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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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4. Heft
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Naegele, Anton: Zwei kunstgeschichtliche Monumentalwerke aus dem Franziskusjubiläumsjahr
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0122
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werter Literaturkenntnis kurz vorgetragenen literarischen Auseinandersetzungen
der Vorgänger und Zeitgenossen Stellung nehmen, teils bestätigend, teils abwei-
send, und manch eigene, gründlich erwiesene Ansicht vortragen, ohne indes eines
öfteren Non liquet oder Ignorabimus sich zu entschlagen. Das Hauptaugen-
merk richtet der Verfasier auf eine möglichst genaue Beschreibung der einzelnen
Fresken, zumal da die meisten Wandbilder entweder in ruinenhaftem Zustand
oder durch fortgesetzte Restaurationen verdorben sind. Er gibt der Stilanalyse,
der Erklärung der formalen Elemente, keinen zu breiten Raum, streift die
wichtigeren Streitfragen, oft nur in einer kurzen Fußnotiz, und überläßt es
dem Leser, an der Hand des reichen Abbildungsmaterials die kunstästhetischen
Folgerungen zu ziehen. Den Gang der Darstellung und die Möglichkeit der
Übersicht über die verwirrende Fülle der Bilder erleichtert wesentlich Klein-
schmidtö Disposition; nicht die Verteilung der Fresken auf Ober- und Unter-
kirche ist ihm maßgebend, sondern die chronologische Ordnung der Wand- ‘
gemälde, die mit wenigen Ausnahmen von einzelnen Mosaiken und Tafel-
bildern alle Freskomalereien sind. Die ehemalige Pracht und Herrlichkeit, in
der die Kirche einst vor 600 Jahren erstrahlte, die Schönheit des farben-
sprühenden Gewands ihrer damals neuen Wand- und Glasmalereien können
wir heute nur noch ahnen; der heutige Besucher der Basilika findet an vielen
Stellen besonders des Querhauses nur noch „dunkle Schattengebilde, ruinen
hafte Trümmer einstiger Größe und Schönheit". Als die Kirche im vollen
Glanz ihrer Farbenpracht erstrahlte, sah man in der Apsis die Madonna auf
ihrem Sterbelager, umgeben von den Aposteln, oben zwischen den Arkaden das
Iugendleben Mariä, grandiose Figuren, die auch im Querhaus uns noch be-
gegnen, dazu Darstellungen aus dem mit sieben Siegeln auch im Bild ver-
schloffenen Buch der geheimen Offenbarung des heiligen Johannes. An den
Hochwänden des Langhauses war ehedem eine ganze farbenstrahlende Bilder-
bibel aufgeschlagen, rechts das Alte Testament, links das Neue, in den wich-
tigsten biblischen Begebenheiten von der Weltschöpfung bis zur Geistessendung.
Auch von dieser größtenteils verblichenen oder zerstörten einstigen Bilderherr-
lichkeit wendet sich das Auge des Besuchers rasch zur Lebensgeschichte des Pove-
rello, die in 28 Fresken am unteren Drittel der Wände der Oberkirche darge-
stellt ist. Ebenso sind in der noch älteren Unterkirche der Basilika von Assisi den
Bildern aus dem Leben Jesu die älteren Fresken der Franziskuslegende ange-
reiht; der schon von den ältesten Biographen, den ersten Schülern des Franzis-
kus betonte Gedanke sollte auch hier zum bildlichen Ausdruck kommen, daß Fran-
ziskus der getreueste Diener und Nachfolger des göttlichen Lehrmeisters Jesus
Christus gewesen ist. Die älteste Darstellung der Franziskuslegende begegnet
uns im Langhaus der Unterkirche, deren unbekannter Meister nach diesem
Zyklus genannt wird; im Querhaus wird im Lauf von drei Jahrhunderten
das Leben Jesu, Jugend und Passion Christi an die Wände gemalt, und da-
zwischen die Verherrlichung des heiligen Franziskus dargestellt, auch hier Ur-
bild und Abbild der Heiligkeit nebeneinander. Die Kapellen erhielten als
Schmuck Bilder aus dem Leben der Heiligen, denen sie gewidmet sind. Die
Malereien der Sakristei der Unterkirche, die allein von den drei an der Süd-

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