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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 7.1889

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Nr. 5
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Detzel, Heinrich: Der Glasmaler Ludwig Mittermaier, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15865#0054

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50

male gewesen, immer heiter und wohlgemnth.
Er konnte sich, wie ein reines Kind, an allem
erfreuen, und eine reiche, echt schwäbisch hu-
moristische Ader ließ ihm oft auch da noch
eine heitere Seite erscheinen, wo andere,
weniger vielseitig entwickelte Gemnther nur
Düsteres und Schatten erblickten. Mit diesem
Sinn fürs Komische verband er aber jenen
ans das Höchste und Edelste gerichteten heiligen
Ernst, der in allem seinem Thun und Lassen
sich bekundete. Wie als prophetisches Motto
für sich selbst hatte er in das Oberlicht des
Thores, das von seiner mit trefflichen Kunst-
werken alter und neuer Zeit geschmückten
Eingangshalle nach dem Hofe führte, den
Spruch in ein Fenster eingebrannt: „Todes-
beute — wirke heute."

Etwa zwei Jahre vor seinem Ende be-
unruhigte ihn eine räthselhafte Kränklichkeit,
die ihm bald Ohnmächten, bald Bangigkeiten
und Uebelkeit verursachte und meistens schnell,
wie sie kam, wieder verschwand. Am Ende
des Jahres 1863 endete sein Schwager unb
Gehilfe, ein begabter und ihm lieber Mensch,
in einer Gehirnkrankheit wahrscheinlich zu-
fällig im Wasser sein Leben. Das war ihm,
dein Selbstleidenden, ein schwerer Schlag.
An seinem 37. Geburtstage hatte er sein
zweites Söhnlein erhalten. Seine Kränk-
lichkeit kehrte leider wieder, und da zu ihr
noch ein heftiger Krippanfall getreten war,
ließ er sich Sonntags den 21. Februar die
Tröstungen der Religion reichen und ent-
schlummerte an der Seite seiner ebenfalls
kranken Gattin gerade am sechstel: Jahrestage
seiner Vermählung. Heiter lächelnd sei der
Leichnam dagelegen, und wurde er am
24. Februar feierlichst auf den: Gottesacker
seiner Vaterstadt beerdigt.

Das Aeußere Mittermaiers anlangend wird
er also geschildert: seine Statur war mittlerer
Größe, fest, untersetzt und von starker Brust.
Der Kops, in breiter und hoher Stirne,
sehr entwickelt, das ganze Antlitz, in männ-
lich-schönem Oval, war durch ein etwas
tiefliegendes, schwarzes Auge, welches in
einem eigenthümlichen, nur genial begabten
Naturen verliehenen Lichte strahlte, sehr ver-
geistigt; und diese Angen schossen zuweilen,
je nachden: sein Gemüth erregt war, inilde
oder zerschmetternde Blitze. Seine Stimme
hatte den unsichern, bald zu lauten bald zu
leisen Ton eines solchen, der eben nicht hört
was er sagt, mußte darum gewöhnt werden;
dann aber ward er verständlich. In seiner
ganzen Erscheinung lag eine eigenartige
Würde, die jeden zwang, das oft Sonderbare
in seinem Benehmen, welches Folge seiner
Taubheit war, nicht nur zu übersehen, sondern
zu achten. Kurz, seinem ganzen Aeußern war

der Stempel einer seltenen, würdigen Existenz,
der eines ganzen Mannes ausgeprägt.

Das Verzeichniß seiner größer,:
Werke in der Glasmalerei, das aber
nicht alle derartige Arbeiten enthält, beginnt
mit den: Jahre 1854.

1854.

1. Für S ch o n g a u zwei Kirchenfenster mit
Mariä Vermählung und Anbetung der drei
Weisen aus dem Morgenlande. Die Kartone
gezeichnet von C. Lampenzeder in München.

2. Openbron bei Jehenhansen. Zwei
Fenster mit St. Peter und Paul. Nach
Oelgemälden von Hundertpfund, als Karton
gezeichnet von H. Thnrmer.

3. Geisenheim. Ein Fenster, große
Christusfigur. Karton?

4. Wettenhausen. Kalvarienberg. Das
Pfingstfest — nach Overbeck.

5. Graben bei Schwabmünchen. Zwei
Ornamentfenster.

1855.

6. Rinden an der Kötz. Zwei Fenster:
St. Peter und St. Paul. Kartone wahrschein-
lich von C. Lampenzeder.

7. Hainfeld (Schloß in Steiermark) für
von Hammer-Purgstall. Zwei Fenster: St.
Joseph und St. Karl Borromäns. Karton
von C. Lampenzeder.

8. G rem heim bei Höchstädt. Zwei Fen-
ster: St. Joseph und St. Michael. Kartone
von C. Lainpenzeder.

9. S ch w äbi s ch - G mü n d. Himmelfahrt
Mariens, der Karton von Professor G. Eber-
lein in Nürnberg. Diesem folgten im ferner::
Verlaufe noch zwei große Fignrenfenster,
eines mit Mariä Verkündigung und der Ge-
burt Christi, das andere „das neue Dognm"
mit Pius IX.; in: untern Felde sind St.
Joachim, St. Anna, St. Joseph und Maria;
die Kartone alle von G. Eberlein. In die-
selbe Kirche lieferte Mittermaier noch sechs
bis sieben große Ornamentfenster im reinsten
gothischen Stile und von glühender Farben-
pracht, so daß Gmünd neben Ravensburg
(protestantische Kirche) die größte Anzahl von
Werken unseres Meisters besitzt, die zugleich
zu seinen vorzüglichsten Arbeiten gehören.

10. Für Hainfeld in Steiermark ein
drittes Fenster mit dem englischen Gruß.

1856.

11. Weiler im Allgäu. Zwölf Fenster
mit je einer Apostelfigur; dann je ein Fenster
a) mit den: Pfingstfest, d) Himmelfahrt
Mariens, o) St. Eäcilia, cl) St. Joachim
e) König David. Die Kartone sind alle
von E. Lampenzeder. An dem Werke wurde bis
1858 gearbeitet. Noch während diese Arbeiten
ausgeführt wurden, gab Mittermaier einen
 
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