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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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Naegele, Anton: Die Generalversammlung des Kunstvereins der Diözese Rottenburg in Schwäb. Gmünd und die Ausstellung von neuzeitlicher Gmünder christlicher Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0068

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vollends in weiterer Umgebung in den Kirchen sich finden und größtenteils aus dem
18. Jahrhundert im Barock- und Rokokostil stamme», sind bis auf verschwindende Aus-
nahmen A u g s b u r g c r Herkunft: Kelche und Monstranzen, Reliquiare und Kruzifixe,
Madonnenstatucn und Heiligenstatuette», Groß- und Kleinornamente sind in unübertroffe-
ner Technik der Ziselier- und Emailkunst in dem lang genug i» den einen Topf geworfenen
„Zopfstil" aus Augsburger Werkstätten hervorgegangen, deren Meister und Werke in kür-
zestem Registerstil.des Rofenbergfchen Monumentalwerks „Der Goldschmiede Merkzeichen"
fast einen Band füllen. Die Ursache dieser auffallenden Erscheinung in der alten Gold-
schmiedestadt Gmünd mit ihren damals mindestens IVO Werkstätten kann nicht nur bei den
Abnehmern, sic muß auch bei den Erzeugern gelegen fein. Die Gmünder Patcrnostcr-
(„Nuster"-)Künstler und Filigranarbeiter konnten im 18. Jahrhundert auf den Gebieten
der über Devotionalienfabrik hoch hinausragenden, kirchliche» Großkunst in Edelmetall mit
den Augsburger Goldschmieden nicht oder nicht mehr konkurrieren.

Heute bei dem hohen Stand des Fachschulwesens und des maschinellen Betriebs sollten
die Zeichen der Zeit günstiger stellen und der Gmünder Goldschmiedekunst wieder verlorene
Gebiete kirchlicher Kunstschöpsungen zw'ückerrbert werden können. Ein glücklicher Anfang
ist gemacht, und wenn Schule» lind Wc kstatt, Lehrer und Lehrlinge noch mehr in den
Geist dieser bis auf die christliche llrzcit zurückgellenden Kirchenkunst und ihrer einzigartigen
ruhmreichen Geschichte eindringen, werden nicht nur die Zeichen der Zeit, auch Form und
Bedeutung dieser Zeichensprache des Göttliche» wieder bester erkannt werden.

II.

Solch aussichtsreichen Keimen einer neuen kirchliche» Kunststätte zu Blüte und Frucht,
zumal in so schwerer, für Lu'us- und Edelmetallindustrie doppelt schweren Zeit wirtschaft-
lichen Tiefstands zu verhelfen, glaubte der rührige Vorstand unseres DiözesanvereinS für
christliche Kunst, H. H. UniversitätSprofeffor Dr. Rohr, der Anregung des Gmünder Ober-
bürgermeisters entgegenkommen zu sollen und betraute ein in der Stadt wohnhaftes Aus-
schußmitglied mit de» Vorbereitungen einer Ausstellung. Wohl als Nachwirkung des
schlimmen Verhängnisses, das über den großgcdachten Projekten einer vielumstrittenen
Gmünder Jubiläumsausstellung 1926 schwebte lind viele Pläne und Hoffnungen infolge
der stets sich verschlimmernden Geschäftslage zu Waffer werden ließ, mochte es zu erklären
sein, daß die voranfgegangene obrigkeitliche Umfrage mit einer einzigen Ausnahme völlig
ergebnislos geblieben war - eine nicht sehr ermunternde Wahrnehmung für einen nach
schwerer Erkrankung aus dem Süden ziemlich spät heimgekebrten Vereinsbeauftragten. Ob
besten anfängliches Widerstreben nicht auf zu schwarzseherischer Ein- und Überschätzung der
ja sicher vorhandenen und betätigten Ausstellnngsmüdigkeit beruhte?

Schließlich gelang es doch, dank der unentwegten Mühewaltung des Herrn Stadtbaurats
Schneider, Firmen und Künstler, etwa zwanzig an der Zalll, für eine Ausstellung kirchlicher
Gegenstände zu gewinnen. Beschränkung auf Arbeiten ans Gmünder Werkstätten oder
wenigstens der in Stadt lind Umgebung geborenen Meister minderte ebenso die Ouantität,
wie der Verzicht auf ausschließlich künstlerische Leistung, die Einstellung auf Besteller-
bedarf und Produzentennot die Qualität nick» gemellrt haben mag. So viel jedenfalls
durfte schon im voraus gesagt werden: man wi-d wohl nur in der einzigen württembergi-
schen Großstadt die AuSftellungSmöglichkeiten geboten sehen, die hier ein beschränktes Stadt-
gebiet wie Schwäb. Gmünd in Wirklichkeit umsetzte: Architektur (llocl,bedeutsame Entwürfe
von geplanten oder auSgefüllrten großen Kirchenbauten Herkommers), Plastik i» Stein und
Holz (Deibcle, Fellrle, Bulling, Haag). Malerei (Prof. Klei», Alfons Nägele, Schenk),
kleinere Holzbildwerke (Stütz, Nagel, Haag, Bulling, Lambert): kirchliche Geräte und De-
votionalien in Edel- und Unedelmetall in Handarbeit (Geiger, Holbein. Möhler: staatliche
Fachschule: Klaffe Barwig, Feuerte) und fabrikmäßiger Herstellung (Erhard, Schumpp),
Plaketten und Bronzestatuetten (Prof. Klein, Bildhauer Deibele und Fehrle), Holz- und
Tonreliefs und -statuette» (Holl und Fachschulklassc Holl), Emailmalereie» (Fix und

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