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Die Kelten.

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Schatze von Fokoru, der von P u 1 s k v an den Schluss der Hall-
statter Periode gesetzt wird.

Wenn Linden s eil mit vom Einfluss der Kelten auf die
Kunst der Merowinger Zeit nichts wissen will und diese für eine in
Deutschland entwickelte hält, so hat er in gewissem Sinne recht, wenn
er aber desshalb eine Einwanderung der Germanen aus Asien leugnet,
die zum wenigsten 1000 Jahre früher stattgefunden hat, so stellt er
willkürlich Alles in Abrede, was für die Herkunft der Sprache, der
Religion und Kunst, ja der ganzen europäischen Kultur aus Asien
mit zwingender Beweiskraft beigebracht werden kann. Es möchte
kaum ein zweites Beispiel der Art bekannt sein, dass ein Volk des
Alterthums seine Wohnsitze auf einer gewissen Stufe der Kultur in
so eigenthümlicher Weise bezeichnet hat, wie es die Kelten in
früherer Zeit durch den Bronzekelt und später durch den Torques
gethan haben. Der erstere hat aber eine viel weitere und ältere
Verbreitung in Europa, wo er sich in Scandinavien, in ganz Süd- und
Westdeutschland, in Frankreich, Belgien, England, Irland, Spanien und
Portugal zahlreich findet, als der letztere, der mehr auf das den Römern
bekannte Gallien beschränkt bleibt. Auch die megalithischen Denk-
male Westeuropas muss man den Kelten und Germanen zuschreiben,
darum müssen sie aber nicht überall vorhanden sein, wo Kelten
wohnten, denn in Nordeuropa beschränken sie sich auf die Gegen-
den, wo es erratische Blöcke giebt. Holtzmann irrt desshalb,
wenn er sagt, die Grenze der Kelten trifft mit der der Menhirs und
Dolmen westlich von einer Linie von der Rhonemündung bis Brüssel
zusammen. In Frankreich ist ihr Name Dolmen keltisch. Sic sind
nicht weniger häutig im holländischen Bezirke Drenthe, dem alten
Sachsenlande. Nur germanische Stämme können sie in Nordafrika
errichtet haben. Die Schädel des Hünengrabes von Wintergalen x)
sind germanische, die der Steingräber von Mecklenburg2) zum grossen
Theil. In dem Kegelgrabe von Schwaan liegt der dolichocephale
Germane mit dem Bronzeschwert langgestreckt, unter ihm sind in
hockender Gestalt acht Todte beigesetzt, von mehr brachycephaler
Schädelform, es sind wohl die mit ihrem Herrn geopferten Diener3).

Betrachten wir, ob die kraniologische Untersuchung uns eine
genauere Kenntniss des keltischen und germanischen Volksstammes

1) Die Anthrop.-Vers. in Münster, Leopoldina XXVII 1891 No. 3—8.

2) Bericht über die Anthrop.-Vers. in Schwerin, 1871 S. 57.

3) Jahrb. d. Ver. f. Mekl. Gesch. XIX 1854, S. 297 u. XXIV 1859, S. 167.
 
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