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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0020

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12

im Text. Berlin 1901. Mayer und
Müller. Preis (71 S.) M. 2.5».

Die Akademie der schönen Künste zu Venedig
besitzt Handzeich nungen, die unter dein
Namen „Nasfaels Venezianisches Skizzenbuch"
bekannt sind und in der Lala dei Disegni da-
selbst aufbewahrt werden; sie sind in anfge-
tlappten Rahmen zwischen Glasplatten eingespannt
und von beiden Seiten bequem sichtbar. Drei
Jahrhunderte waren diese Skizzen unbekannt
imb tauchten erst im Anfänge des 19. Jahr-
hunderts auf, indem sie im Besitze des Mai-
länder Professors Giuseppe Bossi erscheinen, der
in einem hinterlassenen Tagebuch einen aus-
führlichen Bericht über ihre Erwerbung gibt.
Darnach hätte er die 53 Blätter um 100 mai-
ländische Thaler erworben. Erst nach und nach
sei es zur Gewißheit geworden, daß er im Be-
sitze eines ganzen Skizzenbuches des jungen
Urbinaten sei zum Theil Uebungszeichnungen
nach Perugino, Paltajuolo, Leonardo und anderen
Meistern. Erst Anton Springer bezweifelte die
Urheberschaft Raffaels und der Senator Gio-
vanni Mörolli vindizirte das Skizzenbuch dem
Benärdino Pintnricchio. Andere widersprachen,
ivie Crowe und Cavalcasclli, welche die Urheber-
schaft Raffaels aufrecht erhalten. Eine endgiltige
Lösung der Frage will auch der Verfasser obiger
Schrift nicht erreichen, er „will durch genaue
Untersuchung der vielumstrittenen Blätter zu
einer möglichst präzisen Konstatirnng des That-
sächlichen kommen, das im Streite der Mein-
ungen bisher immer zu sehr verdunkelt worden
ist. Vielleicht, daß cs auf dieser Basis dann
gelingen könnte, Klarheit in die Skizzenbuch-
Frage zu bringen, die auch für die Kenntnis!
von Raffaels Jügendentwickelung von so großer
Bedeutung ist". Der Verfasser koinmt aber zu
dem negativen Resultat, daß die sowohl für die
Raffaelische Autorschaft sowie für die Hypothese
Morellis beigebrachten Beweise hinfällig seien.
Man müsse annehmen, daß das Skizzenbuch
längere Zeit in einem umbrischen Atelier benutzt
wurde und darnach in andere Hände übergieng,
die dasselbe zur Aufnahme ihrer eigenen Zeich-
nungen iveitcr verwandten. Die Lösung der
Skizzenbuch-Frage ist also noch nicht vollständig
erreicht.

Das Jubeljahr 1500 in der Augs-
burger Kunst von Dm I. E. Weis-
Leibersdorf. Zweiter Theil.
Allgemeine Berlagsgesellschast m. b. H.
München 1901. Preis 5 Bi.

Wie in dcnl ersten Theil dieser kunst- und
kulturhistorischen Jubiläumsschrift, die wir be-
reits in Nr. 3 des „Archiv" angezeigt, behandelt
der Verfasser auch in diesem zweiten Theile
wieder eingehend verschiedene Theinate aus der
christliche» Ikonographie, aus der Kunst- und
Kulturgeschichte soivie aus der Heiligenlegende.
Wir nennen nur die Erörterungen über die Ent-
wickelung des Christusbildes, des Madonnen-
typus, der Passion Christi in der deutschen
Kunst, ferner St. Georg, kein verkappter Mithra,
der Märtyrer und Ritter, Ursprung des Weih-
nachtsfestes und der Krippenfeier, Rompilger-

! führten seit ältester Zeit u. s. w. Diese Theinate
bieten dem Verfasser die drei Bnsilitenbilder
Hans Burgkmair's von St. Peter, vorn Lateran
und von Santa Croce, soivie das Doppelbild
des Meisters L. F. von San Lorenzo und San
Sebastians. Aus der Kult- und Legenden-
geschichte wird besonders die räthselhafte Geschichte
der Rothhelfergrnppe, die apokryphe Johannes-
legende, die romantische Romwallfahrt der hl.
Ursula und ihrer Jungfrauen, soivie die Ueber-
lieferung von St. Helena unb dem hl. Kreuze
auf Grund des jetzigen Standes der Wissenschaft
einläßlich behandelt. Fast ein halbes Hundert
meist vorzüglicher Abbildungen begleiten
den Text und geben von ben kostbaren Gemälden
auch gute Details.

Der Trierer Dom vor hu nbei t
Jahren. Vortrag, gehalten in der Vcr-
sainmlnng der Gesellschaft für nützliche
Forschungen mit 11. März 1901 in Trier
von Joseph Hülley, Domvikar. 00 S.
lind 4 Abbildungen. Preis 40 Pfg.

Das Schriftchen hat bleibeiide» Werth, iveß-
halb wir, wenn auch ziemlich nachträglich, noch
' einige Worte darüber sage». Der Vortrag er-
scheint hier nemlich bedeutend erweitert und ver-
, vollstündigt und greift weit über die angegebene
Zeit hinaus; er gibt kurz eine gedrängte Ge-
schichte des Domes und seiner Monumente von
der Römerzeit an. In der Form eines Rund-
ganges im Dom wird zuerst dessen Baugeschichte
kurz skizzirt, dann werden die einzelnen Moiiu-
mente, insbesondere die der Grabdenkmäler und
Altäre, so wie sie vor hundert Jahren noch
standen, geschildert. Die Darstellung des Ver-
fassers ist anschaulich und zeugt von warmein
Interesse, das er seinem Gegenstände entgegen-
bringt.

Führer über das Hardts selb. Von
K. Sch i ps, Pfarrer in Schloß Neresheiin.
Herausgegeben zur Eröffnung der Härdts-
felv-Eisenbahn Mit einer Ansicht von
Stadt und Schloß Neresheiin. Stutt-
gart. In Kommission bei W. Kohl-
hauuncr 1901.

Wie kommt dieser „Führer" ins „Archiv"
hinein? Ans ganz rechtem Wege. Er beschreibt
nemlich nicht blos Wälder und Felder, Wege
und Stege des Härdtsfelds, sondern der größere
Theil seines Inhalts ist der Beschreibung der
Kirchen dieser Gegend und ihrer inner» Aus-
stattung gewidmet. Mit Interesse lesen. wir
Baugeschichten und Einrichtungen der Kirchen
von Unterkochen, Ebnat, Waldhausen, Elchingen,
Dunstelkingen, Stadt Neresheiin, Großküchen,
Auernheim, Deinmingen, Eglingen; Dorfinerkingen,
Kösingen, Ohinenheim. Gau; besonders ein-
gehend hat aber der Verfasser die herrliche
Klosterkirche von Schloß Neresheiin in
ihrer Baugeschichte und innern Ausstattung be-
handelt; das Büchlein bietet hier einen ganz,
guten und zuverlässigen „Führer", der im nächsten
Sommer wohl unzweifelhaft vielfach benützt
werden wird. -n.

Stuttgart, Vuchdruckerei der Akt.-Ees. „Deutsches VolkAIatt".
 
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