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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 14.1896

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Nr. 2
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Rueß, Bernhard: Die Baugeschichte der Klosterkirche von Schussenried, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15913#0022

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14

neu!"1) Das jetzige Steindenkmal über
der Gruft der Kirche ist somit noch nicht
einmal 200 Jahre lang errichtet, aber
seine Inschrift ist eine Copie der ursprüng-
lichen, welche ans dem Jahr 1201 stammt.

Der genaue Termin, um welchen der
Klosterkirchenban von Soreth begonnen
wurde, dürfte sich wohl nie mehr seststellen
lassen. Aber wenigstens eine beiläufige
Angabe des Zeitpunktes der Grundstein-
legung glauben wir doch wagen zu dürfen.
Nach dem Bericht der Schnssenrieder Hans-
chronik ist es Thatsache, daß das Langhaus
der Kirche noch von dem ersten Propst
unter Mithilfe der beiden Klostergründer
ansgeführt worden ist. Propst Friedrich
aber hat von 1183—88 dem Kloster vor-
gestanden; in diesen Zeitabschnitt fällt
also die Grundlegung unseres Gottes-
hauses. Wenn wir nun bedenken, daß
die erste Aufgabe der am Schnssennrsprnng
seßhaft gewordenen Prämonstratenser der
Umbau des Baronenschlosses in eine Mönchs-
tvohnnng, sodann die klösterliche Einrich-
tung und Ausstattung dieses Gebäudes,
endlich wahrscheinlich einige Veränderung
der alten Pfarrkirche, um ihr den Stempel
eines wenigstens provisorischen Ordens-
gotteshanses anfzndrücken, gewesen ist;
wenn wir dazu noch erwägen, daß der
Ausbau des Langhauses der neuen Kloster-
kirche sicher ein paar Jahre in Anspruch
genommen hat: dann glauben wir die
Grundsteinlegung etwa in die Mine der
Regiernngszeit des ersten Propstes Fried-
rich verlegen zu sollen. Wir nehmen da-
her das Jahr 1185, um wenigstens eine
Ziffer zu bieten, als den wahrscheinlichen
Zeitpunkt des Baubeginnes der Ordens-
kirche an. Das Langhaus mit dem Grabe
der Stifter, als ältester Theil des Gottes-
hauses, stammt somit etwa ans dem Jahre
1185.

Kaum waren jedoch die drei frühesten
Bauherrn der Kirche in das von ihnen
an geweihter Stätte errichtete Grab ge-
sunken, als über die neugegründete Kloster-
niederlassnng eine schwere Heimsuchung
hereinbrach. Denn die durch Verschwäge-
rung mit den kinderlos verstorbenen Schns-
senrieder Baronen sehr nahe verwandten,

0 Septennium quartum Regiminis Tibery
Mangoldt Abbatis Imperialis Ecclesiae Sore-
thanae. Coeptum 10. May 1704 —1710. ©.205.

in der Baar (östlich von Donaneschingen)
residirenden Freiherrn von Wartenbergl)
machten Anspruch ans die Erbschaft der
Klosterstister. Mit Waffengewalt suchten
sie sich ihr vermeintliches Recht zu sichern,
während der Jahre 1191 — 1205 verbrei-
teten sie in Schnssenried Schrecken und
Zerstörung. Während dieser kritischen
Zeit geriet der Klosterkirchenban vollständig
ins Stocken und das neue Gotteshaus
blieb vorläufig unvollendet?)

Erst unter dem Propst Konrad II.
(1223 — 48) wurde es ganz ansgebant.
Derselbe war ans dem Kloster Marchthal
zur Leitung der Rorbertinerniederlassnng
Soreth berufen worden. Seine Regiernngs-
zeit ist nicht bloß durch lange Dauer-
hervorragend. Vielmehr hat dieser Propst
die junge Ordenspflanzung auch durch
haushälterischen Sinn ans dem Zustand
an Armut streifender Finanzschwierigkeiten,
namentlich mit Hilfe des freigebigen Winter-
stetter Schenken Konrad, heransgehoben.
Er entwickelte einen ungewöhnlichen Ban-
eiser, besonders veranlaßte ihn seine Fröm-
migkeit znm schließlichen Ausbau der
Klosterkirche; und zwar bildete gerade
diese Arbeit im Dienste der Religion den
Anfang seiner Banthätigkeit. Denn schon
im 7. Jabre seiner Regierung, nämlich
anno 1229, begann er „das Presbyterium
(Priesterranm) oder den Chor sammt dem
Sanktuarium (Altarranm) anfznführen"?)
So ist also die nms Jahr 1185 grnnd-
gclegte Klosterkirche von Schnssenried (Lang-
haus) erst anno 1229 völlig ansgebant
worden (Chor). Zwei Pröpste, nämlich
Friedrich (im Verein mit den beiden
Klostergründern) und Konrad II. sind
als die Bauherrn des Ordensgotteshanses
in seiner ursprünglichen Gestalt zu be-
trachten und zu verehren?)

ft Siehe Freiburger Diözesanarchiv. 11. Band.
1877. Seite 145 ff.

3) Hauschrvnik. Anmerkungen. Seite 16.

3) Hauschronik. Anmerkungen. Seite 16.

y JmDiözesan-Archiv von Schwaben, 9. Jahr-
gang, Nr. 24, 1892 findet sich ein Artikel „die
frühere Kloster- und jetzige Pfarrkirche zu Schnssen-
ried." Der Herr Verfasser desselben läßt während
des oben angezogenen Zeitraumes in Schnssen-
ried ztvei Klosterkirchen gebaut und die erste
derselben durch die Wartenberger zum Theil
niedergebrannt iverden. Daß diese Ansicht nicht
haltbar ist, geht ans der Hauschronik klar her-
i vor. Auch sonst sind in der berührten Abhand-
 
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