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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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3. Heft
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Rueß, Bernhard: Zur frühesten Baugeschichte des Klosters Schussenried, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0084
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molendinarium hoc per incendium quarti Decembris A. 1627 in cineres
redactum de novo reaedificavit. Anno f 1628." DaS daselbst ange-
brachte Wappen deö AbteS Rohrer (drei Weiherrohre) ist jetzt noch wohl-
erhalten. Auch die übrigen Werkstätten: Schmiede, Schreinerei, Wagnerei,
Schlosserei, dürften ebenfalls von obigem baufreudigen Klostervorstand Kon-
rad.II. herrühren. Daß er auch für die notwendigen Ökonomiegebäulichkeiten
besorgt war, scheint bei der klösterlichen Selbstbewirtschaftung der Grund-
stücke selbstverständlich zu sein. Wie es bei den OrdenSniedcrlassungen üblich
war, hat er den gesamten Gebäudekomplex mit einer Ring m a u e r umgeben
und durch ein Tor abschließen lassen. Denn es scheint sicher, daß daS jetzt noch
stehende, sog. untere Tor auf diesen Propsteivorstand zurückzuführen ist. Dieser
alte Toreingang macht den Eindruck großer Solidität, allerdings scheint sein
südwestlicher Giebel im Lauf der Zeit je nach dem herrschenden Baustil mehr-
fache Änderungen erfahren zu haben, auch das Tortürmchen hat die Fasson
leiner Bedeckung (Helm, Kuppel usw.) mehr als einmal gewechselt.

So ist denn Propst Konrad ll. als der eigentliche Erbauer des alten Klo-
sters anzusehen. Waö spätere Klostervorstände an weiteren Baulichkeiten zu
dem von ihm Erstellten hinzugefügt haben, ist nur als eine Erweiterung und
Verschönerung des von Propst Konrad Grundgelegten anzusehen. — Unter
den späteren Pröpsten ruhte die Bautätigkeit. Nachdem aber die Vorstände
der Schussenricder Ordensniederlassung die äbtliche Würde erlangt hatten,
steigerte der erhöhte Rang auch die Pflichten der Repräsentation und ver-
mehrte die Bedürfnisse. Während die Pröpste noch keine von dem eigentlichen
Klostergebäude abgesonderte Amtswohnung besessen hatten, schritt dagegen
der dritte Abt Heinrich Österreicher (1480— 1505) zum Bau einer eigenen
zweistöckigen AbtSwohnung, die er oberhalb der ebenfalls von ihm westlich
an die Klosterkirche angebauten Vorhalle anno >482 einrichten ließ. Diese
über dem westlichen Zugang zur Klosterkirche gelegene äbtliche Behausung
führte den Namen Abtei oder Prälatur. Mit Rücksicht auf die beiden Stock-
werke derselben redete man von oberer und von unterer Abtei, in welch letzterer
sich die HauSkapelle des ReichSstiftSvorftandS befand. Nach der Kloster-
aufhebung war die alte Abtei bis 1880 dem Valentinskaplan, jetzt aber ist
dieselbe dem Pfarrer als Pfründwohnung zugewiesen. Abt Heinrich hat u. a.
auch den Kreuzgang überwölben lassen, der schon zur Zeit der Pröpste als
Begräbnisplatz der Mönche diente. Der Gang ist mit Backsteinen belegt, und
auf vielen derselben kann heute noch der Name, das Geburtsdatum und der
Todestag der einzelnen verstorbenen Chorherren abgelesen werden. Über dem
Kreuzganggewölbe ließ der gleiche Abt anno 1486 die Bibliothek an-
legen, die in späterer Zeit auch als Archiv diente. Heutzutage ist dieser Raum
ein Oratorium und wird Chörle genannt. Neben dem Wappen Österreichers
(ein über einem Dreiberg aufgehender, fünfstrahliger Stern) ist noch die In-
schrift zu lesen: „Hainricusöstericherhuc abbs. decretorum doclor hanc primus
erexit bibliothecam.“ — Auch der unmittelbare Nachfolger Österreichers, Abt
Johannes Wittmaper (1505 —44), entfaltete eine rege Bautätigkeit. Inner-
halb der Klostermauern wurde von ihm das Kornhaus erstellt; es stand

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