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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 3) — Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.1792#0027
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L^^M

21

von Anjou aus dem Jahre 130g (Staatsarchiv in Neapel, Rcgistri
Angioini, Rcgcsto n. 1S5, anno 1309 IJ. fol. 249., abgedruckt bei
Lofiredo, Storia di Barletta I 72)- Scriptum est Secretia Magistris

portulanis et prociiratoriuus ac magistris salia Apuliae......igitur

fidelitati vestrae precipinius quatenus religiosis virfe (ratribus pre-
dicatoribus in Manfredonia morantibua seu ipsorum nuneiis yraagi-
nem de metallo existentem in dohana Baroli de qua dictis fratri-
bus in subsiditim campanae et loci quem construunt duxinms pro*
videndum auetoritate presentium assignari faciatis et reeipi exinde
idoneam apodixam. Data Baroli per Magistros Rationales Die
Villi Junii \'1I Indictionis.»

Die früheste literarische Erwähnung findet sich bei Giovanni
Villani (r 1348) Historie Fiorentine Lib. II cap. 11r). Nach ihm
wäre das Standbild von dem La njj;obardenh erzog Arichis {$. Jh.)
errichtet1); mit seiner Geschichte verknüpft aber Villani die Kriegs-
taten des byzantinischen Kaisers Heraclius (610—641) gegen
die Perser.

Für alle folgenden Historiker ist der Koloss einfach Heraclius,
oder sie kennen wenigstens diese Benennung. Aus der Lage
oder Aufstellung am Meere bilden sich Legenden, nach denen der
Kaiser den Molo angelegt 5) oder die Stadt gegründet4) haben soll.

Die Überführung vom Hafen nacli der breiten Straße vor San
Sepolcro, damals einem Marktplatz, ist vielleicht schon um 1442,
sicher vor 14S1 erfolgt5); der Platz wird in den Urkunden als
*loco di Araco* bezeichnet — Zwischen 1442 und 1459 wurde
an die Langscite der Kirche eine offene gotische Loggia als >Se-
dilc "del Popolo< angebaut6); vor dem Hauptbogen richtete man
am 19. Mai 1491 die ergänzte Statue auf (vgl. 11.) und zwar ohne
besondere Basis7); so sieht man den Koloss auf einem alten Stich,
angeblich von i/408)- die Seitenbogen des Sedüe sind hier zu-
gemauert, der vordere durch einen Holzverschlag fast ganz ge-
schlossen. — Im Sommer 1790 wurde die Loggia zur Feier eines
Besuches Ferdinands I. von Bourbon restauriert, die Bogen geöffnet
und die Statue auf den heute noch vorhandenen Steinsockel ge-
stellte). — Um 1S00 hat man alle Bögen wieder zugemauert, um
(■inen geschlossenen Raum zu gewinnen. Neuerdings besteht die
Absicht, den alten Zustand des Sedile wieder herzustellen. —

Aus der Überlieferung ergibt sich folgendes-

1. zu Anfang des 14. Jh. lag die Statue wie Strandgut am
Hafen von Barletta;

2. die Beziehung auf Heraclius ist mindestens so alt wie die
erste urkundliche Erwähnung des Kolosses, denn schon eine
von Villanis Quellen muß sie gekannt haben (vgl. ob.)

3. sekundär dürfte die Benennung Arichis sein, die nur Villani
und die von ihm abhangigen Chronisten überliefern, wohl ein
lokalpatriotischer Ersatz für den fremden und beziehungslosen
Kaisernamen. Der Anklang Eraccho-Eraclio wird die Deutung
begünstigt haben, vielleicht auch die Existenz eines Kolossal-
bildes des Arichis in einer Capuaner Kirche10).

Das Datum der Aufrichtung und der Name des Restaurators der
Statue sind nur bei Gio. Paolo Grimaldi, Vita di San Ruggiero
Vescovo et Confessore, Patrono di Barletta, Napoli (Tarquinio
Longo) 1007 S. 119 überliefert, Annotazione XVIII S. i2gf. (Se
Barletta sia nel luogo dove era Tantica Canne. e del!' antichitä di
Barletta. Dove si discorre del Colosso di Barletta tenuto di
Eraclio). — Er zitiert Giovio, Scipione Ammirato (wörtliches
Exzerpt aus Pontanus), schließlich eine Stelle aus Fra Leandro
Alberti's Descrizione dell' Italia (1550): 1... statua . . . quäle e
secondo i Barolitani 1' effigie di Eraclio imperatore; e piü altro non
sanno dire, come Ia fosse quivi posta.<- Dann fahrt er fort- »La

■) Cbronich« dl Giovanni, Matteo e Ffllppo VDJwd Ines! 1857. Bd. I 36. In den
alteren Ausgaben, auch bei Murttori, stark gekOnt,

*) Villani schreibt Eracebo, andre Formern Anco, Aracchio. Ara-co, R.iclu, Are.

3) Pontanus (1426—1503) Di; bello Neapolitano J.iIj. IV., S. 05 im 5. Bd. der Rnc-
cult.i von Gravier, Neapel 1709 Kxt.it etiam aenea Ilcr.icln statua qnu ad molis inituitn
ob ehll lactac mcmoium tunc ereeta fult id quod statua i|isa eti.ini darf» |>rotcnta slgnificatr«

«) Paolo Giovio, Vit« del Gran Cnpitano, Lib« IL, in den Vitc dl dicenovi- liuomim
illustn, Venedig 1561, S. 281.

S) Urkunde König Alfons' 1 »om 13. MI 144z, erwShnt bei Vista, Note itortcbe
1 41 f. — Bittgesuch der Stadt an perrante I. Mira 21. IX. I481, abgedruckt bei LoSiredo I 435.

