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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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2. Heft
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Rohr, Ignaz: Die Kriegergedächniskirche St. Elisabeth in Ulm
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0061

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flach gedeckt. Dadurch, daß die Pfeiler sehr nahe an die Langseiten herange-
rückt sind (das Mittelschiff sechsmal breiter als die Seitenschiffe fl 5 :2,5
Meters), entsteht der Eindruck der Weiträumigkeit und Übersichtlichkeit. Die-
ser wird gesteigert durch die Hochführung des Tonnengewölbes (bis zu 13 Me-
ter im Scheitel) und die dadurch geschaffene freie Bahn für das Licht und den
von allen Sitzplätzen aus unbehinderten Blick auf die Altäre. So wiederholt
sich denn der für die deutsche Volksseele und Volkskraft bedeutsame Vorgang
aus der Periode des unendlich mühsamen Aufbaus nach dem Dreißigjährigen
Kriege. Zu einer Zeit, da das Volk verarmt und „aus tausend Wunden
blutend" am Boden lag und der Nacht der Verzweiflung zu verfallen drohte,
da baute eö seine Kirchen hoch, licht und weit und holte sich in denselben den
Mut und die Kraft zum erfolgreichen Kampf um den Wiederaufstieg. Die
Länge steht in harmonischem Verhältnis zur Höhe und Breite: Schiff 38
Meter, Chor 12,5 Meter, somit die ganze Längsachse 50,2 Meter. Der Chor
ist 10,5 Meter breit. Das Schiff hat Raum für 800 Sitzplätze, die Empore
für 100. Es sind also, verglichen mit den neuen Stuttgarter Kirchen, 150
Sitzplätze mehr als in der Marien-, 50 mehr als in der Elisabethenkirche.
Letztere ist 55,1 Meter lang, 19,4 Meter breit, erstere 49,3 Meter lang,
20 Meter breit. Die Fideliskirche hat 700 Sitzplätze bei 40,2 Meter Länge
und 21,8 Breite. Die Heilbronner Augustinuskirche ist 5 Meter kürzer,
<5 Meter schmäler. Die Ulmer Kirche ist die größte der jüngst erbauten.
Durch die schmerzlichen, aber dank klugem Ausgleichen immerhin erträglichen
Abstriche am Werke des Architekten blieb dem Neubau ein Fehler erspart, der
so oft gemacht wird: dem Schund und Kitsch waren die Pforten verschlosien.
Wohl fehlt noch vieles an der Innenausstattung, aber was vorhanden ist, ist
gediegen. Die Türen sind aus Eichenholz und kräftig profiliert (Glöckle,
Schweitzer und Diebold-Ulm), ähnlich die Beichtstühle (v. A. Wielath-Ulm
gestiftet und erstellt). Die Orgel der früheren Notkirche wurde durch Gebr.
Späth-Ennetach umgebaut und in Dimensionen und Ausstattung den Forde-
rungen des neuen Standortes angepaßt. Die Kommunionbank mit reichen
Schnitzereien wurde entworfen von Schlösier, ausgeführt und gestiftet von
Bildhauer Zimmermann-Ulm. Der Hochaltar mit dem Tabernakel geht in
seinent Aufbau gleichfalls auf Schlösser zurück. Er besteht aus Stuckmarmor
(Ausführung Mayer-Rosa, Neuhausen a. F.). Den Panzertabernakel lie-
ferte die Kassenschrankfabrik Frank-Söflingen. Die Tabernakeltür fertigte
I. Seitz-München. Den Rahmen zum Altarbild erstellte Aicham-Neu-Ulm,
den Umbau und die Statuen des Altaraufbaues (Vinzenz von Paula als Pa-
tron christlicher Caritas, Bischof Adolf, der Patron der Kranken und Ster-
benden, MartinuS, der Diözesanpatron, Elisabeth von Thüringen, die Kirchen-
patronin) Saumweber-Günzburg, die Marmorierung übernahm Hammer-
Schwendi. Das Bild an der Chorwand hinter dem Hochaltar (4 : 2,3 Meter)
malte Gebhard Fugel-München. Sein Gegenstand ist das Kreuzesopfer: der
am Marterholze sich opfernde Christus und zu seinen Füßen die Mitopfern-
den: Maria, Johannes, Magdalena auf der einen, ein sterbender, ein ans
Kreuz sich anlehnender, schwerverwundeter Krieger und eine KriegSwitwe mit

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