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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 4.1886

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Nr. 3
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Keppler, Paul Wilhelm von: Wandbekleidung mit Teppichen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15862#0031

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Möglichkeit, auch wo man nur über be-
scheidene Mittel verfügt.

Nicht bloß als eine vorzügliche Lösung
der schwierigen Frage, wie diese Wand-
släche zu dekoriren sei, empfehlen wir die
Drapirung der (geraden oder gebrochenen)
Chorabschlußwand, sondern namentlich auch
als das einfachste und wirksamste Mittel,
die ganze Kirche in die Farbe der jeweili-
gen Festzeit zu kleiden. Man hat mit
Recht schon geklagt, daß die heutigen Al-
täre so wenig Abwechslung und die Ver-
schiedenheit der kirchlichen Zeiten zur Dar-
stellung bringende Veränderung zulassen.
Behängt man die genannte Wand mit
einem Teppich, so wird durch denselben
nicht nur der Hochaltar sehr vorteilhaft
von der kalkweißen oder steingrauen Wand
abgehoben, sondern auch ganz in der Farbe
der kirchlichen Zeit gerückt und gekleidet;
ja nicht bloß der Altar, sondern auch die
ganze Kirche wird durch die von diesem
hervorragenden Ort aus mächtig wirkende
Farbenftäche beherrscht und erhält sozu-
sagen durch sie ihre Stimmung. Hiebei
ist allerdings vorausgesetzt, daß mehrere
Teppiche in den verschiedenen kirchlichen
Farben zur Verfügung stehen,, also wenig-
stens ein rother, violetter und schwarzer,
oder wenn man noch weiter gehen wollte,
neben dem rothen noch ein weißer d. h.
ins Goldgelbe spielender mit vielfarbiger
Dekoration, und noch ein grüner. Die
sechs Farben könnten aus die Vorderseite
und Rückseite von drei Teppichen vertheilt
werden. Wollte man mit Einem Teppich
sich begnügen, so wäre für ihn ein etwas
gedämpftes Roth oder Rothbraun zu wäh-
len; man könnte ihn entweder nur iu Fest-
zeiten anbringen, oder, wenn er bleibend
angebracht wäre, ihn wenigstens bei Trauer-
gottesdiensten und in der Fastenzeit und
Adventszeit entfernen.

An Seidenstoffe als Material können
wir allerdings für gewöhnliche Verhält-
nisse nicht denken; dagegen wären gewobene
gemusterte Teppiche keine unerschwingliche
Ausgabe und zu empfehlen, wofern die
Farbe und der Charakter der Ornamentik
entspricht. Die einfachste Form ließe sich
aus einfarbigem Tuch Herstellen, das unten
einen Besatz von gleichfarbigen Fransen
erhielte, im klebrigen aber aller besonderen
Verzierung entbehren und lediglich durch

seine Farbe wirken und zieren könnte. Wo
aber geschäftige Hände fürs Werk zu ge-
winnen sind, könnten ohne großen Auf-
wand einfache Dekorationen in Wolle eiuge-
näht werden; auch die Tambonrirmaschine
könnte in kurzer Zeit hübsche Zeichnungen,
Pflanzen- und Thieroruamente einstigen;
diese müssen dann aber in so kräftigen
Konturen gehalten sein, daß sie ans die
Ferne wirken können. Im „Kirchenschmuck",
Band XVIII (1865) ist in Beilage 2, 3,
4 und aus einem kolorirteu Blatt eine
reiche Zeichnung für einen Hängeteppich
gegeben, mit genauer Anweisung (S. 24 ff.)
für die Ausführung mittelst Applikation
und Wollstickerei.

Bezüglich der Befestigung der Teppiche
bemerken wir Folgendes. Es ist ans
manchen Gründen nicht zu empfehlen, sie
hart an die Wand anzulegeu und straff
gespannt an ihr zu befestigen. Einmal
sollte nämlich die Wegnahme ohne beson-
dere Umstände möglich sein; sodann könnte
der Teppich leicht ans einer nicht ganz
trockenen Mauer Nässe und Feuchtigkeit
aufsaugen und so ersticken und verderben;
ferner geht bei solcher Ausspannung an die
Wand oder ans einen Rahmen der male-
risch wirkende, freie Faltenwurf verloren.
Viel besser ist es, in der richtigen Höhe
Messingarme in der Wand zu befestigen,
welche nicht weit, aber immerhin um ca.
15 cm herausragen und in Ringen oder
Haken auslausen; sie haben eine runde
Messingstange mit einem Durchmesser von
ca. 3 cm aufzunehmen und zu tragen,
und an dieser Stange hängt der Teppich
in Ringen. Wo die Teppichbekleidung
ums Eck zu führen ist, wie bei polygonem
Chorabschluß, wird die Messingstange nicht
umgebogen, sondern es werden drei Stan-
gen angebracht mit drei Teppichstücken;
wenn der Altar ganz an die Wand stößt,
wären zwei Teppiche, rechts und links
vom Altar, anzubringen.

Die Ringe können in den Teppich selbst
eingenäht werden, was dann natürlich
eine sehr starke Umsäumung der Ringlöcher
erfordert; diese Behandlung ist in der
folgenden Zeichnung bei 3 vorausgesetzt;
in diesem Falle muß die Messiugstange
herausgehoben werden können, also in
Haken ruhen, damit der Teppich mit sei-
nen Ringen eingeschoben werden kann.
 
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