Allgemeine theologische Bibliothek (4.1775a)

Von dem Verfalle der Religion. 65
das ihr Christen! ruft er, das ist es, was dir Dorf,
Prediger und mit ihnen die Religion verächtlich
macht.— Hier eilet zu Hülfe! Hier wendet alle
Mittel an, daß die armen Pfarrer nicht in Schul-
den gerochen und endlich verhungern dürfen! Hier,
jhr Landesherren, erschöpfet eure Freygebigkeit, die al,
te Pracht der Geistlichen, der Kirchen rc. wodurch sich
der Hohepriester und die Stiftshütte im A. T. aus»
zeichnete, wieder herzustellen— dann wird— doch
wir wollen unfern Lesern dieses herrliclre Mahl ganz
geniesten lasten. Sie mögen die r 8 Seiten durchle-
ben, wenn sie Lust haben. Uns dünkt, der Vers, ha-
be drey Punkte nicht gehörig überlegt: 1) daß sich
die Kirche neuen Testaments gerade zu der Zeit am
besten befunden habe, da ihre Gotteshäuser ohne
Schmuck, und ihre Priester ohne Glanz waren;
daß sie im Gegentheil ihrem Verderben entgegen eil-
te, als Constantin — u. s. w. r) daß seine Schilde-
rungen von der schlechten Besoldung der Geistlichen
auf dem Lande, und von der fast unvermeidlichen
Nothwenbigkeit in Schulden und Elend zu gera«
then, offenbar übertrieben sind: z)daß endlich die
mit Oekonomie verbundenen Pfarrstellen eine so har-
te Anklage schon deswegen nicht verdienen, weil ein
Landgeistlicher, wenn er die Oekonomie nur versteht,
und dabey ein Mann von Geschmack und Liebe zum
Studieren ist, auf die leichteste und angenehmste Art
sein Hauswesen dirigiren, seinem Knechte Befehle
geben, seine Arbeiksleute (mit dem Buche in der
Hand spatzieren gehend) beobachten kann u s. w. oh-
ne seinen Hauptgeschäften den mindesten Abbruch
zu thun. Recensenk kennt selbst Dorfpfarrer, die
bey einer ziemlich weitläufigen Witthschaft, be-
Th?c>1. Bibl. IV.B. E lesen