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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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3. Heft
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Rueß, Bernhard: Zur frühesten Baugeschichte des Klosters Schussenried, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0086
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libergegangen zu sein. DaS Tor war eine Zierde Schussenrieds und bot eine
herrliche Aussicht auf die nähere Umgebung und in die fernen Alpen; es war
geschmückt mit dem Wappen deö Erbauers (über einem goldenen lateinischen
W ein goldener Stern in blauem Feld), das wir in einer Abhandlung über
alte Ansichten von Schusienried näher beschreiben.

Als einen nicht wenig baulustigen Prälaten haben wir den Abt Oswald
Escher (1575—82) zu erwähnen. Er ließ im Jahr 1579 die Abtei, das
Refektorium, den Saal, die Kapelle oder äußere Kirche (gemeint ist offenbar
die Liebfrauenwallfahrtskapelle) und das Kapitel ausmalen und zieren, wie
arich den Gang nach dem Konventsgarten (Hauschronik, 2. Teil, S. 188).
Diese Malereien müssen vortrefflich gewesen sein; denn sie werden vom Haus-
chronisten geradezu als Kunststücke bezeichnet. Leider sind diese Produkte der
Malerei teils einem zu Anfang des 17. Jahrhunderts durchaus notwendig
erschienenen Neubau verschiedener Teile deS klösterlichen Gebäudekomplexes,
teils aber dem von den Schweden entfachten Schadenfeuer zum Opfer gefallen.
Abt Oswald begnügte sich aber nicht mit der Renovation und Verschönerung be-
reits bestehender Baulichkeiten, vielmehr stellte er auch einen bedeutsamen Neu-
bau her. Dies scheint der Gastbau, die Herberge für die Fremden, gewesen zu sein,
welche wie das spätere Haus der Gäste gegen Süden hin an der Klostermauer
stand. Unter dem Früchtenaufzng dieses Gebäudes war eine Steinplatte in die
Mauer eingelassen mit der Inschrift: „Anno Domini MDLXXIX = (1579)
hat der ehrwürdige Her, Her Oswald Abt des Gotöhus zu Schuffenried
diesen Buw laßen machen" (vgl. Diözesanarchiv von Schwaben, 1895,
Nr. 7: Klosterneubau von Schuffenried, von P. Beck). Dieses Gebäude stand
da, wo nach der Klosteraufhebung die sog. Kanzlei war, nicht weit vom unteren
Tor weg. — Der Nachfolger EscherS, Abt Ludwig Mangold (1582 — 1604)
hat sich vornehmlich um den Neubau der Abtei verdient gemacht. Im
Jahre 1591 wurde die fetzt noch vorhandene „steinerne Schneck" (Wendel-
treppe) erstellt. Über derselben findet sich fetzt noch als Schlußstein der
Treppenüberwölbung das Wappen des Prälaten Mangold vor. Der Stein-
metz erhielt nebst der Kost noch 73 fl. 24 kr. an Geld. Die rauhen Steine zu
dieser Treppe wurden über Buchhorn aus Rorschach bezogen. In die Küche
ließ er eine neue Brunnenleitung einrichten. Die Steine dazu, wie auch die
Röhren und die bleiernen Teichel wurden aus Konstanz bezogen. Sie kosteten
156 fl. 49 kr. bar. Überhaupt unterzog er die ganze Abtei einer gründlichen
inneren Renovation. Heutzutage noch gibt eine außen an der Prälatur an-
gebrachte Steintafel hievon Kunde. Die Inschrift in großen lateinischen
Buchstaben lautet: „Ludwig Abte zu Schussenriet hat diese Gemach anderst
erbowen lassen im Jahr 1590." Beim Treppenaufgang zur Abtei ist auf
halber Höhe zwischen Eingang und Beletage zu linker Hand noch ein steinernes
gotisches Türgericht zu sehen. An der Oberschwelle steht die Iahrzahl 1591
und die Anfangsbuchstaben des Namens des Baumeisters oder des Stein-
metzen H. S. samt seinem Meisterzeichen. Nachdem die Restauration der
Prälatur ganz befriedigend ausgefallen war, entschloß sich Abt Mangold auch
noch zur Aufstellung eines Monumentalbrunnens im Klosterhof; anno 1595

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