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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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1. Heft
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Schmidt, R. W.: Die Restaurierung des Wasseralsinger Altars von Martin Schaffner
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0016

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Die Füße des Matthäus sind roher, der Faltenwurf plumper als bei Ste-
phan. Matthäus weift dagegen dieselbe Technik auf wie die Stifterfigürchen,
von denen übrigens das der Frau von Alfingen recht gut gelungen ist, nament-
lich im Gesicht und in der Bemalung. Der einheimische (?) Bildschnitzer, der
um 1531 die in Ulin gekauften Bildwerke zusammengesetzt hatte, hat also
nicht bloß diese Figürchen hinzugefügt, sondern auch die fehlende Figur zur
Linken der Mutter Gottes ersetzt."

Alle diese Folgerungen basieren letzten Endes auf der falschen Voraus-
setzung der nachträglichen Anftückung der Stifterfigürchen. Sie seien nun im
einzelnen geprüft. Die verschiedene Größe der plastischen und gemalten Fi-
guren beweist nichts, da dies keine seltene Erscheinung ist. Auch ist der
Größenunterschied an sich unbedeutend. Ebenso ist das doppelte Auftreten des
ChriftuSkindeS kein Grund, von einem Fehler in der Einheitlichkeit des Al-
tars zu sprechen. Die Themen, die jeweils den Altären zu Grunde lagen,
waren vom Auftraggeber bestimmt und damit von subjektivster Natur. Ganz
abwegig erscheint es, aus dem Vorhandensein von Löchern, die zu den jetzigen
Figuren nicht paffen, den Schluß zu ziehen, daß diese nicht zum Schrein ge-
hören. Es wird wohl wenig Altäre geben, die nicht eine mehr oder weniger
große Anzahl überflüssiger Löcher im Schrein zeigen. Ganz aus der Beweis-
führung scheidet ferner die linke Hand des Matthäus aus, die nicht mehr die
ursprüngliche ist, sondern einer späteren Restaurierung angehört. Nun noch
ein Wort zu der ftilkritischen Bemerkung Wengerts, wonach Matthäus von
einem Bildschnitzer geringeren Könnens herzurühren scheine als die beiden
anderen Figuren. Gerade die Gründe, die er hierfür anführt, sind nicht über-
zeugend. Wir haben bereits festgestellt, daß die Stifterfigürchen ursprünglich
und keine spätere Zutat sind. Ihre Übereinstimmung mit Matthäus würde
also im Gegenteil beweisen, daß dieser Heilige von derselben Hand wie die
Madonnenstatue stammt. Es dürfte überdies nicht zulässig sein, die große
Figur des Matthäus und die kleinen nebensächlichen Stifterfigürchen mit-
einander zu vergleichen und aus einem solchen Vergleich so weitgehende
Schlüsse zu ziehen. Kann man außerdem die nackten Füße des Matthäus mit
der Schuhspitze des Stephan vergleichen und erstere für roher erklären? Auch
die Bemalung der Figur der Rechbergerin für besonders gelungen zu halten,
ist falsch, da diese zur Zeit der Untersuchung Wengerts neu, d. h. 19. Jahr-
hundert, war. Es bleibt noch der Einwand des plumperen Faltenwurfs. Der
erste Eindruck läßt diese Beobachtung noch als die richtigste erscheinen. Bei
näherem Vergleich stellt sich aber doch eine weitgehende Übereinstimmung
der Faltengebung dieser Figur mit der des hl. Stephan heraus. In beiden
Fällen zeigen die Falten flache Grate, die an den Knicken eingebeult sind, auch
der Gesamtverlauf der Falten ist ähnlich. Man beachte hiezu die ausfallende
Horizontalführung eines Teils derselben. Verständlicher wäre es gewesen,
etwas über die Verschiedenheit der Haarbehandlung, bei Stephan gelocktes
und bei Matthäus in einzelne Strähnen geordnetes Haar, zu sagen. Ver-
mntlich besteht auch die durch Wengerl beobachtete Verwandtschaft zwischen
der Stiftersigur Wolfgangs von Alfingen und der Matthäusstatue in dieser

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