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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 44.1929

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Heft 2
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Naegele, Anton: Die fürstlich-hohenzollernsche Kunstsammlung in Sigmaringen einst und jetzt, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15947#0052

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in Sigmaringen u. a. nicht weniger benachbarte Gotteshäuser im Bistum Rot--
tenburg wie Ennetach OA. Saulgau mit seinem herrlichen Altar, Buchau
QA. Riedlingen u. a. sind als Kaufstätten genannt oder bekannt.

Gerade auch dieser rein kirchliche oder klösterliche Ursprung so vieler Kunst--
werke schwäbischer Provenienz läßt die Veräußerung und Zerstreuung in völlig
andersartige Verhältnisse beklagen. Manche Pfarrkirche des Hohenzollernlandes
hat nur deshalb oft um billiges, heute taxiertes Spottgeld oder gegen Tausch
mit neuem Ersatz ihre alten Schätze abgeliefert, weil sie in die Residenz, in den
Kunsttempel ihres katholischen Fürstenhauses als ewig unveräußerliches Fidei-
kommißgut gelangten und dort besser und dauernder aufgehoben schienen, weil sie
im Lande blieben und dem Lande, der Heimat, wieder zugute kamen als unver--
siegliche Quelle der Freude, des Kunstgenusses, künstlerischer Fortbildung. Weite
Kreise im Klerus und Volk, von Beamten und Lehrern konnten es vom Stand-
punkt der Kulturpolitik aus nicht verstehen, warum die fürstliche Verwaltung zur
Begleichung der ja zweifellos ungeheuren Steuerforderungen nicht etliche
Felder und Wälder in Bargeld umsetzte, ohne schwerwiegende kulturelle, geschicht-
liche, pietätliche, rechtliche Belange zu schädigen, ja die Bedeutung der alten
Fürstenresidenz als Kulturstätte zu vernichten.

Wie der Hauptbestand des fürstlichen Museums geht auch der heutige Bau,
„G a l e r i e b a u" genannt, auf den Fürsten Karl Anton von Hohenzollern
zurück (1811—1885). Wenige Jahre vor Ausbruch des deutsch-französischen
Kriegs, dessen Anlaß bekanntlich die spanische Thronkandidatur des Hohen-
zollernprinzen war, ließ er den Anbau um das alte Felsenschloß über der Donau
rm spätgotischen Stil errichten. Am 5. Oktober 1867 wurde das neugebaute
Museum in Gegenwart des Königspaares von Preußen, Wilhelm und Augusta,
feierlich eröffnet. Bisher waren die von Karl Anton gesammelten Kunstschätze
teils im Sigmaringer Residenzschloß, teils im Schloß Jägerhof in Düsseldorf
untergebracht. Schon seit seinem ersten Berliner Aufenthalt, wo er auf den Rat
Alexanders von Humboldt seine Bildung vertiefen sollte und wo besonders der
spätere Direktor der Königlichen Gemäldegalerie, Gustav v. Waagen (ch 1868),
durch seine Vorträge und Führungen Begeisterung für die Kunst weckte, begann
der 1831 Erbprinz gewordene Karl Anton mit eifriger Sammeltätigkeit, und
setzte sie als regierender Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen fort (1848—49).
Rach dem Verzicht auf die Souveränität zugunsten Preußens lebte er als
Divisionskommandeur und dann Militärgouverneur der Rheinprovinz von 1852
bis 1871 in Düsseldorf, wo des Fürsten Kunstinteresse im Verkehr mit
rheinischen Forschern und Künstlern besonders auf mittelalterliche Kunst gelenkt
wurde. Zahlreiche Erwerbungen stammen aus der Auktion der Sammlung
I. P. Weyer in Köln im Jahre 1862.'') Auch Karl Antons Sohn und Enkel, die
Fürsten Leopold (1885—1905) und Wilhelm (1905—1927) ließen sich die
Vermehrung der vielseitigen Kunstgalerie angelegen sei. Die meist aus Philo-
logen- und Hofmeisterkreisen stammenden Vorstände der fürstlichen Sammlungen
Lehner, Zingeler, Gröbbels haben sich mehr durch glückliche Aufspürung und
Erwerbung von nur bedeutenden Kunstgegenständen als durch kunsthistorische
Forschung und Veröffentlichung verdient gemacht. Seit Jahrzehnten warteten
weite Kreise vergeblich auf einen Katalog des Museums auch nur bescheidenster
Aufmachung. Erst der Frankfurter Amtsgerichtsrat a. D. und Privatgelehrte

I s. Rieffel im Städel-Jahrbuch 1924 S. 36.

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