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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 5.1887

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Nr. 5
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Brinzinger, Adolf: Anton von Gegenbaur, [1]: und die Ausstellung seiner Werke zu Wangen im Allgäu
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https://doi.org/10.11588/diglit.15863#0052

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48

serpina (Feuer), Aeolus und Aeola (Luft),
Neptun und Thetis (Wasser), als Eckbil-
deru. Es ist ein im antiken griechischen
Geist konzipirtes Meisterwerk, mit der
Grazie der modernen großen Maler aus-
geführt, auf Leinwand in Oel gemalt und
mit Wachsfirniß überzogen. Die Art und
Weise der Komposition dieser ätherischen
schwebenden Gruppen erinnert vielfach au
das berühmte Deckenbild „Aurora" von
Guido Reni im Palazzo Rospigliosi in Rom.
(Eine Aquarellskizze der Decke des weißen
Saales von Gegenbaur und eine Photo-
graphie des Hauptbildes ist im Kupfer-
stichkabinett, die Farbenskizzen sämmtlicher
Deckengemälde sind in der königlichen
Staatsgalerie aufbewahrt.) Außerdem malte
unser Meister viele Madonnenbilder für
Hausaltäre nach England, auch als Ge-
schenke für seine Freunde. Madonnen-
altarbilder von ihm sind in der St. Jodoks-
kirche zu Ravensburg und in der Stadt-
kirche zu Wangen, eine Kreuzigungsgruppe
in der Kirche zu Christazhofen. 1864
fertigte er vier Medaillons im Speisesaal
des Schlosses Friedrichshafen. 1873 und
1874 malte er zwei Madonnenbilder, die
sehr gerühmt werden, für Ihre Majestät
die Königin Olga, ferner schuf er viele
mythologische Bilder und endlich eine Reihe
vortrefflicher Portraits seiner Gönner, Be-
kannten und Freunde. Als Künstler und
Mensch war Gegenbaur ein liebenswürdi-
ger Charakter, wohlthätig gegen Noth-
leidende, den Freunden treu, von feinen Um-
gangsformen, ein heiterer angenehmer Gesell-
schafter. Seiner Vaterstadt Wangen ver-
machte er 56 000 fl., der Stuttgarter Kunst-
schule eine reiche Stiftung zu Reisestipendien
für talentvolle junge Künstler. Die Winter
seiner letzten Lebensjahre brachte er meistens
in seinem geliebten Rom zu, die Sommer in
Stuttgart, wo er bis in sein hohes Alter in
seinem Atelier in der alten Kanzlei rast-
los thätig war. In Rom starb er am
31. Januar 1876, als ein treuer Sohn
der Kirche, in Folge eines schmerzlichen
Magenleidens, das er mit christlicher Ge-
duld und Ergebung ertrug. Im deutschen
Kirchhof neben St. Peter ist sein Grab, ge-
schmückt mit seinem Reliesbildniß in Mar-
mor. In seinem geliebten Rom, im Schat-
ten der genialen Kuppel Michel Angeles

hat er seine letzte Ruhestätte gesunden.
Wenn wir seinen Lebensgang kurz über-
blicken, so bietet sich uns ein interessantes
Bild künstlerischer Entwicklung dar. Mit
unwiderstehlichem Drang durch sein Talent
schon als Knabe zur Malerei hingezogen,
sehen wir den Künstler in rastlosem Fleiß
immer größeren Zielen zueileu. Zuerst
Autodidakt, lernt er die ersten Anfangs-
gründe seiner Kunst bei Jakob König, den
systematischen technischen Unterricht erhält
er dann in München. Seine ersten Versuche
waren religiöse Entwürfe und Portraits. In
Rom erlernt er die Freskomalerei, und in die-
ser Gattung erreicht er in seinen vaterländi-
schen historischen Fresken den Höhepunkt sei-
nes Ruhmes. Außerdem aber versuchte er
sich auch in mythologischen Stoffen und als
Madonnendarsteller. Die Ausstellung in
Wangen gibt uns von diesem seinem Ent-
wicklungsgang ein einigermaßen übersicht-
liches Bild. Hierüber in einem zweiten
Artikel. (Schluß folgt.)

Annoncen.

KevdeMfcbe 'NerLcrgsHcrndLnng
in Ircerbnrg (Wrceisgcrn).

Soeben sind erschienen und durch alle Buch-
handlungen zu beziehen:

Mg, I)u. , Grundriß der Ge-
schichte der bildenden Ärmste.

Mit vielen Illustrationen. Erste Lieferung,
gr. Lex.-8°. (VIII u. 64 S.) M. 1. 25. '
Erscheint in 8—10 Lieferungen ä M. 1. 25.

— Die erste Lieferung enthält: 1. Die Hebräer.

— 2. Aegypten. — 3. Assyrien u. Babylonien.

— 4. Persien. — 5. Indien.

jftauts, Dr. €♦,, Geschichte der
christlichen Malerei. Erste Lwst-

(VIII n. 112 S.) M. 1. 50. — Dieses Werk
wird zwei Theile umfassen und in Lieferun-
gen ü 6—7 Bogen erscheinen.

Verfasser war bemüht, unmittelbar aus den
Quellen und aus langjährigem Umgänge mit
den Monumenten der Kunst schöpfend, seine
Anschauungen zu formen und dieselben in mög-
lichst einfacher und allgemein verständlicher
Form darzubieten; dabei hat er sich bestrebt,
das archäologische und ikonographische Moment
ebenso wie die technische Seite der Kunst zu
berücksichtigen; das letztere vermochte er um so
eher, da er die Malerei selbst längere Zeit
geübt hat. Der erste Theil des Werkes schließt
mit der romanischen Epoche.

Stuttgart, Buchdruckerci der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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