*J Visu 1 45 f. — Loffredo 1 405!"

7) Cinquc augustc Hüte alla citt.i dl Barletta, Mcmnric del cav. Filipiio de Lcom
l'rani 1890, ^ n/12.

•) Im Besit-t von Kaff. Unnas, Barkita.

9) De Leoni, a. a O.

'") Darauf bat M. Mayer zuerst hingewiesen, 1 a. 11. S. 2 — Vgl. die Chronik des
Mönchs von balcrno, In »Paulus Iincunu- u. die ubrijrin Geschichtsschreiber der Lango-
barden« Über«, v. Abel, 2. Aufl., S. 19,81". [mir nicht zugänglich 1.

Antike Denkmali-k 1913

gente commune r vero che non Io sä; perö cercando gli archivi
dove si trovano le antiche memorie, in quello di Barletta si vede
conservato im epigramma die undici distici fatto molti anni fä.
forse al tempo della traslazione tlella statua dalla Doana presso
al molo (dove giacque per un gran pezzo) alla piazza innanzi la
Chiesa del Sepolcro, che fu l'anno 1491 ai 19 di maggio, della
nona Indizione, come si legge in un antico libretto in detto archi-
vio . . . (folgt eine kurze Inhaltsangabe) . . . L1 epigramma sc bene
alquanto rozzo, come cosa di que' tetnpi e parso nondimeno qui
inserirlo, accio resti memoria dell'antichitä: & e questo:

Dcvicto I'ersanim rege Heraclius offen

Praeclarue Christi pnstina dornt Cruci

Quam supplex Calvanae adorat monte repostam

Cum Christi populo se comitantc simul

Septeno hiC anno m Cosdram Pcrsasquc profanos

Connsus Christo martia bellt gerit

Anno sexcenteno a partu Virginis almac

Constantini urbi hie imperat egregie

Pnncipis excelsi talem formavit Ideam

Pulyphobus Graecus doctus in arte faber.

Port Venett acres Constantini hanc Urbe repertam

In patriam iaeti ducere nave parant

Littonbus Haroli appulsa est tunc naufraga puppis

Turbine ventorum strata ucet statua.

Strata iacet campo statua haec tarn tempore longo

Virginis astnferae: quae caret hercle manu.

Albanus Fabius qui rite peritus in arte

Crura manvjsque pedes apt.it utnnque faber

Ip» Crurem gestat dextraque pilamque sinistra:

Tutor namf|ue Crucis sieque Monarcha fuit

Urbs Barolita potens, Cannarum maxima proles

Laude hac perpetua famigeravit opus.

Nach einer ausfuhrlichen Erörterung über die Abmessungen
des Kolosses zitiert Grimaldi den Villani und die volkstümliche
Benennung Araco, bespricht das Verhältnis der Statue zu den
Münzen des Heraclius und zu dessen Beschreibung bei Cedrenus.
Er selbst entscheidet sich nicht: »Basti a noi haver I'opinion reci-
tate, con le ragioni di dubitar da eiaseuna parte ...« — Weder
das »libretto- noch das Epigramm sind bisher wiedergefunden
worden; an ihrer Existenz ist aber bei dem sachlichen und un-
parteiischen Tone von Grimaldfs Bericht nicht zu zweifeln.

Das Epigramm selbst wird meist als unglaubwürdig betrachtet;
wie mir scheint, ohne ausreichenden Grund, denn es gibt eine
durchaus mögliche und naturliche Erklärung der überlieferten
Tatsachen. Daß der Koloss ursprünglich für Barletta bestimmt
gewesen wäre, wird niemand annehmen wollen; auch hätte er
dann gewiss das Altertum nicht überdauert. — Wäre er, wie man
vorgeschlagen hat, von Canosa nach Barletta gebracht worden
(etwa zur Staufenzeit), dann bliebe die Urkunde von 1309 und die
zähe Verbindung mit I Ieraclius unerklärt. Gegen die Richtigkeit
der Überlieferung spricht nicht der Erhaltungszustand der Statue,
denn sie braucht gar nicht oder nur kurze Zeit im Meere gelegen
zu haben. —

Das Epigramm ist also im ganzen wohl ernst zu nehmen;
Einzelheiten wie der unwahrscheinliche Künstlername Pulyphobos
können natürlich gelehrte Ausschmückung sein. — Den Namen
Heraclius wird man am besten, nach Fea's Vorgange11), so er-
klären, daß dieser Kaiser in Konstantinopel eine ältere Imperatoren-
statue usurpiert hatte; die Verschiedenheit der Haartracht schließt
diese Annahme nicht aus'1).

Die Statue besteht aus goldbrauner, dunkelgrün patinierter
Bronze. Ihre Höhe betragt jetzt 5,11 m; davon sind 3,55 m
(Diademscheibe bis Hemdrand) antik.

Ergänzt sind die Beine, der rechte Arm einschließlich des
Ellenbogens''), der linke Unterarm vom übergeschlagenen Zipfel
des paludamentum ab. Ausgeflickt ist ein Stück des Hemdes
links über dem Unken Knie und vielleicht die Vorderseite des
Halses.

Es fehlt der Oberschadel über dem Diadem, die Perlen an
den Schnüren hinter dem rechten Ohr, die Fibel auf der rechten
Schulter; am Rande der Panzerschale sind zwei Gorgoneia aus-

") Fca-Winckelmann III 464; vgl. LolTredo I 77.

") Cedrenus ed. Hekker I 3. 714; Heraclius bartlos auf Mllnuen Cat. of the Imperial
li)iantinc Coinj in the British Museum I S. 11)3 Anm. 2

•1) Unten »om kandc des l'anier.irmcls ab etwa 17 cm antik, oben Itruch, jfani nahe
un licnid irmcl, venchmiert
 
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