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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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3. Heft
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Rueß, Bernhard: Zur frühesten Baugeschichte des Klosters Schussenried, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0083

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legt, damit die kranken Bewohner des Hanfes möglichst von den gesunden ge-
trennt seien. — Der Südflügel nun wurde ganz besonders als Wohnung für
die Ordensmänner eingerichtet; er erhielt deshalb den Namen Konvents-
bau. Mehr gegen Westen hin enthielt dieser Flügel das Refektorium
der Chorherren. Der Platz, wo dieser Speisesaal der Mönche zu liegen kam,
war die denkwürdige Stätte, wo vorher sich daS in das ursprüngliche Kloster
nmgewandelte Baronenschloß befunden hatte. Als bemerkenswert wird be-
richtet, dasi die Beseitigung der Grundmauern der ehemaligen Freiherrenburg
den Bauleuten sehr viel Mühe bereitet habe. Außerdem ist beachtenswert die
Tatsache, daß Propst Konrad für die Laienbrüder ein eigenes Refektorium
erbaut hat. Wenn nämlich für die KonverSbrüder ein eigener Speisesaal nötig
war, dann wird daraus mit Recht der Schluß gezogen, es müsse zu Anfang
deö 13. Jahrhunderts die Zahl der Brüder im Verhältnis zu den eigentlichen
Chorherren eine ungewöhnlich große gewesen sein. Schon der Hauschronist
schrieb den Satz: „Daß man in den ersten Zeiten des PrämonstratenserordenS
mehr KonverSbrüder als heutzutage (um 17 60) aufgenommen hat, ist nicht
nur eine Tradition, sondern es erhellt auch daraus, daß sie in Schuffenried ein
besonderes Refektorium gehabt haben. Wegen vier oder sechs Brüdern würde
man nichts Besonderes gemacht haben" (Hanöchronik, I. Teil, S. I I2). —
Unter Propst Konrad entstanden in Soreth aber auch sämtliche Werk-
stätten, die in einem Klosterhaushalt herkömmlich sind. Somit ist unter
seiner Regierung auch die Kloftermühle eingerichtet worden. Darum sind vom
13. Jahrhundert bis in das 19. Säkulum hinein zu Schuffenried drei Mahl-
mühlen im Betrieb gewesen. In dem Mühlegebäude der Propftei befand sich
auch noch die Klofterbäckcrei. Letztere führte, und zwar sogar auch im Volks-
mund, den Namen Pfisterei. Leider ist dieses alte Pfisterei- und Mühle-
gebäude anno 1627 durch Feuer zerstört worden. Den 4. Dezember des ge-
nannten Jahres brannte es nämlich nieder samt allen in ihm aufgespeicherten
Mehl- und Getreidevorräten, wodurch der Schaden noch bedeutend vergrößert
wurde. Verschuldet war das Unglück von dem lässigen Klostermüller Matthäus
Schickler, aus Gntenzell gebürtig. Derselbe hatte die Mühle leer laufen lassen
und die Mühlpfanne ans Bequemlichkeit nicht geschmiert. Letztere war glühend
geworden, und daö Feuer nahm so sehr überhand, daß ihm nicht mehr Einhalt
getan werden konnte. Der unzuverlässige Müllerknecht hatte sich schon um
sieben Uhr zu Bett begeben. Leider stellte eS sich heraus, daß in der kritischen
Zeit auch der Nachtwächter im Torftübchen tief geschlafen hatte. Daher wur-
den beide aus ihrem Dienst entlassen (Hauschronik, 3. Teil, S. 58). Dieses
Doppelhaus, in dem Getreide gemahlen und Brot gebacken wurde, muß
übrigens sehr rasch wieder aufgebaut worden sein; denn schon im Jahre 1628
wurde von einer „neuen" Pfifterei geredet (Chronik, 3. Teil, S. 60). Dieses
im dritten Dezennium des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaute, neue Mühle-
und Bäckereigebäude existiert zur Stunde noch, nur dient eö anderen Zwecken;
es wird von zwei Hüttenwerksangehörigen bewohnt und dient zur Aufbewah-
rung von Produkten der HüttenwerkSschlosserei. An seiner Außenseite ist fol-
gende Inschrift angebracht: .Mntthneus liohreru8, Monasterii humilis Abbas,

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