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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 8.1890

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Nr. 4
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Keppler, Eugen: Der Hirsauer Bilderfries, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15907#0037

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denke; an ausgetrocknete und wohnlich ge-
machte Moorgründe, Bewässerungs- oder
Entwässerungs-Arbeiten je nach dem Be-
dürfuiß der Oertlichkeit, an Wege und
Stege, Dämme und Deiche: und was für
Werke der Kultur sonst noch durch die
Hände oder unter dem Einfluß der Mönche
ausgeführt worden, Werke, die, wenn es
auf Erden eine Dankbarkeit gäbe, ihnen
dieselbe für immer verschafft haben würde".
(Vgl. Moutalembert 2. Bd. S. 416 und
Eiul. S. 21.) — Weit hergeholt? Nicht
weiter als einen Schritt! Die Zähig-
keit dieser Träger lenkt unsere Gedanken
unmittelbar auf die Zähigkeit des Willens,
auf die beharrliche Energie, welche diesen
Mönchen niemals fehlte und sie befähigte,
in den schwierigsten Stellungen auszuharren,
„also daß sie nirgends freiwillig der Wild-
niß das wieder überließen, was sie ein-
mal ihr zu entreißen angefangen, vielmehr
beständig in ihren Erforschungen und An-
siedelungen bis an die äußerste Grenze
des Möglichen gingen". (Montal. ebend.)
Ihr Tragen selbst aber erinnert uns
ganz ungezwungen an das Tragen des
Joches, an den vollkommenen Gehorsam,
an die freiwillige Unterwerfung unter die
Regel: ein Gehorsam, eine Unterwerfung,
worin die Kraft des Ganzen sowohl,
dieser Kampfesschule der Starken, als die
Seelenstärke der Einzelnen wurzelte.
Ist Erstere ausgedrückt in den Löwen,
welche die Ecken des Thnrmes zusammen-
schließen, so ist letztere veranschaulicht in
der Gedrungenheit dieser Gestalten, die
einen Ueberfchnß von Stärke verrathen.
In ihnen prägt sich wie im Leben jedes
wahren Mönches ans „die Ueberwindnng
der natürlichen Schwäche, der Kampf ge-
gen alles, was die Menschen erniedrigt
und entnervt, das thatkräftige Streben
(siehe jenen, der sich emporrafft und nach
oben schaut!), sich über das Irdische und
die gefallene Natur zu erheben".

Werden Sie nun noch sagen, „meine
Erklärung berühre bloß die äußerlichen,
unwesentlichen Arbeiten des Mönchthums
und gehe nicht auf den Grund" ? Dieser
Grund ist eben der freiwillige Gehorsam
und der aus ihm entspringende Starkmut,
ist die Männlichkeit, die uns aus diesen
Gestalten anspricht und deren kräftigste
Repräsentanten die Mönche der alten Zeit

sind: „die intellektuelle und sittliche Männ-
lichkeit, die sich durch die Keuschheit so zu
sagen kondensiert, sich größere Anstreng-
ungen anferlegt, als sie in irgend einer
weltlichen Laufbahn gefordert werden, und
aus diese Weise die Erde für sich zu
einer Tempelstnfe für den Himmel macht
und das Leben zu einer fortgesetzten Reihe
von Siegen." (Die angeführten Stellen
sind ans der Einleitung zu Montalemberts
großem Werk.) — Was nun aber Ihre
Einwendung anlangt: äußere Beschäfti-
gungen gehören gar nicht zum Wesen des
MönchthnmS, welches wir doch hier dar-
gestellt sehen möchten, so ist zu unter-
scheiden. — Schaffung von Kulturland
(wie auch Abschreiben von Handschriften,
Pflege von Künsten und Wissenschaften)
war allerdings nicht der eigentliche Zweck,
zu welchem Klöster ins Leben und Berufene
in die Klöster eintraten: aber überall, wo
die Ktosterzncht und wo die ascetischen
Tugenden blühten, gediehen unter ihrem
segnenden Strahl alle Kulturarbeiten von
selbst. Welche Bedeutung aber diese, ob-
wohl für die Ordenslente nur Nebensache,
hatten, darüber giebt Ihnen wieder eine
Stelle aus Moutalembert 6. B. S. 291
Licht; sie lautet: „Die Mönche gaben der
christlichen Welt die größte und heilsamste
Lehre, indem sie die in der entarteten rö-
mischen Welt ausschließlich den Sklaven
zugetheilte Handarbeit adelten. Sie gaben
diese Lehre einmal dadurch, daß sie die
Energie und einsichtvolle Thätigkeit freier,
meist mit der doppelten Autorität des
Priestertums und Erbadels bekleideter
Männer dem Ackerbau weihten und sodann
indem sie unter dem Benediktinergewand
Königssöhne, Fürsten und Lehensherrn zu
den rauhesten ländlichen und knechtlichen
Arbeiten anhielten."

Das richtet schon seine Spitze gegen
Ihre fernere Behauptung: die schwereren
körperlichen Arbeiten, die ich ja haupt-
sächlich hier meine, seien gar nicht von
Mönchen? sondern von Laienbrüdern ver-
richtet werde!: und solche seien auch wirklich
in den Bildern an unserem Thurm darge-
stellt. (Vgl. Klaiber, Hirsau S. 79.)
Nein! auch die eigentlichen Mönche, sogar
die Aebte arbeiteten an den Werken, die
sie geplant, wie die gewöhnlichen Hand-
werksleute mit, und zwar wie früher so
 
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