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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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[Heft 1]
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Graef, Botho: Die Gruppe der Tyrannenmörder und stilistisch verwandte Werke in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0017

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DIE GRUPPE DER TYRANNENMOERDER

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bereits eine gleichmässig gerundete, dem natürlichen Fall ent-
sprechend bewegte und mehr oder weniger durchbrochene
Haarmasse aufweisen. Nur unsere Büste zeigt genau dieselbe
Haarbehandlung, und das geht noch weiter: denkt man sich
die spiralförmig gerollten Bandenden, welche bei unserem
Kopfe in einer Reihe angeordnet sind, in drei Reihen über
einander, so erhält man genau die Frisur des Antenorkopfes,
die unter den Chiotischen Werken ja singulär ist1. Ganz ab-
weichend sind auch die oben charakterisirten Ohren des An-
tenorkopfes ; die sämmtlichen übrigen Frauenfiguren der Akro-
polis zeigen bereits den umgebogenen Rand des Ohres vom
inneren Teil deutlich und bewusst unterschieden und mehr
oder weniger einen Ansatz zur richtigen Bildung des inneren
Ohres. Wiederum ist es der in Rede stehende Kopf, welcher
genau dieselben Ohren hat.

Bei der Bildung des Auges betonen die Chioten stets im in-
neren Augenwinkel durch den Umriss das Vorhandensein der
Thränendrüse, wie dies andeutend schon die Nike von De-
los thut; eine plastische Andeutung der Thränendrüse findet
sich nur bei wenigen ganz fortgeschrittenen Stücken. Bei un-
seren beiden Köpfen unterscheidet sich der innere Augenwin-
kel in nichts vom äusseren. Endlich sei auf die eigentümlichen

1 Das Charakteristische dieser Frisur liegt nicht allein darin, dass sie aus
Locken besteht, sondern erstens, dass nur diese Lockenlage vorhanden ist,
während die meisten anderen Köpfe verschieden gestaltete Haarmassen ne-
ben oder über einander zeigen, zweitens dass die zur Locke gerollte Haar-
strähne als flaches Band gebildet ist. Gezackte Löckchen aus wellig ge-
rippten Strähnen gedreht, darüber eine Lage ähnlicher aber ungelockter
Haarsträhnen zeigt der manierirteste aller Köpfe [Mus6es d’Athenes Taf. III).
Löckchen in der häufigen dreiteiligen Frisur zwischen zwei anders belebten
Haarmassen linden sich bei dem Kopf aus Delos im Nationalmuseum zu
Athen (Kavvadias Nr. 23) und bei einem kürzlich auf der Akropolis zusam-
mengesetzten 16cm hohen Köpfchen, welches bei der Nordmauer gefunden
sein soll. Bei diesem letzteren sind die Haarsträhnen auch als Bänder ge-
bildet. Im Typus scheint es nicht rein Chiotisch zu sein. Mehrere Reihen
Locken, ähnlich wie bei der Figur des Antenor geordnet und gebildet, fin-
den sich bei dem Athen. Mitth. XIII S. 440 erwähnten männlichen Kopfe.
(Vgl. AeXxEov 1888 S. 181 y' und S. 201).
 
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