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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 12.1894

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Busl, Karl Anton: Neues zur Baugeschichte der Prämonstratenser-Abtei Weissenau und ihrer Kirche, [2]: die Bauten des 18. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.15911#0047
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41

östliche Konventsbau wird durch zwei höhere
Eckpavillons flaukirt, von denen der nord-
östliche, an den Chor augebaute, für die
Bibliothek bestimmt war. Der südöstliche
und ein dritter südwestlicher Eckpavillon sind
vierstöckig, letzterer zur Abtswohnung (Prä-
latur) bestimmt. Das Quadrat wird durch
das an die Prälatur unmittelbar sich an-
schließende und bis zur Westfassade der
Kirche reichende Hofgebände in gleicher
Linie mit dieser geschlossen. Der von dem
Gebändeqnadrat eingeschlossene Raum war
zu einem Konventsgarten angelegt. /

Der gesammte Neubau wurde dem be-
währten Franz Beer, damals Bürger
und Baumeister in Konstanz/ übertragen,
welcher zwei Jahre vorher die Cistercien-
serabtei Salem vollendet hatte. Nach dem
Vertrag vom 27. Februar 1708/ ver-
pflichtet sich Beer, das alte Gebäude aus
seine Kosten abzubrechen „und den ganzen
Stock gegen Morgen und Mittag und
dann gegen dem Hofgebäude bis an das
alte Gebäu und dermalige Prälatur neu
aus dem Fundament mit dicken Mäuren
zu erbauen"/) auch die Fundamente zu
graben, alles zu wölben und zu bestechen,
alle Dachung zu machen und eine Sakri-

0 Vgl. die vom Subprior Adalbert Gosner
gezeichnete, von A. Ehmann in Augsburg ge-
stochene, dem Abt Anton I. Unold (1724—1765)
dedicirte Ansicht von Weissenau aus der Vogel-
perspektive.

2) Die Heimath der Beer, einer verzweigten
Bauhandwerkerfamilie, ist der Bregenzerwald.
Franz Beer stammt aus Au (nach Anderen
aus Bezau), >vo schon 1657 ein Baumeister Mi-
chael B. vorkommt. Ein Franziskaner-Laien-
bruder Ulrich Bähr baute die Frauenklöster
Margrethausen (1699) und Hermannsberg (1711
bis 1713), wo er 1714 starb. Franz B. und
sein Sohn erstellten 1719—1721 das Kloster und
1722 die Kirche in Wörishofen. Ein Beer, dessen
Vorname nicht genannt ist, war auch neben einem
Thum und dem Laienbruder Andreas Schreck, Bau-
meister der Kirche in Weingarten (1715 — 1724);
Ferdinand Beer aus Bildstein entwarf den Nis;
zur Fassade und den zwei Thiirmen der Stifts-
kirche in St. Gallen 1766. Franz B. kaufte,
wie wir uuteu sehen werden, ein Gut iu Bezau.

3) Konzept. Es wird übrigens hier ein- für
allemal bemerkt, daß sich in den Bauakten öfters
Konzept und Kopie nicht unterscheiden lassen.

4) Einbegriffen war also auch die au den süd-
lichen Konventsbau sich anschließende, die südwest-
liche Ecke des Quadrates bildende neue Prälatur.
Deutlicher sagt „Die Uebersicht": „für den völligen
Stock gegen Morgen und Mittag sammt Prälatur
bis an das Hofgebände".

stet bei 50 Schuh laug sammt oberer Sa-
kristei mit vier Feusterstöckeu neit zu er-
bauen, auch die Feusterstöcke des Kloster-
baus aus Saudsteiueu auszuführeu, wie
zu Hofen und Salem.

Hiefür erhält Beer 9000 fl. und
100 Spez. - Dukaten Diskretion. Das
Kloster liefert das Baumaterial. Die zwei
Paliere bekommen das Hofesseu, Trunk
und ein Laibleiu Brod, die Maurer, Bos-
ler und Handlanger Quartier und Holz
zum Kochen und Backen. Indessen lieferte
laut iu demselben Jahre abgeschlossenem
Vertrag/ der Bürger, Maurer- und Steiu-
hauermeister Leonhard A l b r e ch t von Bre-
genz 43 ganze Feusterstöcke aus wetter-
harten Bregeuzersteiueu „für die erste
Koutiguatiou", das Stück zu 2/s fl., frei
nach Bregenz.

Ein zweiter Vertrag mit Beer/ wirft
ihm 800 fl. aus für neue, 200 Fuß lauge
Keller unter das Gebäude gegen Osten,
eine gewölbte Dohle, vom Keller ungefähr
100 Fuß lang bis hinaus iu den Weiher
zu führen, für einen Fasen um das Kou-
ventsgebäude aus Hausteinen, einen Keller
unter das Gasthaus und einen neuen Ziegel-
oseu. Für ähnliche Arbeiten „im andern
Stock" (dem südlichen) erhielt er laut ob-
genannter „Uebersicht" 450 sl. Einbe-
griffen war „ein Gang vom Kreuzgang
an dem Thor hinüber in die Kirche".

Die Zimmerarbeit an dem Stock gegen
Osten übernahm im gleichen Jahre Johann
Berwickh/ (auch (Perwickh) von Fisch-
bach um 1000 fl., je 5 Malter Korn und
Roggen, Kost für ihn und den Palier bei
den Hofdieneru und ein Fuder Wein als
Diskretion. Die Gesellen bekamen Quar-
tier und Holz zum Kochen und Backen.

Für den südlichen Stock empfing er
800 fl., je ein Malter Korn und Roggen
und ein halbes Fuder Wein/) In die

0 Vertrag vom 13. April, ein Konzept und
zwei Originale; das eine gesiegelt von der W.
Kanzlei, das andere von Albrecht. Er führt in
seinem Siegel Zirkel, Winkelmaß und Schlegel;
darüber die Buchstaben L. A.

2) 7. April 1708, Konzept. In der „Ueber-
sicht" sind nur 750 fl. berechnet.

3) Vertrag vom 2. September 1708, Original.
Der Schild des Siegels nicht mehr kenntlich.
Helmkleinod deutlich ein halber Hirsch.

4) Ans der „Uebersicht". Hier heißt er von
seiner Heimat „Jos. Berwickh von Bizan" (Bezau)
 
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