten fanden sich auch Ueberbleibsel von drei
verschiedenen Friesen. Besonders wichtig war es, dafs vier Platten
(VII—X), von denen drei eine zusammenhängende Folge bilden,
mitten an der Ostseite des Baues, der Seite des Skopas (Plin. 36,31),
und zwar neben einander, also vermuthlich in der Nähe ihres ur-

sprünglichen Aufstellungsortes, gefunden wurden. Ferner konnten
manche der auf der Stelle des Maussoleums gefundenen Bruchstücke
zur Ergänzung der aus dem Kastell stammenden Platten verwandt
werden und so deren Zugehörigkeit zum Maussoleum endgiltig er-
weisen (s. zu Figur 3. 16. 21. 40. 47. 56). Der gleiche Beweis
liefs sich für drei weitere Fragmente führen, die Newton's Kenner-
blick theils schon 1852 im Museum der Irenenkirche zu Kon-
stantinopel bemerkt hatte (Fig. 71, s. Newton's Travels and disco-
veries in the Levant, London 1865, I S. 44), theils im Hofe eines
alten Johanniterhauses in der Ritterstrafse zu Rhodos entdeckte
(Fig. 79. 80). Die letzteren beiden wurden 1876 erworben, das
erste schenkte drei Jahre später der Sultan dem Britischen Museum;
durch einen merkwürdigen Zufall fanden sich unter den halikar-
nassischen Fragmenten drei, die sich genau an jene Bruchstücke
anfügen liefsen.

So sind nunmehr alle bekannten Reste des Maussoleums im
Britischen Museum vereinigt. Newton's Guide lo the Matisolatm
Room enthält die genaueste Beschreibung. Unter den zahlreichen
Publicationen einzelner Stücke oder gröfserer Reihen von Reliefs
sind hervorzuheben fünf vortreffliche Lichtdrucke in Brunns Denk-
mälern der griech. und röm. Skulptur Taf. 96—100 (PI. IX. X.
VI. XVIII) und die ziemlich vollständige Zusammenstellung des
Amazonenfrieses auf Grund der grofsen Photographien Caldesis
bei Overbeck, Geschichte der griech. Plastik IL zu S. 106, wo die
Eintheilung Brunn's in vier Serien (Sitzungsber. d. bayr. Akad. 1882,
II S. 114ff.) zu Grunde gelegt ist*). Von den beiden anderen
Friesen ist bisher nur je ein Stück, H und o, abgebildet worden.

AMAZONENFRIES.
Der Fries besteht aus einem grobkörnigen Marmor, weifs
mit bläulichen Adern. Die Höhe beträgt 0,90 m. Den oberen
Abschlufs bildet eine Plinthe, deren plastisch ausgebildeter Astragal
nur an wenigen Stellen erhalten ist; darunter eine leichte Kehle,
die in die Platte selbst überführt. Nur in PI. XVIII ist dies obere
Glied, vermuthlich in Genua, zu einer glatten Leiste abgearbeitet
worden. Unten ruhen die Reliefs auf einer glatten Plinthe, unter
der ein Kymation entlang läuft. Mafse und Bildung dieser beiden
unteren Glieder weisen aber die auffälligsten Verschiedenheiten
auf, wie die hier mitgetheilten Durchschnitte zeigen; in diesen

beruhen jedoch nur die durch eingeschriebene Zahlen bezeichneten
Mafse (in Millimetern) auf einer von mir im Jahre 1884 vor-
genommenen Messung, die übrigen Formen auf blofsem Augen-
mafs. Die grofse Verschiedenheit dieser Glieder wird zu berück-
sichtigen sein, wenn es gilt die einzelnen Platten den verschiedenen
Seiten des Baues und damit dem Bereich der vier Künstler zu-
zuweisen.

Nach Newton's Zeugnis (Halicarn. II, 1 S. 238. Guide S. 8)
befanden sich an den neu aufgefundenen Stücken zahlreiche Farb-
spuren. Der Grund war dunkelblau, das Fleisch angeblich dunkel -
roth (?), Gewandung und Waffen waren durch Farben hervor-
gehoben. Im Einzelnen nennt er Reste rother Farbe an Fig. 9
(am rechten Arm), 10 (r. Oberarm, Chiton, r. Schenkel und Stiefel),
32 (im Inneren des Schildes), 40 (linker Aermel), 57 (Helmbusch),
58 (Farbspuren innen am r. Schenkel). Auf Zügel von Metall
weisen Befestigungslöcher hin bei Fig. 23 (am Widerrist), 24 und
34 (im Pferdemaul, mit Ueberresten des Bleivergusses oder des
kupfernen Nagels), 85 (an Mähne und Ganasche); ein Loch an

*) Eine anscheinend ähnliche Ansicht bei W. B. Devereux, Views on the shores of the
Mediterranem, 1847, ist mir nicht zugänglich.

Antike Denkmaeler 1893—94.

der linken Hüfte von Fig. 28 bezeichnet die Richtung des einst
hier befestigten ehernen Speeres; die tief durchbohrte r. Hand
von Fig. 20 hielt eine weit vorspringende Axt.

In der am Schlüsse dieses Textes folgenden Uebersicht giebt
die erste Reihe die laufende Nummer der Tafeln 16—18, die zweite
die Nummer des Guide to the Mausoleum Room (die eingeklammer-
ten Ziffern geben die ältere, bei Newton, Halicarn. II, 1 S. 242 und
sonst gebrauchte Numerierung), die dritte die Herkunft (6"C= Strat-
ford Canning, N= Newton), die vierte verweist auf die Art der
Sockelbildung nach obigem Schema. Die folgenden Spalten geben
einige Hauptpublicationen an; endlich folgen Einzelbemerkungen.
Einer Beschreibung der Platten bedarf es an dieser Stelle nicht.

KENTAURENFRIES.

Der Marmor ist gröber als beim Amazonenfriese, die Ober-
fläche meistens stark angegriffen. Die Gesammthöhe beläuft sich
auf 0,88m., wovon 0,15 m. auf das eigenthümliche Sockelglied

*) Newton, Halicarn. II, l S. 242 ist geneigt drei verschiedene Hände zu unterscheiden:
1) PI. I. II. IV. VII —X. 2) PI. III. VI. XI. XII. XV. XVI. 3) PI. XIII. XIV. XVIII.
Ueber PI. XVII spricht er sich nicht aus.

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