Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

DOI Heft:
Nr. 11
DOI Artikel:
Mayer, Franz Xaver: Beschreibung der Stiftskirche in Comburg, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0096

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Alters 38, erw. Ä5u. Wljx. in Polen &c und ,
Meistern Teutschordens Maximiliani ertzhertz. zu
Österreich Rath und dis epithapliium seiner
lieben fr au mnter seelichen B rig i tt a geborue
von Vellberg zu ehrn ufgericht und sich ver-
heuret anno 1585 zu der edlen und tugentreicheu
juugfraweu Rufsina, ein geborue Rüdiu von
Bodigkheim und Colleuberg". Unter der
Mutter ist die Inschrift eiugehauen: „Anno Dni
1577, den 15. Septemb. zwischen IV und V uhrn
uf den abeut ist die edle vil tugentreiche fraw
Brigita, ein geborue von Vellberg des
edlen und vesten Valentin von Berli-
chingeu eheliche hausfraw zu DörtzLach in
Christo seeliglich verschieden, der seeleu der all-
inechtige Gott mit uns allen gnedig". Ihr Grab
war in der Marien- früher Barthalomünskapelle,
am westlichen Ende des Kreuzgangs (welcher i
1829 mit der Kapelle abgebrochen wurde) und |
zwar „in medio sacelli ante gradus“ — in der
Mitte der Kapelle vor den Stufen. Sie wollte
in Comburg beerdigt werden, wo zwei ihrer Ver-
mandteu als 2lebte gestorben und begraben waren,
nemlich Ernfried 1 v. Vellberg (1402 — 21.
f 24. Jan.) und Ernfried II (1451—76). Dieses
Grabdenkmal stand daher auch über dem Grabe
in der Marienkapelle und wurde beim Abbruch
derselben an diese Nordwand der Kirche versetzt.
Diesem Denkmal gegenüber, an der Südwand |
des Schiffes, ist das steinerne
Denkmal des Erasmus N e u st e t t e r,
genannt Stürmer, 10. Dekan v. 1551—83 n.

9. Probst v. 1583—94. Es stand in der alten
Kirche „b n) der letzteir steinerneir sänlen oder
Nebenstühl dem Chor zu auf der rechten Handt".
Neustetter ist abgebildet im faltigen Chorhemd,
knieend auf einem Betstuhl mit Kruzifix, die
Hände gefaltet, das Gebeibuch auf seinem Barett !
vor ihm liegend, mit einem geistvollen Antlitz, ;
umrahmt von einem Vollbart, in Lebensgröße,
bis in's Kleinste fein durchgeführt. Vor ihm
find die Agnatemvappen: Nenstetter, Trnppach,
Streitberg und Anfseß und hinter ihn: wieder
von oben nach unten: Wollmershausen, Giech,
Stiebar und Adelsheim. Auf dem Aufsatz stehen i
die Figuren der drei göttlichen Tugenden; Glaube j
und Liebe sind neu und die letztere fälschlich als j
Nächstenliebe (Mutter mit zwei Kindern) statt als
Gottesliebe dargestellt, nernlich eine Frauengestalt
mit einem Herzen in den Händen. 1895 wurde
dieses Denknral renoviert. Seine Inschrift mit !
schönenRenaiffanceverzierungen lautet: „Erasmus
Neustetter, dict(us) Sturmer, a Schoenfelt, Bam- j
berg(ensis) ac Wircebur(gensis) ecclesiar(um) j
cathedra(lium) canonicus, D. D. Joan(nis) !
Bap(tistae) in Haugis et Gangolfi ibid(em)
praeposi(tus) et hujus collegiatae Decarqus), j
cui praefuit annis 43“. llitten „Obiit anno !
post natum Christ(um) 1594, mense Dec , !
die III. cum vixisset annis 71, mensibus nullis, ,
diebus 26, cujus anima deo vivat. Vivus P(oni)
C(uravit) 1570“. — Erasmus Neustetter, ge-
nannt Stürmer von Schönfelt, der Kathedral-
kirchen von Bamberg und Würzburg Kanoniker, 1
zu St. Johann dem Täufer in Hang und Gan-
golf daselbst Probst, und dieser Kollegiatkirche I

Dekan, welcher er 43 Jahre Vorstand. Er starb
nach Christi Geburt im Jahre 1594 am 3. De-
zember, nachdem er gelebt hatte 71 Jahre, keilte
Monate, 26 Tage; seine Seele lebe in Gott!
Er hat es sich bei Lebzeiten setzen lassen 1570.
— Er ist der Erbauer vieler Gebättde in Com-
bttrg und Steinbach, weßhalb sein Wappeit auch
att denselben, in Stein skulpiert, zu sehen ist.
Daher wird er auch der 4. Stifter genaimt. Be-
graben ist Neustetter iit den: Dom zu Würzburg.

Neben seinem Denkmal befindet sich an der
Wand eine steinerne Tafel mit folgender In-
schrift (Distichen): „Erasmus Neustetter, dictus
Sturmer a Schoenfelt, Decanus etc. sibi suis-
que in collegio Chomburg(ensi) successoribus :
X Tot posui turres nee non nova moenia feci,
Sic vos non vobis nidificatis aves.

Auximus et census decimas et commoda multa,
Sic vos non vobis mellificatis apes.

Magno non haec sunt nostro sine facta labore,
Sic vos non vobis fertis aratra boves.

Alter habebit opes, quas 110s congessimus atqui
Sic vos non vobis vellera fertis oves.

Sed quia nemo sibi est natus nee ad otia,

Iit spartam exornet, quam Deus ipse dedit,
Feci et ego, quantum potui quantumque to-
lerant

Tempora dura, meum sedulus officium.
Quisquis es ergo ista quondam qui sede frueris,
Vincere me studeas, conditione pari.

Vive memor fati, mens sit tibi conscia recti,
Una manet virtus, caetera mortis erunt.“

— Erasmus Neustetter, genannt Stürmer
von Schönfelt, Tekair re. sich und seineit Nach-
folgern im Kollegium ztt Comburg:

Thürine gebaut Hab ich zehn und Mauern neu
aufgeführt,

Euch tticht ist's, was ihr schafft, Vögel beim
Bauen des Rests.

Güldeit Hab ich gemehrt und Zinsen und Zehnten,
Euch nicht ist's, was ihr schafft, Bienen beim
Samnteln des Seims.
All das ist nur gescheh'n durch meine riesige
Arbeit,

Euch nicht ist's, was ihr schafft, Ochsen beim
Ziehen des Pflugs.

Andre besitzen die Schütz', die mir zusammen-
getragen.

Euch nicht ist's, was ihr tragt, Schafe an
wärmender Woll.

2lber da niemaitd geboreit sich selbst zur Pflege
der Ruhe,

Sonderit zur Sorg für das Feld, das ihm von
oben vertrant,

Hab meine Pflicht ich gethan mit Eifer, wie's
nur erlaubte

Meine wenige Kraft oder die schwierige Zeit.
Wer einst diesen Platz nach mir tvird fürder ein-
nehmen,

Reich übertreffe, das such, unter der ähnlichen
Lag!

Sterblicher denk an den Tod, Hab stets ein gutes
Gewissen!

2llles andre vergeht, Tugend allein hat Bestand.
(Schluß folgt.)

Stuttgart, Biichdrnckerei der Akt.-Ges. ..Deutsches Volksblatt".
 
Annotationen