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Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande: am 1. October 1891 — Bonn, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.11077#0141
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Drei römische Bleitäfelchen.

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ziemlich selten sind 1). Sie enthalten in der Regel aus den verschie-
denartigsten Anlässen hervorgegangene Verwünschungen gegen feind-
lich gesinnte Personen, welche dadurch nach einem im Alterthum
weit verbreiteten Aberglauben den Unterweltsgottheiten (DU inferi,
DU Meines, vereinzelt auch Dis pater) überantwortet werden. Zu
diesem Zwecke wurden sie an solchen Orten niedergelegt, wo diese
Gottheiten herrschten, nämlich in Gräbern, zuweilen auch in einem
Heiligthume derselben, wie z. B. der Demeter, indem der Glaube
obwaltete, dass dadurch die ausgesprochenen Verfluchungen wirk-
sam und die bezeichneten Personen der Gewalt jener Gottheiten
überliefert würden. Manchmal werden die Gottheiten selbst nicht
genannt, ebenso findet nicht immer eine direkte Beziehung zu dem
Todten statt, in dessen Grabe sie niedergelegt sind.

Das Täfelchen, welches die Gestalt einer kreisrunden Scheibe
hat, besitzt einen Durchmesser von 48 mm und eine Dicke von 1 mm.
Mit Ausnahme von zwei Stellen, wo die Oberfläche des Bleies Scha-
den genommen hat, ist es sehr gut erhalten. Da sich keine Spuren
von Löchern zur Aufnahme von Nägeln finden, so scheint die Platte
nicht, wie dies meistens der Fall ist, aufgeheftet, sondern mehr als
Verschlussdeckel auf eine kleine Büchse oder ein Gefäss aufgelegt

1) Seitdem C. Wachsmuth (Rhein. Museum, N. F. XVIII S. 559 ff.
XXIV S. 474 ff.), Henzen (Bull, dell' Inst. arch. 186G S. 252) und Words-
wort h (Frag'mens and speeimens of early Latin p. 230 u. 486) eine Zu-
sammenstellung' von Bleitäfelehen dieser Art gegeben haben, hat sich die
Zahl der in lateinischer Sprache abgefassten Denkmäler mit ähnlichem In-
halt beträchtlich vermehrt. Es mag dalier nicht unangemessen sein, die
neu hinzugekommenen hier aufzuführen, nämlich eines aus Arezzo (Her-
mes IV S. 282), eines aus Cumae (C. I. L. X, 8214), eines aus Capua (C. I. L.
X, 3824), eines aus Minturnae (C. I. L. X, 8249), eines aus Lydney Park
(C. I. L. VII, 140), zwei von Bath, von denen jedoch eines bloss veröffent-
licht ist (Herines XV S. 588 ff. = Ephem. epigr. VII p. 278 n. 827), zwei aus
Bregenz (Mitth. der K.K. Central-Commission, N. F. VIII S. 57 ff. — Bonn.
Jahrb. LXXIV S. 181), eines aus Constantine (Ephem. epigr. V p. 441 n. 896),
mehrere aus Carthägo (Revue archeol. 3me Serie t. XII, 1888, p. 174; C. I. L.
VIII, Suppl. 12504—12507), zu denen wegen ihres verwandten Inhaltes die
Marmortafel aus Merida in Spanien (C. I. L. IT, 462) hinzuzufüg'en ist. Be-
sonders bemerkenswerth ist die Bleitafel aus einem Grabe des alten Ha-
drumetum, weil sie eine in griechischen Buchstaben geschriebene lateini-
sche Verwünschung enthält (Collections du musee Alaoui; Paris 1890. Ire
Serie. Livr. 4 p. 57 ssi). Auch an oskisch geschriebenen Ueberbleibseln die-
ses Aberglaubens fehlt es nicht. Vgl. Zwetaieff, Sylloge n. 49 u. 50.
 
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