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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 22.1904

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Nr. 8
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Gassenmeyr, ...: Paramentenpracht in deutschen Franziskanerkonventen und der Kampf gegen sie: aus der Chronik eines Minoriten
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https://doi.org/10.11588/diglit.15937#0091

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70

liegt tut Habit des Armen ans kaltem
Stein, eingeschlossen im Felsen. —

Droben in Oberitalien wölbt sich über
dem Grab des Winidermanns Antonins
von Padua ein Wnnderban, der seines-
gleichen kaum hatte — auch dieser Vau
stand den Gedanken eines Franz so fern
wie in Sirius' Weiten —, aber hier sieht
man, wie das Franziskanertum nicht der
treibende, sondern schon der getragene Teil
ist. Franz und Anton sind große National-
heilige geworden, sie gehören nicht mehr
bloß beiu Orden an, sondern den Zeit-
genossen überhaupt, und diese sind es,
vorzüglich Laien, welche diese Pracht-
banten ansführten, auch andere Kirchen
prachtvoll bauten und dann den Brüdern
überließe», wie z. B. 3. Maria gloriosa
dei Frati in Venedig.

Damit soll der Einfluß des hl. Franz auf
dieKunstentwicklnng keineswegs ganz herab-
gestimmt werden — aber er war mehr
ein indirekter. Bekannt ist sein Verhältnis
zur Natur, bekannt die hundert schönen
Züge, in denen diese Liebe widerstrahlte,
die dann in den schönen Darstellungen
eines Thomas von Celano, eines Bona-
venturen und anderer niedergelegt wurden.
Nun traten Männer auf, welche sich des
von dem Heiligen zn diesem Ziveck unbe-
wußt gegebenen Stoffes genial bemächtigten,
wie Cimatur und Giotto u. a.

Diese großen Künstler mögen Anregung
von Franz empfangen haben, aber sie sind
der Hauptsache nach doch mehr Blüten
der großen kulturgeschichtlichen Entwicklung
des italienischen Geistes in der damaligen
Zeit gewesen.

Doch die Reaktion gegen die super-
fluitas und curiositas — gegen das Ueber-
maß und das Ueberfeine blieb nicht aus.
Bekannt sind die Bestimmungen des Ge-
neralkapitels von Narbonne 1260, die
dann später ans dem Generalkapitel zu
Assisi 1354 unter Wilhelm Farineri er-
neuert wurden. Die Rubrik III handelt
von der odservantia paupeitatis und be-
sagt : Da das Ueberfeine und das Ueber-
maß direkt der Armut entgegentritt, so
verordnen wir. daß alles Auffallende an
Malwerke», Reliefbildern, Fenstern, Säulen
und derartigem, daß altes Ueberinaß in
der Lange, Breite und Höhe an den
Bauten streng vermieden werde. Die

Kirchen selbst seien nicht geivölbt (testu di-
natae) — mit Ausnahme des Chors,
Ein Campanile in der Form eines Turms
soll keine Kirche haben — ebensowenig
werden Glasfenster mit historischen Dar-
stellungen oder Bildnissen geduldet, aus-
genommen, daß ans bem Hauptfenster
hinter dem Hochaltar Bildnisse des Ge-
kreuzigten , der allerseligsten Jungfrau,
des hl. Johannes, Franziskus ititb Anto-
nius angebracht werden dürfen; was sonst
noch da ist, soll bei Gelegenheit der Visi-
tationen entfernt werden.

Die Brüder dürfen golddnrchwirkter
oder seidener Kultkleider sich nicht be-
dienen — Cingnla und Stolen sind ans-
genommen —, auch sollen sie sich solcher
nicht leihweise bedienen. Wo sie sich vor-
finden, sollen sie ivie oben abgeschasst
werden.

Das Kapitel von Narbonne fügt noch
bei °. Rauchfässer, Kreuze und Lampen
von Silber rverden nicht geduldet, die
Kelche müssen von einfacher Form sein,
und zwar nur glatt (in opere plano)
und dürfen das Gewicht von 2l/ä Mark
nicht übersteigen. Es sollen nicht mehr
Kelche da sein als Altäre, ansgenommen
Einen pro conventu.

Man sieht: dies sind Bestimmnngen,
die einer weiteren Entwicklung und Ent-
faltung von Kunstformeu aller Art gerade
nicht Vorschub leisteten.

Diese Anordnungen scheinen übrigens
nicht überall und in nllweg streng einge-
halteu worden zu sein, wenigstens nicht
in Italien und, wie das folgende zeigen
wird, auch nicht in Deutschland; daher
die bitteren Klagen der Strengeren und,
wenn sie die Macht und Gelegenheit hatten,
auch ihr energisches Vorgehen gegen die
übermäßige Pracht der Paramente.

Ein solches Vorkommnis berichtet uns
der Minorit Glaßberger. Dieser
schrieb eine Chronik hauptsächlich der
Straßburger und sächsischen Ordensprovinz
etwa 1508 zu Nürnberg, wo er Konfessor
der Klarissinnen war. Sie ist heraus-
gegeben zu Qnaracchi bei Florenz 1887
als dritter Band der Analecta Francis-
cana. Er berichtet wie folgt:

Im Jahr 1467 wird im Konvent zu
Mont-Lu<;ou (Vonrbonnais, Frankreich)
ein Generalkapitel der Brüder von der
 
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