Allgemeine theologische Bibliothek (10.1778)

ZO2 Ueber Toleranz undGewissensfreyheit
die erstere ohne das noch nicht von uns beurtheilt
worden ist, so wollen wir beyde zugleich nehmen,
und unser Urtbeil um so kürzer fassen, da man die
erstere Schrift schon in verschiedenen Journalen
ausführlich und gründlich recensirt hat; und da
es ausserdem nickt wohl möglich ist, dem V. bey
seiner ausserordentlich weuswweisigen lehr? und
Schreibart auf dem Fuße zu folgen. Es gehört
diese Schrift ganz ins polemische Fach; und ist
eigentlich gegen das bekannte und beliebte Buch
-es Herrn Prediger Lüdke von Toleranz und
Gewiffenssreyhcit, welches im Jahr 1775 zu
Berlin herauskam, gerichtet. Der Ton ist auch
durchgehends polemisch, in der ersten Schrift
vorzüglich rauh und heftig, in dem Nachtrage
etwas gemäßigter. Mit größter Härle, und wir
können wohl sagen, mit wirklicher Grobheit greift
Hr. Döderlein seinen Gegner an, macht ihm bey
jeder Gelegenheit die bittersten Vorwürfe, deutet
alles aufs übelste, und würdigt den rechtschaffenen
Mann zu den ärgsten Keßern, hügnern und
Verläumdern herab. Will man die Sprache dec
Intoleranz und den Charakter des Hrn. Döder-
leins kennen lernen; so darf man nur dies Buch
vhneVorurtheil lesen; nur die Lüdkensche Schrift
dagegen halten, die in einem sanften Tone geschrie-
ben ist, und so viele sichtbare Merkmale dec Wahr,
heitA