Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 19.1901

DOI Heft:
Nr. 12
DOI Artikel:
Damrich, Johannes: Antonius der Einsiedler, [2]: eine legendarisch-ikonographische Studie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15906#0098
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
auf Erden. Wer auf Antonius vertraue,
der soll befreit sein uout höllischen Feuer,
dasselbe Feuer aber soll seine Verächter
treffen.

Dann heilt der Herr den Antonius von
all' seiner Plage.

Wieder geht dieser nnd trifft den frem-
den Jägersmann und fragt, ob die be-
stellten Netze lind Fallen fettig seien. „Dn
bist ihnen leider allen entronnen."

Antonius sieht ferner beit Satan in
Gestalt einer schönen, großen Statue, die
aber, als er das Kreuzzeichen nracht, in
höllischem Feuer erglüht und verschwindet.

Dieses nämliche Äbentcner mit der
höllischen Königin findet sich auch ebenso
in beut 1488 in Augsburg durch P.
Berger gedruckten „Leben der Altväter".

In der 1481 in Urach gedruckten „Le-
gende der Heiligen" ist eine andere, nicht
iveniger phantastische Antoninslegende er-
zählt: „Wie der edel Leichnam Sant An-
thoni fanden ward".

Kaiser Konstantins einziges Döchterlein
Sophia, eine Jungfrau, deren Schönheit
die ganze Welt bewunderte, aß in einem
schönen Baumgarten Obst uitb trank ans
einem Brunnen; dadurch ward sie von
neun bösen Geistern besessen, so daß sie
gegen ihren eigenen Leib wnthete, brüllte
wie die Löwen, uitb alle Ketten zerriß.
Nachdein der traurige Zustand fünf Jahre
gedauert, lassen sich die Dämonen aus der
nngllicklichen Jungfrau vernehmen: „ititr
Antonius werde sie vertreiben können".
Nach langent gemeinsamem Gebete des
Kaisers und des Bischofs Theophilns er-
scheint beiden der Erzengel Gabriel mit
der Weisung: der Bischof mit zwölf from-
men Priestern solle sich nach Aegypten
anfmachen, Gott selbst werde sie schützen
nnd leiten.

Ueber's heilige Land kommen sie nach
Aegypten nnd wandern zwanzig Tagreisen
ins Land hinein, da zeigt man ihnen den
hohen Berg, wo der Heilige gewohnt habe.
Sie steigen hinauf, „da standen wilde
tier, leo, tiger, leoparden, bern und ein-
horn. Da erschracken st gar übel". Nach-
dem sie den hl. Antonius angernfen, trafen
sie bann ans das Kloster, das der Heilige
gegründet hatte. Da herrscht heiliges
Stillschweigen, feierlicher Weihranchdnft
wallt durch die geweihten Räume, endlich

nach vollendetem Mahl nnd gesungenem
„bliserere" darf das Silentium gebrochen
werden.

Was sie da hören, ist geeignet, Staunen
nnd Bewunderung in ihnen zu wecken:
Da sind wunderbare, dilrch Gottes All-
macht geschaffene Brunnen, die „Löwen
des hl. Antonius" bringen den Mönchen
täglich — an hohen Festtagen doppeltes —
Brod. Die Ampeln des Klosters hat noch
Sankt Antonius selbst augezündet und sie
brennen immerfort. Die Kirche ist ein
Wunder von Schönheit, auf ein Zeichen
des Priors erscheint ein schmeweißer Vogel,
der bringt lichtes Feiler in seinem Schnabel
uitb zündet alle Kerzen an, —■ so ge-
schehe es, belehrt man die Gäste, ans
jedes Hochfest. Die Fremdlinge künden
nun den Zweck ihres Kommens, nlüssen
aber vernehmen, daß kein Mensch mehr
wisse, wo die Gebeine des Heiligen ruhen,
es müßte denn Gott in seiner Güte den
Ort offenbaren. Nachdent sie alle drei
Tage gebetet, erscheint wiederum, als sie
die Messe sangen, Gabriel, und giebt ihnen
Anweisungen für ihre Weiterreise. Ein
Stern geleitet sie, ivie einst die morgen-
ländischen Weisen, ttitb so kommen sie
glücklich durch mancherlei Länder und
Fährlichkeiten, selbst am Eingang der Holle
vorüber. Nachdem sie .lange gewandert,
blieb der Steril stehen über einem wnnnig-
lichen Ort, der ntit anmnthigen Bäumen
bestanden war, nnd eine Stimme vom
Himmel mahnte sie, hier zn graben. Noch
wußten sie die Stelle nicht näher, da zeigte
sich ein schneeweißer Vogel mit rothevl
Schnabel: auf einem Baum, der sich wie
ein grünes Zelt ansbreitete, ließ er sich
nieder nnd schlug die lenchteuden Flügel
Msammen, das klang wie silberne Glöck-
lein. Ein kristallklarer Quell sprudelte
! daneben kräftiges Wasser, lieblicher Duft
durchzog beit Hain und süße Mnsik er-
! tonte ans den Lüften. Zlvei Leoparden
erscheinen nnb beginnen ans des Bischofs
Geheiß mit ihren Pranken den Boden
j aufzuwühlen. Siehe, da zeigt sich der
Sarg des Heiligen. Unter beut Jubel
der Engel, die in den Lüften singen, er-
hebt man die Leiche, die eineil wnnder-
süßen Geruch von sich gibt.

Wieder leuchtet der Stern voran, die
beiden Leoparden begleiten den Zug und
 
Annotationen